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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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genauso viele Leben, wie sie im Zorn oder aus irgendeinem anderen Grund geopfert hätten – Gründe, die für mich und dich, Shiro Adaï, keine Rechtfertigung besitzen.«
    »Dein Geschenk ist sehr originell.«
    »Nicht so sehr. Ohne dass es dir bewusst ist, hast du schon einmal etwas Vergleichbares bekommen. Ich hatte damals entschieden, Tichaeris Sarod zu schicken, um dir die Nachricht des Rates von Haridars Tod zu überbringen.«
    »Du?«, fragte sie ungläubig.
    »Nach dem Tod Wangs, der mein Schüler war, kam Daïni zu mir und erzählte mir, ein Shiro, der sein Gesicht verborgen hatte, habe Wang eine Botschaft von Haridar überbracht. Darin bat Haridar ihn, sie sofort aufzusuchen. Daïni war sich sicher, dass diese Nachricht eine Fälschung gewesen war, denn in all den Jahren hatte Haridar kein einziges Mal mit Wang gesprochen. Warum sollte sie ihn so plötzlich zu sich rufen? Aber du weißt ja, schonals kleiner Junge hat Wang ständig von eurer Mutter geträumt. Ohne sich die Einwände Daïnis anzuhören, ist er der Aufforderung nachgekommen. Daïni hat ihn nie wiedergesehen.
    Ein paar Tage später stellte man fest, dass Sorivas ebenfalls verschwunden war. Als der Rat sich dann entschloss, dich zurückzurufen, habe ich mir gesagt, dass auch du in Gefahr sein könntest. Ich habe mit David aus dem Ricardo-Clan gesprochen, auch einer meiner Schüler. Ein guter Shiro, auch er wollte nicht glauben, dass jemand gegen das Sh’ro-enlei verstoßen könnte. Aber ich war sein Meister, und er tat, was ich ihm auftrug. Er hat Tsune vorgeschlagen, dass es besser sei, einen Botschafter zu entsenden, statt nur eine subätherische Nachricht zu schicken, und dass einer meiner Schüler ein geeigneter Bote sei. Deshalb weiß ich auch, dass Tsune nicht involviert war. Sie war sofort mit meinem Vorschlag einverstanden und hat dies dem Rat mitgeteilt.«
    Verwirrt schaute Suvaïdar Tarr an. Wie er sich verändert hatte! Möglich, dass er schon früher so gewesen war – intelligent und kalt –, aber niemand hatte es gemerkt. Man hatte in ihm nur einen arbeitenden Asix gesehen. Doch seine Intelligenz war schon in früheren Jahren zu spüren gewesen, verborgen hinter dem begriffsstutzigen Ausdruck, mit dem er die ständigen Vorwürfe seiner Mutter und die belustigende Herablassung seiner Shiro-Kameraden ertragen hatte.
    Und nun hatte er eine gute Viertelstunde geredet, ohne ein einziges Mal zu stottern.
    »Wieso glaubst du, dass Tichaeris und Win Sarod mir hätten helfen können? Sie kannten die Föderierten Planeten nicht, sie wären nicht einmal in der Lage gewesen, in die Transportmittel einzusteigen. Wie hätten sie einen potenziell gefährlichen Außenweltler identifizieren können?«
    »Einen Außenweltler? Ich habe niemals geglaubt, dass du oder dein eingebildeter Bruder einer Gefahr vonseiten der Außenweltler ausgesetzt gewesen seid. Ich habe befürchtet, dass es sich um einen Ta-Shimoda gehandelt hat, um einen der Studenten, den man in die Fremde geschickt hatte oder um jemanden, der inkognito reiste. Es muss nicht sehr schwer sein für einen der Unsrigen   – gekleidet wie ein Sitabeh – sich unter das Volk auf den anderen Planeten zu mischen. Trotzdem habe ich nicht gedacht, dass ein Ta-Shimoda sich damit hätte einverstanden erklären können. Selbst ich neige dazu, mir über das Sh’ro-enlei Illusionen zu machen.«
    »Wie hast du dir eine solche Sache vorstellen können? Keiner der Saz Adaï und keiner der Berater hat jemals den geringsten Verdacht gehegt.«
    »Oh, meine Shiro-Dame, so stolz auf deine Intelligenz, wie alle deine Zeitgenossen! Zweifellos seid ihr Genies, was die Medizin, das Ingenieurswesen und die Mathematik betrifft, aber glaubst du wirklich, mehr gesunden Menschenverstand zu haben als eine Asix-Pflegemutter? Wenn das der Fall wäre, dann wäre es wirklich unverantwortlich von euch, uns für vier oder fünf Trockenzeiten eure Kinder anzuvertrauen.«
    »Néko steht dir zur Verfügung, wenn du sie für eine Aufgabe benötigst, die ... sagen wir mal, von heiklerer Natur ist. Wenn du möchtest, kann sie gleich mitkommen.«
    »Kann ich ihr vertrauen?«
    »Néko ist fähig, jeden zu töten, ohne sich den Appetit zu verderben, aber sie gehorcht blind.«
    Das Lächeln Tarrs ließ eher an einen Hund denken, der seine Zähne zeigt, und für einen Moment empfand Suvaïdar fast so etwas wie Mitleid mit Néko – bis sie sich wieder an die toten Augen erinnerte, die sie angestarrt hatten, ohne sie

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