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Das Gesetz Der Woelfe

Titel: Das Gesetz Der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Rusch
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Mimmo Battaglia, wenn du nicht siehst, dass es gar keinen Unterschied gibt zwischen dir und mir.«
    »Doch«, wollte Mimmo sagen. »Doch, natürlich gibt es den!« Aber er brachte es nicht über seine Lippen. Orazio Sant’Angelo hatte recht mit dem, was er sagte. Er, Mimmo, war nicht besser, er hatte zugelassen, dass sie Raffaele töteten, und er hatte sich dafür sogar bezahlen lassen in den vergangenen Jahren. Tränen der Scham stiegen ihm in die Augen und vermischten sich mit dem Schweiß. Es kümmerte ihn nicht mehr, ob Sant’Angelo es sah oder nicht. Überhaupt nichts kümmerte ihn mehr.
     
    Orazio Sant’Angelo wandte sich mit einem verächtlichen Schnauben ab. »Du wirst es also für mich erledigen.«
    Es war keine Frage, sondern ein Befehl, und Mimmo Battaglia hatte nicht den Mut zu widersprechen. Er saß auf seinem Stuhl wie ein Sack Kartoffeln, den jemand dort abgelegt hatte, und spürte, wie ihm Schweiß und Tränen das Gesicht hinunterliefen. Verschwommen sah er, wie Orazio Sant’Angelo etwas auf den Tisch legte und dann hinter seinem Rücken ohne ein weiteres Wort verschwand. Durch die geöffnete Tür drang ein kühler Luftzug herein, und Mimmo konnte hören, wie Salvatore die Ladentür aufschloss. Ein leises, melodisches Klingeln der Ladenglocke, für einen Augenblick drangen die vormittäglichen Geräusche von draußen herein: Das Hupen eines motorino , Schritte hochhackiger Frauenschuhe auf dem Asphalt, Rufe. Wie ein Ausschnitt, eine Tonbandaufnahme aus dem alten Leben Mimmo Battaglias kamen sie sekundenlang durch die offene Tür, dann riss das Band, die Tür schloss sich wieder, und die Stille kehrte zurück. Mimmo dachte an Salvatore, der noch immer stumm draußen im Laden wartete. Er durfte ihn nicht so sehen. Unbeholfen zog Mimmo sein Hemd aus der Hose und wischte sich mit den Zipfeln das Gesicht ab. Dabei fiel sein Blick auf den Tisch, wo der Gegenstand, den Sant’Angelo dagelassen hatte, von dem staubigen Sonnenstrahl, der jetzt durch das Fenster drang, beleuchtet wurde wie von einem Scheinwerfer: Es war ein Revolver. Schwarz glänzend und bedrohlich lag er dort. Für ihn bestimmt. Für Mimmo Battaglia, den Mörder. Hastig griff Mimmo danach und schob ihn in seinen ausgeleierten Hosenbund. Er wollte nicht, dass Salvatore noch mehr erfuhr, als er ohnehin schon zu wissen schien. Oder wusste er gar nichts? Wohl kaum. Mimmo stopfte sein Hemd wieder zurück und stand auf. Als er durch den Vorhang trat, zuckte Salvatore zusammen. Um Zentimeter geschrumpft stand er hinter seinem kleinen, schäbigen Empfangstisch und wagte es nicht, Mimmo in die Augen zu sehen. Mimmo verstand plötzlich die unterwürfige Haltung des anderen: Salvatore hatte keine Ahnung, welche Rolle er, Mimmo, in dem Geflecht um die weiße Katze spielte. Für ihn sah es so aus, als hätte sich Sant’Angelo in seinem Laden mit ihm verabredet, als sei Mimmo einer von ihnen, einer, den man mit Respekt behandeln und den man fürchten musste. Mimmo hätte fast gelacht, wenn ihm nicht so elend zumute gewesen wäre. Er hatte die Seiten gewechselt. Gehörte zu den Bösen. Und es sah nicht so aus, als gäbe es einen Weg zurück.
    Er verließ den Laden, ohne Salvatore noch eines Blickes zu würdigen. Er würde sich einen neuen Friseur suchen müssen.
     

MÜNCHEN
    Bevor Clara am nächsten Morgen in die Kanzlei ging, kaufte sie in der kleinen Drogerie um die Ecke eine Glühbirne für die Lampe am Hauseingang. Dann machte sie sich auf die Suche nach einem Geschäft, in dem man Pfefferspray erstehen konnte. In der Nähe ihrer Wohnung wurde sie jedoch nicht fündig. Stattdessen riet ihr der Verkäufer in dem Drogeriemarkt, an dem sie auf dem Rückweg noch einmal vorbeikam, ein Hundespray zu verwenden. Er ging mit ihr zu dem Regal, in dem Hunde- und Katzenmenüs de luxe , niedliche Holzleitern und Schaukeln für Wellensittiche, Spielmäuse und Kauknochen säuberlich in den Regalen lagen. Clara musterte im Vorbeigehen die kleinen Schälchen mit Hundefutter und stellte sich Elises Blick vor, wenn sie ihr ein solches Miniaturfrühstück vorsetzen würde. Elises Portionen konnte man hier nicht kaufen, Clara erwarb sie säckeweise einmal im Monat in der Großhandlung für Tierbedarf.
    Der junge Mann hatte inzwischen gefunden, was er suchte, und reichte Clara eine kleine Flasche, die Ähnlichkeit mit einem Atemspray für Asthmatiker hatte.
    »Sprüht man den Hunden auf die Schnauze, ist für Jogger und Briefträger und so. Ganz und gar

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