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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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nicht.«
    »Abgemacht. Bei meiner Ehre, ich werde es tun. Und jetzt kannst du mir vielleicht sagen, um was es sich handelt?«
    »Ich möchte, dass du in der Akademie trainierst.«
    »Ich gehe doch schon dorthin. Hast du mich denn nicht gesehen? Ich war es doch, die vor dir herumgehüpft ist, bis mir die Luft ausging, ohne einen deiner Schläge parieren zu können. Erinnerst du dich nicht?«
    »Ich meine nicht die Akademie hier im Haus. Ich meine die Akademie des Inneren Friedens.«
    »Du glaubst, sie würden jemanden wie mich überhaupt aufnehmen? Ich habe nicht einmal die Prüfung für den dritten Grad geschafft. Dort müssen alle mindestens den siebten Grad haben, wenn sie nicht schon den Grad eines Ausbilders besitzen.«
    Das Sprechen fiel ihr schwer, und sie unterbrach sich und hustete. Der Schmerz war heftig, viel stärker als in dem Moment, als Kilaras Säbel in ihren Brustkorb eingedrungen war.
    »Schweig und lass mich reden«, sagte Oda. »Ich habe mit Meister Huang gesprochen. Er ist bereit, dich bei den Anfängern aufzunehmen. Du kommst in dieselbe Klasse wie Kilara Jestak.«
    Suvaïdar wollte widersprechen, doch ein neuerlicher Hustenanfall überzeugte sie davon, die Diskussion auf später zu verschieben. Sie hatte ihm ihr Wort gegeben, also würde sie in die Akademie gehen.
    Trotzdem machte Oda sich Illusionen, wenn er glaubte, dass ein paar Monate Intensiv-Kurs sie auf das Niveau von Kilara heben würden.

21
    Oda fühlte sich
nicht wohl in seiner Haut, als er die Brücke passierte. Die Mission, die ihm anvertraut worden war, gefiel ihm ganz und gar nicht. Als er auf Neudachren studiert hatte, hatte er so oft es ging vermieden, mit den Bewohnern zusammenzutreffen. In seiner Freizeit zog er die Begleitung anderer Ta-Shimoda vor, die sich ebenfalls an der Universität eingeschrieben hatten, oder die Gesellschaft von Asix-Raumfahrtbegleitern. Sehr viel freie Zeit stand ihm allerdings nicht zur Verfügung, weil er, um die Finanzen seines Clans nicht allzu sehr zu belasten, sein Studium innerhalb von zwei Jahren abschließen musste statt in vier, wie es üblich war. Oda befürchtete, irgendetwas zu sagen oder zu tun, das die in seinen Augen absurde Moral der Außenweltler schockieren würde oder die entspannte Atmosphäre zerstören könnte, die Suvaïdar aufzubauen versucht hatte.
    Er bot sich an, die Botschaft, die man ihm anvertraut hatte, zu überbringen und dann so schnell wie möglich wieder zu gehen. Als er auf den Botschafter traf, lächelte er höflich und sagte:
    »Meine Schwester lässt sich entschuldigen und bittet Sie, Ihre Verabredung auf nächste Woche zu verschieben. Leider ist ihr etwas dazwischengekommen.«
    »Oh, wie schade!«, rief Rasser sichtlich enttäuscht.
    Dann wurde ihm klar, dass er durch seine Verärgerung, Oda anstelle seiner Schwester zu sehen, womöglich das große Ego dieses arroganten Individuums beleidigt haben könnte. Er fühlte sich verpflichtet, ihn einzuladen, sich ein paar Holo-Programme anzusehen, die gerade subätherisch binnen einer Mikrosekunde übertragen worden waren. Suvaïdar hatte Oda ans Herz gelegt, sich von seiner höflichen Seite zu zeigen, und so fühlte auch er sich verpflichtet, die Einladung des Botschafters anzunehmen. Sie fanden sich auf einem dieser fremden Dinge wieder, das die Außenweltler zum Sitzen benutzten. Diese von ihnen als »Stühle« bezeichneten Gegenstände waren äußerst unbequem, weil die Beine herabhingen. Oda musste im Halbdunkel auf ein gewaltiges Holo-Bild starren, das eine viel zu dicke Frau zeigte, die mit einer künstlichen Stimme unverständliche Sätze hinausschrie.
    »Das ist Sorel Fawzi. Sie ist wunderbar, nicht?«, flüsterte Arsel ihm zu, die auf einem anderen Stuhl saß und begeistert das Spektakel verfolgte.
    »Ja, sehr interessant«, erwiderte Oda höflich.
    Die Außenweltler machten alles Mögliche – dummes, überflüssiges Zeug –, zum Beispiel Gemäldeausstellungen oder Lichtskulpturen, aber das alles hatte Oda nur in Maßen gestört. Im Grunde hatte es gereicht, einfach nicht hinzugehen. Doch ihre Musik war ein nervtötender, nicht enden wollender Lärm, dem man nicht entrinnen konnte; man hörte ihn in den Häusern, in den Geschäften, sogar in den Transportmitteln. Nie gab es die Möglichkeit, dem fürchterlichen Getöse zu entkommen.
    »Sorel wird vom Nationalorchester Oderissan begleitet«, sagte der Botschafter beeindruckt. »Der Kontrast zu den Shamisen während des Stakkatos ist außergewöhnlich,

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