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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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nichts Besseres zu tun, als mich wie ein Fisch auf die Harpune spießen zu lassen, wie Meister Huang es mit großem Taktgefühl ausgedrückt hat.«
    »Lara und Rico haben diskutiert. Sie sind zu dem Schluss gekommen, dass du ein leuchtendes Beispiel für die Shiro-Tugenden bist.«
    Suvaïdar war zu müde und fühlte sich zu schlecht, um zu antworten. Sie bedankte sich für die Pflaumen und aß eine, wobei sie langsam kaute. In der Nacht wachte sie auf und fühlte, wie ein Rücken ihre Flanke berührte. Ganz behutsam streckte sie die Hand aus und fühlte die glatte Haut eines Shiro.
    »Saïda?«, fragte sie.
    »Oda«, antwortete eine verschlafene Stimme, und Suvaïdar schlief wieder ein.
    *
    Am nächsten Morgen schleppte sie sich zu den Küchen und bat die Asix-Alte, die dort das Sagen hatte, eine Arbeit für sie zu finden. Nach einer kurzen Diskussion, in der sie ihre Autorität unter Beweis stellen musste, wurde sie damit beauftragt, im Trockenraum die medizinischen Kräuter zu sichten. Dort fand sie Oda. Er kam von den Bauernhöfen zurück, wo er versucht hatte, den Chef der Viehhüter davon zu überzeugen, dass es nicht als Verstoß gegen die Tradition betrachtet werden könnte, mechanischen Pumpen zum Tränken des Viehs einzusetzen. Dann hätten seine Männer Zeit, sich zusätzlich um fünfzig weitere Tiere zu kümmern, und angesichts der Zunahme der Bevölkerung sei dies kein Luxus. Milch und Käse, die für den internen Verbrauch nicht benötigt würden, könnten in Niasau zu einem guten Preis verkauft werden. Und keiner der Clans, die ihm ihr Vieh anvertraut hätten,würde die Gelegenheit ablehnen, sein Konto bei Osmad Tani oder einem der anderen großen Händler auf Vordermann zu bringen.
    »Schön«, sagte Oda zufrieden. »Ich freue mich, dich auf den Beinen zu sehen.«
    »Selbst wenn du weißt, dass jetzt das Duell mit Kilara, das du so vehement ablehnst, in greifbare Nähe rückt?«
    »Nichts rückt in greifbare Nähe. Meister Huang hat Kilara verboten, ihren Fuß in einen Fechtsaal zu setzen, bis sie einen Kurs für Anfänger abgeschlossen hat. Deine Herausforderung muss also mindestens sechs Monate warten.«
    Suvaïdar schaute ihn misstrauisch an, doch Odas Gesichtsausdruck blieb unschuldig. Sie zog es vor, ihm keine direkten Fragen zu stellen. Sie hatte bereits gegen ihre beste Freundin gekämpft; sie wollte sich nicht auch noch verpflichtet fühlen, gegen ihren Bruder zu kämpfen.
    Oda wechselte rasch das Thema und erzählte ihr von seiner Diskussion mit dem Chef der Viehzüchter.
    »Diskussion?«, fragte sie erstaunt. »Was gibt es da zu diskutieren? Du hast einen Befehl erteilt, und dem muss gehorcht werden.«
    »Er ist allem Neuen gegenüber misstrauisch, aber er ist von seiner Arbeit begeistert und macht sie gut. Ich wollte ihn nicht verpflichten, eine Neuerung einzuführen, die er nicht befürwortet. Natürlich hätte ich ihn lieber überzeugt, aber das ist mir nicht gelungen. Weißt du, was er mir zum Schluss gesagt hat? ›Wenn ich recht verstanden habe, Herr, sollen wir mechanische Geräte bei den Fremden kaufen, um schneller arbeiten, mehr Kühe versorgen, mehr Milch produzieren und den Überschuss an die Fremden verkaufen zu können, um schließlich davon weitere mechanische Geräte erwerben zu können.‹ Ich hatte nicht den Eindruck, dass er mich sonderlich respektiert hat. Er hält sich für den besten Viehhüter auf Ta-Shima, und zweifellos ist er es auch. Aber von meinen Shiro-Stärken war er nicht überzeugt. Schließlich hätte ich zwei Jahre in barbarischen Welten gelebt, wie er es nannte.«
    Suvaïdar lächelte ihn an, dankbar für seine Bemühungen, ihre Stimmung zu heben und sie abzulenken.
    »Ich hatte Rasser einen Besuch versprochen. Könntest du an meiner Stelle gehen?«
    »Wenn du es unbedingt für nötig hältst.«
    »Ja. Fior Sadaï hat mir befohlen, die Kontakte aufrechtzuerhalten, und ich kann die Verabredung nicht platzen lassen.«
    »Gut, einverstanden. Aber dann musst du mir auch etwas versprechen.«
    »Ist das eine Art Erpressung?«
    »Versprichst du?«
    »Sag mir erst, worum es sich handelt.«
    »Nichts, was falsch oder ehrenrührig wäre. Versprichst du?«
    »Ich weiß, dass es nichts Ehrenrühriges ist, ich kenne dich gut genug. Aber wenn du so um den heißen Brei herum redest, muss es sich schon um etwas Lästiges handeln.«
    »Es ist auch lästig, die Sitabeh so stürmisch zu begrüßen wie ein Hund den Viehhüter. Wenn du es mir nicht versprichst, gehe ich

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