Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)
schnappte sich den Kommunikator, um Hilfe anzufordern, und aktivierte das System zur Luftreinigung.
Aber es war zu spät. Das Virus war bereits in seinen Körper eingedrungen und nun eifrig damit beschäftigt, Zellkolonien zu bilden. Es blieb mehrere Tage ansteckend und vermehrte sich mit exponentieller Geschwindigkeit, um schließlich in seinem Körper zu explodieren.
Buce, der bereits dem Tod geweiht war, ohne es zu wissen, fluchte innerlich vor sich hin, weil die Antwort aus der Botschaft auf sich warten ließ. Ein Soldat meldete sich online bei ihm – derselbe, der zuvor mit seinem Assistenten gesprochen hatte. Der Mann hielt es nicht für nötig, zu Kapitän Aber zu eilen und ihn zu wecken. Er begnügte sich mit dem Versprechen, diese Angelegenheit sofort zur Sprache zu bringen, sobald einer seiner Vorgesetzten aus dem Schlaf erwacht sei. Nur weil Buce hartnäckig darauf beharrte, erklärte der Soldat sich schließlich bereit, jemanden zurufen. Seine Wahl fiel auf Professor Li, der unter der Tür stand, durch die das Licht fiel. Er fragte ihn, was zu machen sei.
»Ich bin Professor der Anthropologie, ich habe keine Ahnung von Medizin«, erklärte Li.
Trotzdem sprach er mit Buce, der nervös und kopflos wirkte. Als Li begriff, was passiert war, ging er sofort zu Seiner Exzellenz, um ihm Bericht zu erstatten. Der Botschafter und seine zweite Ehefrau hatten sich bereits für die Nacht ausgezogen. Nun streifte er seinen Bademantel über und verließ schlecht gelaunt das Zimmer.
Buce wollte nach Schreiberstadt und bat darum, dass jemand mit zwei sterilen Gewändern zur Brücke kam, um sich dort mit ihm zu treffen. Aziz Rasser war unentschlossen. Er kannte sich aus, wenn es darum ging, Männer bei irgendwelchen Manövern oder seltenen Zusammenstößen mit Rebellengruppen Befehle zu erteilen, doch wenn es um Fragen der Hygiene ging, war er ratlos.
»Ruf den Arzt Duncan«, schlug seine Frau ihm vor.
»Misch dich nicht in Angelegenheiten, die dich nichts angehen, und geh wieder auf dein Zimmer«, befahl der Botschafter barsch, nachdem er den Blick des Soldaten gesehen hatte, der auf dem Ausschnitt seiner Frau im Bademantel ruhte.
Sie warf ihm einen gedemütigten Blick zu und eilte zur Treppe.
Rasser schickte den Soldaten los, sich auf die Suche nach dem Arzt Duncan zu machen. Duncan war der einzige Mediziner in Schreiberstadt – oder, um es genauer auszudrücken, der einzige Arzt aus der Außenwelt.
Die beiden nächsten Stunden waren begleitet von nervösen Anrufen Professor Buces. Endlich kam der Soldat zurück und zog den Arzt hinter sich her. Dieser war dermaßen betrunken, dass er ihnen offensichtlich nicht allzu nützlich sein konnte.
»Exzellenz«, erklärte Li Hao, »das medizinische Zentrum im Astroport schien mir sehr leistungsfähig zu sein. Ich glaube, wir sollten uns an sie wenden. Wenn es sich um eine hiesige Krankheit handelt (er vermied es, »Fieber von Gaia« zu sagen, an das beide dachten), wissen sie sicher besser Bescheid, welche Vorsichtsmaßnahmen zu treffen sind.«
»Können wir uns denn an die Einheimischen wenden? Halten Sie die für geeignet?«
»Natürlich wäre niemand qualifizierter als Doktor Duncan. Andererseits handelt es sich um eine Krankheit von diesem Planeten, also müssen die Einheimischen mehr wissen als wir. Sie wollen doch nicht aus reinem Nationalstolz heraus riskieren, dass die ganze Stadt einer Gefahr ausgesetzt wird?«
Seine Exzellenz musste anerkennen, dass die Argumentation des Professors unwiderlegbar war. Er schickte die Wache los, um einen der Asix zu wecken, die in der Botschaft schliefen. Diesem erteilte er die Weisung, einen Mediziner aus dem Astroport zur Botschaft zu bringen.
»Eine Jestak?«, fragte der Asix.
»Egal wer. Hauptsache, ein Arzt.«
»Es gibt keinen.«
»Wie bitte? Da gibt es keinen Arzt?«
»Es gibt nur Jestak-Ärztinnen.«
Li Hao setzte den Fragen Seiner Exzellenz mit unüblicher Festigkeit kurzerhand ein Ende. Der Asix entfernte sich, um kurze Zeit später in Begleitung einer Shiro wiederzukommen. Die Ärztin, die Galaktisch sprach, wehrte sich vehement gegen einen Transport nach Schreiberstadt.
»Ich muss die Kranken erst untersuchen«, sagte sie. »Im Fall einer Kontamination mit dem Virus von Gaia würden wir riskieren, dass sich eine Epidemie ausbreitet, wenn wir sie nach Schreiberstadt bringen.«
»Es handelt sich um Bürger der Föderation«, widersprach der Botschafter. »Ich bin verantwortlich für ihr Wohlergehen. Wir
Weitere Kostenlose Bücher