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Das Gesetz des Irrsinns

Das Gesetz des Irrsinns

Titel: Das Gesetz des Irrsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Kühn
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Klischee.«
    Eine zweite, für mich ergiebigere Quelle:
T. E. Lawrence, Mosaik meines Lebens.
(Aus Briefen, Werken und anderen Dokumenten ausgewählt und mit einer Einführung von David Garnett. München 1952 .)
    Auch hier ein Zitat, mit Seitenblick auf meine Schreibmethode in
diesem
Buch. Lawrence, Herbst 1914 , an einen Freund. »Heute war ein schreckliches Durcheinander, denn irgendeine Einheit verlangte eine vollständige Sinai-Karte, auf der alle Wege und Wasserstellen – diese nach genauer Kenntnis – und Grobandeutungen der Berge enthalten sein sollten. Weil nun aber Sinai ein Manuskript von 68 Blatt darstellt, war das Ganze etwas schwierig, da die Seiten weder numeriert noch paginiert waren und sich niemand in ihnen zurechtfand. Ich erschien also wie St. Georg in schimmernder Rüstung und erlöste sie (d.h., Oberst Hedley sagte: ›Gehen Sie runter und sehen Sie zu, was Sie mit dem verdammten Ding anfangen können.‹). Und siehe! Am Abend war dort eine Sinai-Karte, 18 Fuß lang und ebenso breit und dreifarbig. Ein Teil davon stimmte, und den Rest habe ich erfunden.«
    Als weitere Materialquelle:
Oberst Lawrence geschildert von seinen Freunden.
Herausgegeben von A. W. Lawrence. Leipzig 1938 .
    Was der jüngere Bruder von Lawrence ediert hat, ist nicht nur ein Kompendium reiner Freundesgaben. Wiederholt wird konstatiert, wie unscheinbar die gefeierte Erscheinung war, auch körperlich. Wenn er auf einem seiner berühmten Brough-Motorräder saß, vor dem Start, erreichte er mit den Füßen knapp den Boden. Lawrence wird, trotz seiner »sanften, fast mädchenhaften Stimme«, schon mal als »bösartiger kleiner Kobold« bezeichnet, als »sensationeller Knirps«.
    Respekt indes wird gezollt dem Anführer von Beduinentrupps im Kampf gegen die osmanische Armee. Hauptmann Liddell Hart, kurz nach dem Ersten Weltkrieg: »Die offene Schlacht ersetzte Lawrence durch eine Art von schleichender Lähmung, indem er nirgends zu fassen und überall gegenwärtig war. Er hat vorausgenommen, was ich für die Tendenz des Zukunftskrieges halte, eine neue Überform des Kleinkriegs.«

    Dass Lawrence vom Gegenspieler Musil wusste, bezeugt ein Briefzitat vom Januar 1915 : »Musil – der Österreicher – ist führender Ratgeber des Generalstabs in Damaskus: sonderbare Sachen passieren heutzutage.«
    Einige Notizen auch zu ihm, zusammengestellt nach Feigl. Geburtsjahr 1868 . Studium an der Theologischen Fakultät der Universität Olmütz, Promotion »cum applauso«. Priesterweihe, Religionslehrer an einer Mädchenschule. Wachsende Faszination für die arabische Welt. 1900 : gemeinsam mit einem Priesterkollegen nach Jerusalem. Von dort aus weiträumige Fußmärsche, auch zur Felsenstadt Petra und zum Wadi Musa. Dieser Name wird ihn fortan begleiten. 1902 und 1904 weitere Expeditionen auf der arabischen Halbinsel. Sein Spezialgebiet werden arabische »Wüstenschlösser« (Hamam ach-Scharach, Kasr [Qasr] at-Tuba, Kas al-Mwakrar und vor allem: Kasr Amra – später dokumentiert in einer bibliophilen Monographie).
    Strapaziöse und gefährliche Expeditionen! »Ich betrat Gebiete, welche noch von keinem Europäer besucht wurden. Die Stämme sind fanatisch, misstrauisch und behindern mich immer und überall. Ich musste Kamelhändler, Zauberer, Arzt, wandernder Kaufmann etc. spielen, um meinen Zweck zu erreichen. Meine drei Begleiter konnten sich nicht vertragen, jeden Tag sollte ich richten, und ich durfte doch keinem rechtgeben. Den ganzen Tag geistig und physisch arbeitend – an manchen Tagen bis zu 14 Stunden fußwandernd – zerrissen, schmutzig, voll von Ungeziefer der schlimmsten Art, musste ich in der Nacht alle und alles überwachen. Während der ganzen Zeit habe ich höchstens sechs oder acht Mal Fleisch gegessen, zwei Mal war ich vom Fieber befallen infolge des schlechten Wassers, das ich nur durch mein Kopftuch trinken konnte. In Abde kroch ich hinauf zu einer wichtigen Inschrift. Nachdem ich sie abgeklatscht und abgeschrieben hatte, stürzte der Turm ein, und riesige Blöcke wälzten sich herunter – nie habe ich den Tod näher gesehen, denn ich war oben auf dem Turm. Ich empfahl meine Seele Gott und klammerte mich an einen Eckstein, stürzte mit ihm etwa 16 Meter tief (er wurde von anderen getragen) und entkam mit blutigen Händen und Füßen, aber mit ganzen Knochen. Aber größer war mein Seelenleiden, als man mich in el-Arab überfallen, mir Revolver, Geld und vier Hefte mit ethnographischen Notizen geraubt hatte! Die

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