Das Gesetz des Irrsinns
Hälfte der Ergebnisse einer 30 -tägigen Arbeit war verloren … Mein Seelenzustand war entsetzlich, aber Gott hat mir geholfen. Deo gratias!
Seit meiner Abreise von Gaza habe ich niemals unter einem Zelt geschlafen, nie in einem Zelt gespeist. In Agrud überfiel uns der Häuptling der Barakit. Damals verlor ich meinen Wein und Cognac und lebte über vierzig Tage nur von Wasser, Brot und undefinierbaren Speisen. Dafür sind auch die Ergebnisse groß. Ich kann dieses Wort gebrauchen, da ich weiß, was andere geleistet haben.
Als Ergebnisse der Reise kann ich anführen:
So gegen hundert nabatäische Inschriften, welche ich alle bereits transkribiert und übersetzt habe;
zahlreiche griechische Inschriften und die Bilinguen, die in nabatäischer und einer mir unbekannten Schrift verfasst sind;
gegen zwanzig Pläne und Skizzen nabatäisch-heidnischer Kultstätten, Pläne und Skizzen von Städten, Monumenten etc.;
eine vollständige Karte des Gebietes von der ägyptischen Grenze bis Wadi Sirhan und von el-Kerak bis zum Roten Meer;
erschöpfende Aufnahmen des ethnographischen Materials mit getreuer Wiedergabe der Aussprache etc. aller Stämme bis in die Gebiete von Tejm und Medajn Saleh hinein.
Hier in Kerak will ich meine Notizen ordnen, das ganze Gebiet bis zum Toten Meer und zur Pilgerstraße aufnehmen und dann [erneut] nach Kasr Amra und ins Wadi Sirhan ziehen –
falls [es] meine Kräfte erlauben,
ich bin nämlich sehr,
sehr
müde.«
Ab 1907 erscheint die dreibändige Monographie
Arabia Petraea.
Sie macht ihn in Fachkreisen berühmt. 1908 baut er in Richtersdorf, seiner Heimat, eine »Villa Musa«. Der »sehr ergebene Vetter Robert Musil« versucht offenbar vergeblich, ihm dort seine Aufwartung zu machen. Bei einem Gegenbesuch kommt es zu Problemen. »Lieber Vetter Alois, ich bitte, Dir nochmals mein Bedauern über den Zwischenfall bei Deinem liebenswürdigen Besuch aussprechen zu dürfen, ich würde mich freuen, wenn ich später in eigener Wohnung Gelegenheit erhielte, den unverschuldet schlechten Eindruck gutzumachen. Mit freundlichen Grüßen meiner Frau und herzlichen Grüßen Dein aufrichtig ergebener Vetter Robert Musil.«
1910 eine Expeditionsreise in den nördlichen Hedschas. Im Auftrag der Organisation Oberster Sanitätsrat sollte »Asch-Schejch Musa ar-Ruwejli«, der Trasse der Hedschasbahn folgend, prüfen, wo sich Lazarette und Quarantänestationen einrichten ließen. Dies mit Blick auf Pilger, die unterwegs erkrankten und in Mekka ansteckend wirken konnten. Zusätzlich hatte ihn die osmanische Regierung beauftragt, sich unter arabischen Stammeshäuptlingen im Hedschasgebiet umzuschauen, umzuhören unter dem Aspekt ihrer politischen Haltung. Als Drittes hatte er vor, »die Umgebung der Bahnstrecke zwischen Ma’an und al-Ula kartographisch aufzunehmen und topographisch und geologisch zu erforschen«.
Der Erste Weltkrieg und damit der »feierliche Augenblick, da das Osmanische Reich, genötigt, für seine Ehre und für die Wahrung seiner obersten Interessen zu kämpfen, sich auf die Seite Österreich-Ungarns und seines Verbündeten, Deutschland, stellt«. So der k.u.k-Kaiser in einem Telegramm an den Sultan, der in einem Antworttelegramm der »lebhaftesten Befriedigung« Ausdruck verlieh, »meine Heere mit den glorreichen Heeren Österreich-Ungarns und Deutschlands für die Verteidigung unserer heiligsten Rechte kämpfen zu sehen«.
Zeitgleich fuhr Musil von Wien per Bahn nach Damaskus mit geheimem Auftrag: In Arabien »soll ich die mit mir befreundeten Häuptlinge besuchen, die inneren Streitigkeiten schlichten, dem Oberhäuptling von dem Krieg zwischen den Ingliz [dem United Kingdom] und den Namsa [Österreich-Ungarn] erzählen, ihnen Vertrauen zu den Türken, wenigstens für die Dauer der militärischen Operationen, einflößen und für ihre persönliche Sicherheit Sorge tragen. Auch könnte ich Situationsberichte der türkischen Leitung zukommen lassen. Nur müsste mir Liman Pascha einen vernünftigen, türkischen Offizier mitgeben, der die kriegerischen Fragen zu lösen bestimmt wäre. Auch müsste die absolute Freiheit der Bewegung in Arabien gewährleistet werden.«
Um für diese Mission das Ansehen des Beauftragten zu erhöhen, war er kurz vor der Reise befördert worden. »Seine k.u.k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Entschließung vom 19 . Oktober d.J. dem ordentlichen Professor der biblischen Hilfswissenschaften und der arabischen Sprache an der Universität Wien, Dr.
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