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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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kompetenter war als sein Chef. Doch Professor Buce war das traurige Resultat einer politischen Ernennung, der seine Unfähigkeit dadurch zu kaschieren versuchte, dass er die Forschungsergebnisse anderer übernahm.
    »Hören Sie auf, alles für sich behalten zu wollen«, hatte er Salis entgegengeschleudert. »Wir sind ein Team, und wir arbeiten zusammen.«
    Salis hatte nicht darauf geantwortet. Er wusste, dass Buce versuchen würde, die Lorbeeren für sich einzuheimsen, indem er alles unter seinem Namen veröffentlichte, sollte Salis eine Entdeckung gemacht haben. Also begnügte er sich damit, ein paar Zahlen zu notieren, die er jeden Abend von seiner künstlichen Intelligenz, die er in Schreiberstadt gelassen hatte, auf ein verschlüsseltes Zip übertragen ließ. Er hatte nur ein kleines Comp-System bei sich, und mit seinen Kollegen kommunizierte er nur selten. Außerdem versuchte er sich abzugewöhnen, während der Arbeit laut zu reden – jedenfalls, wenn der alte Asix anwesend war, der ihm hier zu Diensten zu sein hatte.
    Im Moment beobachtete Inigo Salis verdutzt die neuen Kulturen, in denen das Virus gerade dabei war, sich auf dieselbe anormale Art zu reproduzieren. Salis hatte den Eindruck, dass die Lösung zum Greifen nahe war. Wenn es ihm doch nur gelänge, sich zu konzentrieren! Doch er bekam mit einem Mal derart stechende, böse Kopfschmerzen, wie er sie nie zuvor gehabt hatte. Er murmelte: »Schickt ...«
    Dann löschte er alle Daten, sodass Professor Buce – sollte es ihm gelingen, das Comp-System zu knacken – nichts finden würde. Dann stand er auf, um sich schlafen zu legen. Die plötzliche Schwindelattacke war überaus heftig. Salis klammerte sich an der Rückenlehne des Stuhls fest, um nicht hinzufallen, und wollte um Hilfe rufen, doch er musste feststellen, dass er keinen Laut mehr hervorbrachte. Langsam ging er in die Knie. Er war tot, noch bevor er zur Seite kippte.
    Der alte Asix Jestak hatte hinter der Tür gewartet. Der Mann war ihm sympathisch gewesen, obwohl er ein Fremder war. Als das Virus aktiv geworden war, hatte er die Initiative ergriffen und Salis eine Dosis Cormarou-Saft verabreicht, um das Ganze zu beschleunigen und sein Leiden zu lindern. Manchmal war es nötig, den Tod eines Menschen in Kauf zu nehmen (die Ärztin hatte ihm erklärt, das sehr viele Ta-Shimoda sterben würden, nicht nur Asix, auch Shiro, sollte Salis bei seinen Untersuchungen erfolgreich sein), aber es war keine leichte und erst recht keine angenehme Sache. Die Sitabeh, hatte man ihm gesagt, töten ohne Bedenken, sogar einfach nur aus Spaß, aber die Ta-Shimoda seien zivilisierte Menschen.
    Der alte Asix überprüfte, ob auch wirklich alle Daten im Rechner gelöscht waren. Dann griff er vorsichtig in seine Tasche und nahm das Fläschchen heraus, das Kilara Jestak ihm gegeben hatte, und hielt es gegen das Licht. Das Fläschchen war zur Hälfte leer, die fehlende Flüssigkeit war in Salis’ Bett gegossen worden. Er verteilte den Rest auf dem Körper des Forschers; dann ging er in den Gemeinschaftsraum, in dem der Professor und der andere Assistent saßen, über Bücher gebeugt. Er sagte nur: »Der andere Fremde, krank.« Dann ging er fort.
    Die beiden Männer schauten sich an; dann erhoben sie sich, um nachzusehen. Es lag auf der Hand, dass man für Salis nichts mehr tun konnte. Sein Blick war starr, die Augen weit aufgerissen, der Mund zu einem Grinsen verzogen. Während der Assistent Schreiberstadt benachrichtigte, um sich nach der weiteren Vorgehensweise zu erkundigen – nebenbei ließ er die Bemerkung fallen, dass es sich auch um einen Mord handeln könnte –, beugte Buce sich zu dem Toten hinunter, um dessen Taschen zu durchsuchen. Er überprüfte heimlich die Lamellen, aber die Ergebnisse waren derart widersinnig, dass Buce überzeugt war, Salis habe sie bewusst gefälscht, um zu verhindern, dass jemand seine Arbeitshypothese verstehe. Er durchsuchte mehrmals die Schubladen im Büro, ohne etwas Brauchbares zu finden. Es bestand die verschwindend geringe Möglichkeit, dass der junge Mann ein wichtiges Dokument bei sich trug, aber auch hier verlief die Suche ergebnislos.
    Mit einem Mal wurde Buce bewusst, dass er sich gerade womöglich einer Gefahr aussetzte, sollte Salis an einer ansteckenden Krankheit gestorben sein. Er eilte in sein Zimmer und schloss die Tür. Jeder Raum konnte isoliert und steril gemacht werden, und Professor Buce beeilte sich, den hermetischen Verschluss der Tür zu aktivieren. Er

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