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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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Tag begann.
    Suvaïdar entdeckte zwei kleine Reptilien, deren Namen sie vergessen hatte. Doch sie konnte sich noch daran erinnern, dass diese Tiere in der Lage waren, eine saure, ätzende Substanz zwanzig Schritte weit zu spucken. Dieser Speichel vermochte die Haut von Mensch und Tier zu zersetzen. Dann sah sie eine riesige Echse, die eine Gefahr darstellte, obwohl sie zu den Pflanzenfressern zählte, denn diese Tiere waren dermaßen dumm, dass sie einen ganzen Baum mitsamt Zweigen und Blättern mit einem Bissen herunterschluckten, sollte jemand, der auf ihrem Speiseplan stand, auf diesen Baum geklettert sein. Der Riesenechse folgte eine Gruppe Vorax, große, langsame Pflanzenfresser, die extrem hässlich waren. Sie verbrachten den Tag damit, sich vollzustopfen, um ihre großen, mit Knochenplatten bedeckten und von sechs massiven Beinen getragenen Körper zu versorgen. Sie liefen in Richtung Fluss, um dort ihren Durst zu stillen. Die Vorax wirkten kein bisschen unruhig, ein Zeichen dafür, dass der Wind nicht den Geruch eines Raubtieres mit sich trug. Schulter an Schulter marschierten sie nebeneinander. Dann stieß im Gerangel um den besten Trinkplatz ein Tier gegen das andere, obwohl für alle Platz genug gewesen wäre.
    Mit einem Mal hob eines der Ungeheuer sein formloses Maul und stieß einen scharfen, pfeifenden Schrei aus. Binnen wenigerSekunden war die Gruppe verschwunden – in einer Geschwindigkeit, die man diesen plumpen Kreaturen überhaupt nicht zugetraut hätte.
    Suvaïdar hielt nach dem Tier Ausschau, das bei den Vorax einen derartigen Schrecken ausgelöst haben könnte, doch sie konnte nichts entdecken. Ein wenig später hörte sie ein leises Geräusch, das von einer Stimme herrührte. Was die Vorax in Alarm versetzt hatte, war der Kahn gewesen, der mit seinem viereckigen Segel und seinen zwei Ruderpaaren schwerfällig den Strom hinaufkam. Wenige Meter vor Suvaïdars Beobachtungsposten fuhr er vorbei, um schließlich am schwimmenden Ponton des Gesundheitszentrums anzudocken.
    Suvaïdar sah, wie Saïda aus dem Boot stieg. Er half den Asix, die Ladung von Bord zu holen und die Kisten in die Station zu schleppen. Einige andere Asix und eine Shiro gesellten sich hinzu, um behilflich zu sein, und in kaum mehr als einer Stunde waren sie mit dem Entladen fertig. Die Shiro wirkte gehetzt; sie wollte endlich gehen. Auf Suvaïdar machte ihr Gespräch mit Saïda einen etwas fahrigen Eindruck; was sie genau sagte, konnte Suvaïdar allerdings nicht verstehen. Kurz darauf ging die Shiro an Bord, während die beiden Asix und ihr Sei-Hey am Ufer zurückblieben. Das Boot machte eine Kehrtwende und fuhr mit Hilfe eines Mannes aus der Besatzung, der einen großen Staken in den Schlamm trieb, auf den er sein ganzes Gewicht stützte, den Strom hinunter.
    Suvaïdar wartete, bis das Boot weit genug entfernt war. Dann band sie ihren Gürtel vom Ast los und schlang ihn um ihre Taille. Vorsichtig stieg sie den Baum hinab, denn einer ihrer Füße war taub geworden. Am Boden machte sie ein paar Schritte, um den Kreislauf wieder in Gang zu bringen; dann bewegte sie sich entschlossen auf das Gesundheitszentrum zu, in dem Saïda gerade mit den beiden Hilfskräften redete. Er wollte in Erfahrung bringen, auf welche Weise Medikamente und Vorräte am besten gestapelt werden könnten.
    »Das Mehl und der Honig sollten auf der Plattform da vorn stehen, um beides vor den Tieren zu schützen«, sagte Suvaïdar, die auf der Schwelle stand.
    Saïda verschluckte sich fast. »Lara! Was tust du denn hier?«
    »Guten Morgen«, antwortete sie höflich. »Gesundheitlich geht es dir gut, wie ich sehe. Auf jeden Fall mangelt es dir nicht an Energie.«
    »Du Schwachkopf!«
    Saïda ging wütend und fassungslos zugleich mit großen Schritten auf sie zu – so forsch, dass die beiden Asix ihn verschreckt am Arm packten, um ihn zurückzuhalten, wussten sie doch, dass Auseinandersetzungen zwischen Shiro manchmal tödlich endeten.
    Doch Suvaïdar lächelte. »Lasst ihn los, es ist alles in Ordnung.«
    Auch sie trat ein paar Schritte auf Saïda zu, warf sich ihm an den Hals und rief: »Du selbst bist der Schwachkopf, wenn du auch nur einen Moment geglaubt hast, dass ich dich allein zu den Wilden gehen lasse.«
    Saïda befreite sich erstaunt aus der Umklammerung Suvaïdars und blickte aus den Augenwinkeln zu den Asix, die sich köstlich amüsierten, dass zwei Shiro ihnen ein derartiges Schauspiel boten. Nun musste auch er lachen.
    »Manchmal tut mir die Alte

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