Das Gesetz des Irrsinns
Insel gewesen ist. Auch hier also: freie Verwendung von Mustern, Versatzstücken, Realitätsfragmenten zur Förderung der Glaubwürdigkeit des Entwurfs.
Den Musil spreng ich in die Luft. Hier findet ein virtueller Showdown statt zwischen »Lawrence of Arabia« und »Scheich Musa«, dem Cousin von Robert Musil.
Selbstverständlich habe ich Erich Feigls Biographie über den Archäologen, Arabisten und Abenteurer Alois Musil gelesen:
Musil von Arabien. Vorkämpfer der islamischen Welt
(Frankfurt 1988 ).
Im Internet habe ich weitere Texte angeklickt. Als Beispiel der dreizehnte Band des
Repertorium specierum novarum regni vegetabilis
, der Auflistung neuer Spezies aus dem Pflanzenreich. Darunter Velenovskys
Plantae arabicae Musilianae novae,
erster und zweiter Teil. Immerhin 33 Pflanzen werden hier aufgeführt, benannt nach ihrem Entdecker. Jede Pflanze wird zudem in Botanikerlatein beschrieben.
Über arabische Mentalitäten und Verhaltensmuster habe ich mich, soweit wie nötig, kundig gemacht bei Annegret Nippa:
Haus und Familie in arabischen Ländern.
Darmstadt 1991 .
Im Internet ist die Hedschasbahn (übrigens Schmalspur!) reich dokumentiert mit Fotos von Stationen, Lokomotiven, Waggons, beschrieben und kommentiert von Eisenbahnfreaks.
Im Fall Lawrence habe ich allerdings einen Bogen gemacht um sein vielgefeiertes Buch
Die Sieben Säulen der Weisheit
. 848 Seiten, »in großem Oktavformat auf bestem, schwerem Papier mit einem Einband aus Edelbast«. Ich belasse es diesmal beim Blättern, will mir von Lawrence nichts diktieren lassen – allzu suggestiv ist weithin seine Darstellung. Dies auch in der Kurzfassung unter dem Titel
Aufstand in der Wüste
.
Es gibt andere Quellen.
T. E. Lawrence, Selbstbildnis in Briefen.
München 1948 . Auf der Impressumseite eine historische Notiz: »Veröffentlicht unter der Zulassungs-Nr. US -E 139 der Nachrichtenkontrolle der Militärregierung.«
Zur Einstimmung einige Sequenzen aus einem der zahlreich überlieferten Briefe. Lawrence im Juli 1918 . »Ich selbst, ich bin so heftig entwurzelt und so tief in eine Aufgabe gestoßen worden, die zu groß für mich ist, dass mir alles seine Wirklichkeit verloren zu haben scheint. Ich habe alles aufgegeben, was ich früher getan habe, und lebe nur noch wie ein Dieb von der Gelegenheit, indem ich mir den Augenblick greife, wo und wann ich ihn finde. Meine Familie hat Dir wahrscheinlich gesagt, dass die Aufgabe darin besteht, einen arabischen Aufstand gegen die Türkei anzufachen, und aus diesem Grund muss ich mir Mühe geben, mein primitives Äußeres zu verbergen und so wenig wie möglich aus dem arabischen Rahmen zu fallen. Es ist also eine recht ungewohnte Bühne, auf der man Tag und Nacht zu spielen hat, im Kostüm und in fremder Sprache, und immer fühlt man das Gespenst des Misserfolges über dem Kopf schweben, wenn man seine Rolle nicht gut genug ausfüllt.
Du hast richtig erkannt, dass das Arabische meine Einbildungskraft sehr anregt. Es ist die alte, alte Zivilisation, die sich langsam von Hausgötzen und der Hälfte der Schnörkelei befreit hat, die die unsere sich anzunehmen beeilt. […] Ohne dass ich in irgendeinem Punkt ihre Ansichten teile, kann ich sie, glaube ich, gut genug verstehen, um sie nicht zu verurteilen und um mich selbst und andere Ausländer mit ihren Augen zu betrachten. Ich weiß, dass ich für sie ein Fremder bin und es stets bleiben werde, aber für etwas Schlechteres kann ich sie ebenso wenig halten, wie ich mich jemals ihrer Art anpassen könnte.
Dies ist eine breite Vorhalle, um zu erklären, warum ich unausgesetzt Eisenbahnzüge und Brücken in die Luft zu sprengen versuche, statt nach der Quelle am Ende der Welt zu forschen. […]
Du erwartest offenbar die lebendige Schilderung eines arabischen Kostüms oder eines flüchtenden Türken, und wir haben das alles hier zur Verfügung. Es gehört zur mise en scène eines erfolgreichen Streifzüglers, und bis jetzt bin ich nichts andres. Meine 50 -köpfige arabische berittene Leibwache, ausgesucht unter jungen Wüstensöhnen, ist herrlicher als ein Tulpengarten, und wir reiten wie die Verrückten und stoßen mit unsern Beduinen auf nichtsahnende Türken herab und bringen sie massenweis um, und es ist alles sehr blutig und ekelhaft, nachdem wir erst einmal aneinandergeraten sind. Ich liebe die Vorbereitungen und den Ritt und verabscheue den eigentlichen Kampf. Verkleidungen, Preise auf den eigenen Kopf und abenteuerliche Taten gehören alle mit zum
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