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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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unerwartete Woge des Verlangens über sie kam – so heftig, dass es beinahe schmerzte. Sie hob die Hand, um seine Schulter zu berühren, ließ die Finger dann aber über seinen dicht behaarten Brustkorb, seinen flachen Bauch und sein Geschlecht gleiten, das sie ergriff und leicht drückte.
    »Sei vorsichtig«, sagte sie zu ihm, »ich habe mehr blaue Flecken als heile Haut.«
    »Ay, meine Dame, ich werde mich nicht auf dich legen.«
    Er kniete sich vor sie auf die Matte und half ihr, sich rittlings auf seine kurzen und muskulösen Oberschenkel zu setzen. Dann begann er, sie sanft und vorsichtig zu liebkosen, ohne die Hämatome zu berühren.
    Als Saïkin, Edgars Bruder, in die Hütte kam, bewegte sich Suvaïdar, die Hände auf Edgars Po, langsam auf und ab. Saïkin sah die beiden und blieb zögernd auf der Schwelle stehen.
    »Ich glaube, es ist besser, wenn ich woanders schlafe«, sagte er dann verlegen.
    »Aber warum?«, fragte Suvaïdar und warf ihm einen Blick zu. »Das ist doch deine Matte, oder?«
    Saïkin lachte und stellte die beiden Teller, die er in den Händen hielt, in eine Ecke. Dann streifte er schnell die Sandalen von den Füßen und zog seine Jacke aus.
    *
    Wie Marionetten am Faden, überlegte Suvaïdar später, als ihr Kopf auf Saïkins Seite lag und Edgar leicht die rote Stelle berührte, die Folge eines Hiebes in den Bauch war. Wie können sie das Verlangen verspüren, mit einer Frau zusammen zu sein, die so aussieht wie ich?
    Trotzdem murmelte Edgar verzückt: »Du bist wunderschön. Ich hatte nie zuvor mit einer Shiro-Dame ... ich meine, ich hätte nicht im Traum daran gedacht, dass es so schön ist ...«
    Suvaïdar warf ihm einen schrägen Blick zu. Wollte er sich über sie lustig machen? Nein, das konnte nicht sein. Aber wer würde eine Frau mit geschwollenem Gesicht und Striemen am ganzen Körper schön finden? Niemand. Nur ein Asix, wie es schien. Vor allem, wenn es sich um eine Shiro-Frau handelte wie sie. Und sie hatte ja auch sofort reagiert, als Edgar sich ihr näherte, obwohl sie wenige Minuten zuvor nur noch etwas essen und dann schlafen gehen wollte.
    Die Pheromone?, fragte sie sich. Und ein spezifischer Rezeptor auf unterschwelligem Niveau? Ja, sie würde an dem Forschungsprogramm Maria Jestaks teilnehmen. Sie wollte den Mechanismus entdecken, der die Interaktion der beiden Rassen auf Ta-Shima steuerte.
    Was immer sie dazu gebracht hatte, so zu reagieren, Suvaïdar versprach sich, zukünftig nicht mehr das Opfer zu bringen, auf die Asix als Sexualpartner zu verzichten. Was würde außer der Arbeit und den unterkühlten, förmlichen Beziehungen mit den anderen Shiro dann bleiben? Der Versuch, eine persönlichere Beziehung zu ihren Artgenossen aufzubauen, würde früher oder später unter den strengen Blicken stiller, unbeweglicher Shiro, die nur darauf warteten, wessen Blut zuerst fließt, in einer Begegnung im Fechtsaal enden.
    Als Suvaïdar vom Lärm des Tages geweckt wurde – fließendes Wasser, Schritte, Stimmen, Geschirrgeklapper –, hatte sie nur wenige Stunden geschlafen. Sie machte ein Auge auf und gleich wieder zu. Wimmernd zog sie das Laken über ihren Kopf. Ihr fiel wieder ein, dass sie an diesem Nachmittag ihre Arbeit mit Maria aufnehmen musste. Ungefähr zwanzig Stunden – einige davon nicht besonders erfreulich –, trennten sie von dem glücklichen Augenblick, an dem sie erneut Besitz von ihrer Matte ergreifen konnte.
    Und dieses Mal allein, das schwor sie sich.
    Die beiden Asix waren bereits aufgestanden, frisch und ausgeruht wie nach einer langen Nacht. Sie hatten offensichtlich darauf gewartet, sie in die Bäder begleiten zu dürfen. Die beiden wollten sicher sein, dass auch jeder Nachbar mitbekam, dass sie, die Shiro, die Nacht bei ihnen verbracht hatte. Suvaïdar tat den beiden den Gefallen und marschierte ostentativ zwischen ihnen zu den Duschen. In aller Eile wusch sie sich, nahm das trockene Handtuch, das Saïkin ihr reichte – der ihr versicherte, es mache ihm nichts aus, das andere Handtuch mit seinem Bruder zu teilen –, trocknete sich ab und beauftragte die beiden: »Bleibt beim Frühstück bitte bei mir, ich werde mich zwischen euch setzen.«
    »Ay«, antworteten sie höflich, ohne nach dem Grund zu fragen.
    Doch sollte Suvaïdar gehofft haben, nicht auf Oda zu treffen, wurde sie enttäuscht. Obgleich er seinen Imbiss, der nur aus einer Tasse Tee bestand, rasch beendet hatte, blieb er am Gemeinschaftstisch sitzen und ließ den Blick schweifen, als suchte

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