Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)
fragte ihn, wer die Frau sei, die mit einem Baby, das eine Hautfarbe wie Milchkaffee besaß, am Flughafen auf ihn gewartet hatte. Niemand machte spitze Bemerkungen über seine übertriebene Herzlichkeit den Einheimischen gegenüber. Man lud ihn zum Essen ein und behandelte ihn äußerst zuvorkommend.
Seine Exzellenz hatte eine Liste mit Dingen vorbereitet, die N’Tari ihm schnellstmöglich mitbringen sollte. Der Kommandant versprach, sich darum zu kümmern, ohne eine allzu hohe Gegenleistung zu verlangen. Dann warf er einen Blick auf die Liste, die der Professor auf ein Blatt Papier geschrieben hatte und musste lächeln, als er die Titel von Musik- und Theater-Cubes las, die weit über das hinausgingen, was er sich in Anbetracht seines schmalen Geldbeutels hätte leisten können. N’Tari nahm sich vor, diese Dinge zuerst zu kaufen, um sie sich selbst auf der langen Reise anzuschauen. Auf der Liste standen auch zwei Musikinstrumente und eine Reihe kleiner Laser für Leuchtskulpturen.
»Wie ich sehe, haben Sie sich arrangiert, um hier eine angenehme Zeit verbringen zu können«, bemerkte N’Tari. »Und Sie, Professor? Wie geht die Arbeit an Ihrem Glossar voran? Benötigen Sie noch die Hilfe der Raumfahrtbegleiterin, die Ihnen bereits an Bord geholfen hat?«
Imi war zweimal zur Botschaft gegangen, um mit Li Hao zu sprechen, aber die Wache hatte ihr den Zutritt verweigert. N’Tari hatte ihr versprochen, dass er herausfinden würde, ob dies auf Anweisung des Professors geschehen sei.
»Nein, danke«, antwortete dieser, »eventuell bräuchte ich zusätzliche Erklärungen. Aber die müssten sich auf einem höheren, intellektuelleren Niveau bewegen.«
»Leider kann die junge Tagaki nicht mit einem Ingenieursdiplom aufwarten, aber ich verstehe, dass es Ihnen nicht reicht.«
»Wo haben Sie denn die ganze Zeit gewohnt?«, fragte der Professor, um das Thema zu wechseln. »Bei Ihren einheimischen Freunden?«
»Natürlich. So wie ich es schon die vergangenen Jahre gemacht habe.«
»Drei Monate lang? Ist das nicht zu unbequem?«, fragte die junge Frau Rasser.
»Ich kann nicht behaupten, dass es sich um ein Luxushotel handelt, aber es reicht, und man gewöhnt sich daran. Die Unterkünfte sind spartanisch, das stimmt, aber sauber und klimagerecht. Wenn ich an Land bin, esse und schlafe ich wie die Einheimischen und kleide mich auch wie sie. Ich fühle mich wohl dabei.«
Er betrachtete die junge Frau, die in ihrem zeremoniellen Neudachrener Gewand unter der Hitze zu leiden schien und die ihm mit einem schüchternen Lächeln antwortete.
»Sie haben Glück, dass Sie bald wieder abreisen dürfen, Kommandant«, seufzte Botschafter Rasser. »Ich würde viel dafür geben, wenn ich eine Woche in Neudachren verbringen könnte. Auf diesem Planeten stirbt man buchstäblich vor Langeweile.«
Noch wusste er nicht, dass sich eine ganze Reihe von Ereignissen zutragen sollen, die ihn bald dazu bewogen, sich nach der Langeweile zurückzusehnen.
*
In dem winzigen, vorgefertigten Forschungszentrum in Gaia überprüfte der völlig perplexe Inigo Salis noch einmal die Ergebnisse seiner letzten Untersuchungen. Er hatte noch nie zuvor einen pathogenen Keim gesehen, der sich so verhielt. Zu Beginn hatte der Keim sich mit exponentieller Geschwindigkeit auf allen Zellkulturen entwickelt, ohne auf irgendeine antivirale Substanz zu reagieren, ja, ohne auch nur die geringste Reaktion zu zeigen. Dann aber hatte er sich sehr schnell zurückgebildet, um schließlich ganz zu verschwinden, sowohl in den Kulturen mit der antiviralen Substanz, als auch in den Kontrollkulturen, die Inigo Salis angelegt hatte. Man hätte meinen können, es handelte sich um einen selbstbeschränkenden Faktor, der sich unabhängig von äußeren Bedingungen aktivierte. Als wäre er von einer Art biologischer Uhr ausgelöst worden, ähnlich der, die bei höheren Lebewesen den Prozess des Alterns kontrolliert. Aber das war eine ebenso vereinfachte wie absurde Hypothese. Würde der Keim sich in der Natur ebenso verhalten, hätte er sich selbst ausgelöscht – es sei denn, der Planet verfügte über ein ganzes Reservoir an Organismen, die dann aber sehr speziell sein müssten. Offensichtlich war die Exobiologie ein Studienbereich von ungeahnter Vielfalt. Trotzdem bestanden gewisse Konstanten. Aber ein pathogener Keim, der sich auf diese Weise selbst zerstört ...
»Das ist unmöglich!«, rief Salis kopfschüttelnd aus.
Er hätte gern mit jemandem darüber diskutiert, der
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