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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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oder Fruchtsaft, falls ich ihn in der Küche des Hauses oder in der Akademie bekommen kann. Was ich tue, geht schließlich nur mich etwas an.«
    »Auf Ta-Shima wird nur das produziert, was wirklich benötigt wird, sodass öfters Mangel an irgendwelchen Dingen herrscht«, antwortete Suvaïdar. »Hier aber stellen sie mehr her, als die Bewohner brauchen. Deshalb muss man die Menschen überzeugen, Dinge zu kaufen.«
    »Aber warum produzieren sie Dinge, die kein Mensch braucht?«, fragte Win.
    Suvaïdar verstrickte sich in einer wirren Erklärung über die Funktionsweise der Wirtschaft auf den Föderierten Planeten, die sie selbst nicht richtig begriff.
    Als die Gefährten an einer Mauer ohne sichtbare Öffnungen entlangliefen, erstrahlte plötzlich ein funkelndes Licht. Sofort machte der Asix einen Schritt zur Seite und sprang in Panik vom Bürgersteig. Die Erdraumkapsel, die nahezu lautlos die Straße kreuzte, verfehlte ihn nur um Haaresbreite. Der Mann am Steuer der Kapsel hupte wütend.
    »Was war das denn?«, fragte Win aufgeschreckt und verdrehte die Augen so sehr, dass man das Weiße darin sehen konnte.
    Oda ergriff ihn am Arm und zog ihn wieder auf den Bürgersteig.
    »Nichts Gefährliches. Aber ist es keine gute Idee, mit beiden Füßen genau vor eine Raumkapsel zu springen!«
    Tichaeris ließ den Blick schweifen. Auch Suvaïdar nahm den Anblick der Stadt in sich auf, in der sie zurzeit lebte, und versuchte, sie mit den Augen eines Menschen zu sehen, der Ta-Shima nie verlassen hatte. Auf den Straßen – breit und beleuchtet und beschichtet mit einem synthetischen Material in bunten Farben – herrschte reger Verkehr. Hier und da bildeten sich riesige Staus. Ein paar Meter über ihnen sausten Luftmodule in sämtliche Richtungen. Die zahllosen Leuchtschilder funkelten und machten die Nacht zum Tag, und auf den Bürgersteigen waren Menschenmassen unterwegs. Im gesamten Zentrum herrschte reger Betrieb.
    Sollte Suvaïdars Heimatplanet sich der Föderation anschließen, könnte es auf Ta-Shima eines Tages genauso aussehen wie hier auf Wahie. Obwohl Suvaïdar ihren Geburtsplaneten verlassen hatte, um sich hier ein neues Zuhause aufzubauen und sich beruflich zu etablieren, erschien ihr der Gedanke, Gaia könne sich in eine funkelnde, bunte, lärmende Stadt verwandeln, weit hergeholt. Denn trotz aller positiven Seiten des technischen Fortschritts gab es das Problem mit den Asix: Die genetischen Forschungen wären verboten und die Labore geschlossen. Wie viele Generationen würde es brauchen, bis sie sich bis zur Degeneration zurückentwickelt hätten?
    Sie hatten nun die Vororte erreicht, ein ausgedehntes Areal, das die Angehörigen der gehoberen Schichten Wahies im Allgemeinen auf Luftgleisen oder unterirdisch durchfuhren. Das Panorama veränderte sich. Die Straßen waren noch immer beleuchtet, aber weniger hell, und nach und nach wurden aus den Luxusgeschäften Läden, die alltäglichere Produkte anboten. Auch traf man hier Menschen an, die untätig in Gruppen herumhingen; sie versammelten sich an Straßenecken oder lehnten an Mauern, die mit alten Plakaten beklebt waren, die die Vorzüge von Produkten oder Dienstleistungen anpriesen. In dieser Gegend verschwendete niemand mehr größere Summen für Reklameschilder oder Hologramme, um den Menschen das bisschen Geld aus der Tasche zu ziehen, das sie besaßen.
    Auch die Luftkapseln waren nicht mehr so leise wie die Luxusmodelle in den gehobenen Vierteln. Sie knatterten völlig unerwartet los, und beim Beschleunigen brummten sie laut. Selbst Win zuckte zusammen; die Hand am Messer drehte er den Kopf von links nach rechts, um möglichst alles auf einmal zu sehen.
    Auch das ist Wahie, dachte Suvaïdar beim Anblick der tristen Viertel, auch wenn wir alles dafür tun, um es zu vergessen. Die Mehrheit aber lebt hier und nicht im Zentrum.
    Die Leute, die gerade noch vor ihnen standen, hatten sich plötzlich in aller Eile aufgelöst, und diejenigen, die sich unter einem Portal zusammengedrängt hatten, verschwanden schnell hinter einer Straßenecke. Augenblicke später wurde der Grund dafür ersichtlich:
    Die Erdraumkapsel der Spezialeinheiten, die leise herangeglitten war, stoppte direkt hinter den Gefährten. Die beiden Besatzungsmitglieder stiegen aus. Einer herrschte Suvaïdar an: »He, du da! Wo hast du diese Klamotten geklaut?«
    Sie senkte den Blick und erkannte, dass sie selbst den Verdacht der Patrouille auf sich gelenkt hatte: Ihre zu großen Stiefel, notdürftig mit

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