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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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wahrzunehmen.
    »Warum tust du das, Tarr? Ich dachte, du würdest mich hassen. Wenn ich daran denke, wie du mich begrüßt hast, als wir uns das erste Mal wiedergesehen haben ... und das, obwohl ich doch deinetwegen in die Fremde gegangen war.«
    »Ach wirklich? Das würde ich gern näher erklärt bekommen.«
    »Du weißt es sehr gut«, sagte Suvaïdar ungeduldig. »Die Saz Adaï hatte mir befohlen, das Fest mit einer Gruppe junger Jestak-Shiro zu verbringen. Nachdem ich aus dem Gebirge zurückgekommen war, hat sie mir damit gedroht, mich aus dem Clan auszuschließen. Ich war verpflichtet, das Arbeitsangebot anzunehmen, das mir ein Außenweltler gemacht hatte, den ich malbehandelt hatte und der mir gegenüber dankbar war. Ihm gehörte ein Raumschiff für den Transport von Passagieren, und er wollte nicht ohne einen Mediziner an Bord zurückkehren. Ich habe dir bereits in den Bergen davon erzählt.«
    »O ja. Und so kommt es, dass du dich praktisch verpflichtet gefühlt hast, das zu tun, worauf du schon immer Lust hattest: auf anderen Planeten spazieren zu gehen. Du hast es dir leicht gemacht! Wie war dein Leben in der Fremde? Bist du schlecht behandelt worden? Hast du vielleicht an Hunger gelitten?«
    »Was redest du da? Ich habe als Chirurgin gearbeitet.«
    »Du hast dich nie gefragt, was in dieser ganzen Zeit mit mir passiert ist! Odavaïdar hat vor Wut getobt«, Tarr nannte sie nicht Saz Adaï und sprach auch nicht respektvoll von der Alten, »aber du warst zu weit weg, sodass sie Peitschenhiebe dir erspart blieben.«
    »Sag mir jetzt bitte nicht, dass sie dich ausgepeitscht hat, einen Asix! Ich könnte es nicht glauben.«
    »Nein, das hat sie nicht. Ihr verfluchtes Sh’ro-enlei hätte es nicht gestattet. Aber es hat ihr erlaubt, für mich einen Dreijahresvertrag mit einer der Fabriken in Nova Estia abzuschließen. Doch als ich dort ankam, stellte sich heraus, dass man keine zusätzlichen Arbeiter benötigte. Aber da ich nun mal da war, sagte man mir, ich könne mich auch anderswo nützlich machen. Und schon landete ich in den Minen – nur vorübergehend, versteht sich. Leider hat Ovaïadar gewissenhaft vergessen, mich wieder abzuberufen.«
    »Das tut mir leid, Tarr. Das wusste ich nicht.«
    »Nein, und du hast auch keine Anstalten gemacht, es in Erfahrung zu bringen. Und so kam es, dass ich Tag für Tag in diese dunklen Schächte hinabsteigen musste, ohne jemals zu wissen, ob ich am Ende meiner Schicht heil wieder herauskam – alle, die mit mir da waren, waren so schlimm wie Néko –, während du dich wie eine adlige Heldin aufgeführt hast, die wegen eines Asix ins Exil ging, und ein angenehmes Leben auf einem anderen Planeten führen konntest. Ich hatte doch gar nichts anderes getan, als deinen Befehlen zu gehorchen.«
    »Warum hilfst du mir dann?,« fragte sie leise.
    Doch Tarr stand auf und drehte ihr den Rücken zu, ein Zeichen dafür, dass das Gespräch für ihn beendet war.
    Suvaïdar blieb nichts mehr, als ohne ein weiteres Wort zu gehen. In der Akademie war Tarr der Meister, und sie schuldete ihm Respekt, selbst wenn sie nur ein paar Monate lang seine Schülerin gewesen war.

26
    Im Lebenshaus hatte
man extra einen Archivraum leergeräumt, um dort ein neues Labor einzurichten. Rovin Jestak war gerade damit beschäftigt, ein Traggestell aufzubauen, das groß genug war, um darin etwa hundert Proben aufzubewahren.
    »Geht es um ein neues Projekt?«, erkundigte sich Suvaïdar.
    »Ich habe den Auftrag, zu untersuchen, ob es möglich ist, befruchtete menschliche Eizellen am Leben zu erhalten, ohne dass diese sich weiterentwickeln. Ich habe sie in verschiedene physiologische Lösungen getaucht, die eine Kreuzung verhindern sollen. Jede Lösung hat eine unterschiedliche hormonelle Dosis erhalten. Sobald ich die richtige Konzentration gefunden habe, werde ich einige tausend Eizellen im Zustand der Stagnation halten können.«
    »Aber das ist doch absurd! Wir wenden doch nur einige Implantate pro Tag an!«
    »Wenn du Einwände hast, solltest du sie der Sadaï übermitteln. Auf ihren Befehl hin prüfen wir schließlich diese Möglichkeit«, antwortete ihre Kollegin gereizt. »Es ist ein bedeutendes Projekt mit dem Ziel, das Leben der Asix zu retten, wenn etwas Schlimmes passieren sollte – zum Beispiel, wenn uns die barbarischen Sitabeh mit ihren Waffen angreifen, die aus der Ferne töten können.«
    Rovin war so stolz darauf, dass man ihr ein solch lebenswichtiges Projekt anvertraut hatte, dass ihre

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