Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines
zumindest hatte gewusst, was ihn erwartete, hatte es kommen sehen. Für sie dagegen war der Schock viel schlimmer, da er sie unvorbereitet traf.
Bethany wusste nicht, wie ihr geschah. Ihre Schreie waren nicht bloß Ausdruck der Schmerzen, sondern von Panik.
Alex hatte nicht den Eindruck, dass sie sonderlich vertraut mit moderner Technik war.
Sie schlug im Kampf mit ihren Schmerzen um sich. Alex hörte das Elektroschockgerät auf den Fußboden fallen und dort mehrmals aufspringen. Als die fünf Sekunden endlich vorüber waren und die Schmerzen endeten, brach sie erschlafft über ihm zusammen.
Was immer sie auf lange Sicht geplant haben mochte – Alex beschloss, nicht freiwillig mitzuspielen. Wenn es das war, was sie wollte, brauchte sie den Elektroschocker nur aufzuheben und
die ganze Nacht lang auf den Abzug zu drücken. Aber er war nicht bereit, dabei mitzumachen.
Als sie wieder zur Besinnung kam, stützte sie sich mit einer Hand auf seiner Brust ab, um sich aufzurichten. Mit der anderen wischte sie sich das Haar aus dem schweißnassen Gesicht.
Sie sah ihm in die Augen. »Dort, wo ich herkomme, ist das gar nichts.«
»Hier auch nicht«, log er.
Ein verstohlenes Lächeln ging über ihr Gesicht. Sie legte sich erneut auf ihn, den heißen Atem wieder direkt an seinem Ohr.
»Ich weiß, was du vorhast, Alex«, hauchte sie, »aber das wird nicht funktionieren. Auf deine kleine List fall ich nicht rein. Ich werde nicht zulassen, dass du mich so wütend machst, dir die Kehle durchzuschneiden. Ich bin hergekommen, um zu vollenden, was vollendet werden muss, und dazu bin ich fest entschlossen.
Führ dich so widerspenstig auf, wie du willst, es wird dir nichts nützen. Du wirst mich heute Nacht schwängern. Es gibt nichts, was du dagegen machen könntest – Männer sind nun einmal so gebaut.
Anschließend werde ich dich eigenhändig mit dem Messer traktieren und dafür sorgen, dass du jedes deiner Worte bereust.«
In der Dunkelheit des Schlafzimmers, nur gelegentlich erhellt vom Aufflackern der vom heftig schüttenden Regen getrübten Blitze, spürte Alex, wie ihn die Hoffnungslosigkeit seiner Lage ein weiteres Mal übermannte. Dass er sie dazu hatte verleiten können, sich mit dem Elektroschocker eigenhändig einen Stromstoß zu versetzen, hatte ihn vorübergehend euphorisiert, doch was nützte ihm das schon? Sie würde sich schwerlich noch einmal dazu hinreißen lassen, noch würde es ihm gelingen, sich von seinen Fesseln zu befreien.
So befriedigend dieser Anblick gewesen sein mochte, aufhalten konnte sie das nicht. Sie würde es ihm heimzahlen, mehr als das.
Er wandte den Blick ab in das Dunkel und überließ sich seiner Verzweiflung.
18
Alex’ Gedanken wanderten zu Ben und den Dingen, die ihm sein Großvater beigebracht hatte. Ben war in üble, verzweifelte Situationen geraten, hatte mehr als einmal dem Tod ins Auge geblickt. Diese Art von Situationen war es, auf die ihn sein Großvater hatte vorbereiten wollen. Ben wollte, dass er, wenn er jemals in eine solche Lage geriet, dem Tod mit Entschlossenheit gegenübertrat, um zu überleben.
Er hatte es mit den mantraartig wiederholten Worten ausgedrückt: »Ärger wird dich finden.« Es war seine Art, ihn daran zu erinnern, allzeit vorbereitet zu sein und dass ihm jederzeit Ärger jedweder Art zustoßen konnte. Oft hatte er davon gesprochen, dass sich Ärger für gewöhnlich dann einstellte, wenn man allein war. Er hatte recht behalten.
Alex ermahnte sich, nicht aufzugeben. Ben hatte ihm beigebracht, nicht so dumm zu sein.
Und wenn er weiter nichts tun konnte, als Bethany so wütend zu machen, dass sie ihn lieber umbrachte, statt ihr Vorhaben zu Ende zu bringen, dann, entschied er, würde er diesen Weg wählen. Er war nicht auf die Möglichkeiten beschränkt, die sie ihm einräumte. Er musste sich nicht ihren Regeln unterwerfen.
Dies war kein alberner Streit mit einer dickköpfigen Frau, es ging nicht nur darum, dass sie ein Kind von ihm wollte. Es ging
um etwas sehr viel Größeres, etwas, für das sie und ihre Kumpane zu töten bereit waren – eine Angelegenheit, in der er ihr auf keinen Fall die Oberhand lassen durfte, selbst wenn es ihn das Leben kostete.
Jax hatte diese Welt aufgesucht, weil etwas entsetzlich aus dem Ruder gelaufen war. Angeblich hatte sie dafür das Risiko ewiger Finsternis auf sich genommen. Ein solches Risiko ging niemand ohne schwerwiegenden Grund ein. Irgendwie hing diese Geschichte mit dem Ärger zusammen, der Jax so sehr
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