Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)
Tauschhandel, vor allem mit Gewürzen.«
»Vielleicht haben die Asix nicht genügend Geld, aber die Shiro könnten doch in unseren Geschäften einkaufen?«, meinte die erste Frau des Botschafters.
Soener musste lachen.
»Eher selten. Meiner Meinung nach ist das aufgrund ihres anzüglichen Charakters auch besser so. Einige Händler haben versucht, ihnen Parfums, Freudenpulver, Schmuck, Yachten, Hightech-Apparate und dergleichen zu verkaufen, aber nur ein verächtliches Lächeln geerntet. Die Shiro betrachten es als unter ihrer Würde, Schmuck zu tragen. Womöglich begegnet Ihnen hin und wieder ein Asix mit einer Muschel- oder Samenkette. Vor allem Mädchen schmücken sich gern damit, wenn sie um einen Mann buhlen. Aber ein Shiro nie. Zudem sind sie überaus genügsam und üben sich in Verzicht. Sie hören keine Musik, und sie interessieren sich nicht für den Holovid und andere sogenannte Oberflächlichkeiten. Und als oberflächlich betrachten sie nahezu alles, ausgenommen ihre satanische Fechtkunst. Was Kleidung anbetrifft, tragen Männer und Frauen gleichermaßen dieses farblose graue Gewand, das Sie ja bereits gesehen haben. Es ist für beide Geschlechter nahezu identisch. Ich habe häufig den Eindruck gehabt, dass ihnen der Sinn für Ästhetik völlig abhanden gekommen ist, zumindest, wenn man unsere Maßstäbe anlegt.«
Die Neuankömmlinge bezogen ihre spartanisch eingerichteten Zimmer, die im Vergleich zu den Räumen, in denen sie bislang gewohnt hatten, jedoch sehr groß waren. Das Zimmer von Professor Li war so riesig, dass sein Büro darin Platz fand: So viele Regale, wie er wünschte, einen großen Tisch, auf dem er sein Comp-System unterbringen konnte, und seine seltsamen Stifte. Einen davon trug er stets bei sich, um sich rasch einige Worte oder Sätze aufschreiben zu können, die ihm interessant vorkamen.
Sofort begann er mit der Redaktion seiner Vokabelnotizen, die er von Imi hatte, der jungen Raumfahrtbegleiterin, mit der er während der Reise ein kleines Abenteuer hatte. Glücklicherweisewusste niemand davon; es hätte dem Professor ironische Bemerkungen und verächtliche Blicke eingebracht, wie Kommandant N’Tari sie hatte erdulden müssen.
Nach einer Stunde Arbeit stand er auf und streckte sich. Dann schaute er aus dem Fenster. Obwohl sein Zimmer nur in der dritten Etage lag, konnte er die Dächer der anderen Häuser bis zu den Felsen sehen, deren Steilhang praktisch ins Meer fiel. Links befand sich die Luftbrücke, die Schreiberstadt und den Kontinent verband. Ein tristes, weißliches Licht fiel durch die Wolken. Eine Sonne vom Typ F und vier Monde, erinnerte er sich. Sie bewegten sich auf unregelmäßigen und dezentrierten Umlaufbahnen, was die Berechnung der Gezeiten schwierig machte.
Der Professor dachte mit einem Hauch von Ironie an seine Träume von Abenteuern auf halb wilden Planeten. Sicher, Ta-Shima war eine unterentwickelte Welt, aber sie hatte nichts gemein mit seinen romantischen Schwärmereien. Ta-Shima war ein trostloser und deprimierender Ort, mit einem tristen bleiernen Himmel und Einwohnern, die schlicht gestrickt waren. Hier erinnerte nichts an die glanzvollen Barbaren, die der Professor sich im Traum vorgestellt hatte.
Er seufzte und kehrte zu seinen Papieren zurück.
Den Rest des Tages verbrachte er damit, seine Sachen einzuräumen und Soener, der seit mehreren Standardjahren auf Ta-Shima lebte, ein paar Fragen zu stellen. Danach aß er mit den anderen eine gar nicht so mittelmäßige Mahlzeit. Sie wurde von zwei Asix serviert, die ununterbrochen plauderten.
Auch wenn es noch nicht besonders spät war, gingen schließlich alle schlafen – mehr oder weniger schlecht gelaunt und enttäuscht. Abgesehen von Kapitän Aber, der auf Ta-Shima war, um Befehle auszuführen und dem das voll und ganz reichte.
12
Jene Asix-Frauen von
der Besatzung, die hofften (oder befürchteten), während der Reise schwanger geworden zu sein, gingen in das Lebenshaus von Gaia, das neben dem Haus des Clans Jestak to Gonzalo stand.
Die Ärztin Jestak empfing Keri und Imi mit einem Lächeln. Doch als sie die Blutergüsse auf Keris Gesicht sah, runzelte sie die Stirn. Es wäre ihr lieber gewesen, die beiden Frauen nacheinander zu untersuchen, aber Keri hielt Imi fest an der Hand, und so traten beide ins Zimmer und erzählten, sich gegenseitig unterbrechend, was Keri zugestoßen war.
Die Ärztin fragte nach: »Wenn du schwanger bist, und die genetische Kompatibilitätsanalyse und die DNA sind in
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