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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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Adaï«, antwortete sie ruhig.
    Sie reichte der Hilfskraft die Flasche mit dem lokalen Anästhetikum und empfahl ihm: »Gib das auf die tiefen Wunden.«
    »Ja, Frau Doktor«, antwortete er und machte sich bereit, die Wunden, die genäht werden mussten, mit dem Betäubungsmittel zu benetzen.
    Suvaïdar wusste, dass ihr Patient noch Schmerzen haben würde, doch sie fühlte sich zu schlecht, um jetzt noch gegen eine Tradition der Ta-Shimoda anzukämpfen, die sie dumm fand.
    Auch den Rest des Tages hatte sie kaum Zeit. Sie schaffte es so gerade eben, in der Küche des Hospitals ein Sandwich zu essen und eine Tasse Tee zu trinken. Schließlich kamen diejenigen, die sie in der Notfallstation ablösen würden. Suvaïdar war nicht sonderlich überrascht, als sie feststellte, dass die alten Ärztinnen bereits gegangen waren. Sie warf ihren Kolleginnen, mit denen sie immer gern zusammengearbeitet hatte, einen schiefen Blick zu und fragte sich, ob diese sich verbündet hätten, um sie davon abzuhalten, mit Maria zu sprechen.
    Mit einem tiefen Seufzer verließ Suvaïdar das Hospital. Sie hatte Lust auf ein Bad, eine warme Mahlzeit und ihre Matte – genau in dieser Reihenfolge. Doch zuvor schaute sie im Haus des Jestak-Clans vorbei. Hier durften die Fremden, wenn sie die Regeln der Höflichkeit beherzigten, eintreten, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen. Saïda war nicht in seinem Zimmer. Suvaïdar wartete einen Moment; dann überlegte sie, wo er sonst noch stecken könnte. Aber sie konnte jetzt nicht im ganzen Haus nach ihm suchen und um die Erlaubnis bitten, den Gemeinschaftsraum, die Küchen im Freien und die Bäder betreten zu dürfen. Also blieb sie im Flur stehen und wartete darauf, bis ein Asix vorbeikam.
    »Ich suche Reomer Jestak«, sagte sie. »Er ist nicht in seinem Zimmer. Weißt du, ob er im Haus ist?«
    »Ich habe ihn nicht gesehen, Shiro Adaï. Kann ich sonst irgendwie helfen?«
    Er lächelte sie an und zeigte seine großen Zähne. Mit Bedauern vernahm er Suvaïdars Antwort: »Danke, nein, nicht heute Abend. Aber du könntest dich auf die Suche nach Reomer machen.«
    »Ay«, erwiderte der junge Mann; dann ging er den Flur entlang.
    Fast im selben Moment erschien Saïda.
    »Ich war bei den Mädchen«, sagte er und ließ Suvaïdar in sein Zimmer vorangehen.
    »Welche Mädchen?«
    »Rico und Lara«, antwortete er ein wenig ungeduldig. »Ich bin vor allem ihr Tutor.«
    »Wie hast du es geschafft, nominiert zu werden? Du bist ihr biologischer Vater.«
    »Vergiss nicht, dass mein Clan die Abstammungsverzeichnisse besitzt. Die Saz Adaï Bur und Huang können das gar nicht verifizieren.«
    »Aber warum verbringst du so viel Zeit mit ihnen? Langweilt dich das nicht?«
    Saïda lächelte verbittert.
    »Ich habe nur zu ihnen und zu den Asix Kontakt. Glaubst du, dass viele von den Jestaks mit mir reden? Alle Clans haben ihre Methoden, jemanden auszuschalten, wenn er nicht ins Schema passt. Du hast allen Grund, das zu wissen. Mir ist es dank einer List gelungen, das zu studieren, was ich wollte, und ich habe mich weder in einem simplen Duell töten lassen, noch war ich bereit, in die Außenwelt zu gehen.« Er lächelte sie wieder an und streckte die Hand aus, um sanft an einer Haarsträhne zu ziehen. »Und nun schickt man mich zum zweiten Gesundheitszentrum. Sollte mir irgendetwas zustoßen, könnte niemand den Clan anklagen. Pech gehabt.«
    »Doch die Jestaks sind nicht so konformistisch, wenn ... teuflische Shiro! Als ich ganz klein war, habe ich sie als sehr viel herzlicher und weniger streng empfunden als die erwachsenen Huangs.«
    »Sie hatten einen guten Grund, sich dir gegenüber so zu verhalten. Bereits in der Schule warst du in allen wissenschaftlichen Fächern brillant, und die Alte bekam von der Bibliothek die Liste mit den Schülern ausgehändigt, die regelmäßig Medizin-, Biologie- und Genetikbücher verschlungen haben. Warum hätten sie nicht mit deiner Saz Adaï Kontakt aufnehmen sollen, um für deine berufliche und reproduktive Entwicklung eine Allianz zu schließen? Du wärest eine Jestak geworden, und deine Töchter wären Teil unseres Clans.«
    »Ich hoffe, du wirst mir jetzt nicht sagen, dass du mich auf Geheiß der Alten zur Sei-Hey gewählt hast?«
    »Nicht zur Sei-Hey und auch nicht zur Mutter meiner beiden Töchter. Ich bin, was meine Pflicht angeht, nie sonderlich treu ergeben gewesen. Ich befürchte, dass man mich jetzt aus diesem Grund in die Wüste schickt.«
    »Ich habe versucht, mit der Alten und

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