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Das Gesicht der Anderen

Das Gesicht der Anderen

Titel: Das Gesicht der Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Barton
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Sie, Tessa? Leslie Anne ist in Ordnung.
    Die Agentur Dundee hatte einen Helikopterflug für Tessa und Lucie arrangiert, und Tessa war es nur mit Mühe gelungen, ihren Vater davon zu überzeugen, dass er nicht mitkommen musste. Sie hatte ihm gesagt, dass Leslie Anne in diesem Zustand einzig und allein ihre Mutter brauchte. Das war ein Grund. Ein anderer war, dass sich Tessa auch Gedanken über den Gesundheitszustand ihres Vaters machte. Er war erst achtundsechzig, litt aber unter hohem Blutdruck und stark erhöhten Cholesterinwerten. Kombiniert mit seinem aufbrausenden Charakter, war er deshalb ein Topkandidat für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Leslie Annes Verschwinden hatte ihrem Vater schon genug zugesetzt.
    “Du kümmerst dich besser hier um alles”, hatte Tessa zu G. W. gesagt. “Richte Leslie Annes Zimmer her, und sorg dafür, dass die anderen weg sind, wenn sie kommt. Sie braucht jetzt kein Haus voller Verwandter und Freunde.”
    Als sie die Notaufnahme betraten, winkte Lucie einem großen, breitschultrigen Mann mit langem schwarzen Haar zu. “Da ist Dom.” Lucie drängte Tessa zu ihrem Kollegen hinüber. “Er weiß sicher, wo Leslie Anne ist.”
    Der Mann, den sie Dom genannt hatte, bahnte sich einen Weg durch das überfüllte Wartezimmer. “Ihr wart aber schnell hier”, meinte er.
    “Dante hat gesagt, wir sollten so schnell wie möglich kommen”, antwortete Lucie.
    “Wo ist Leslie Anne?”, fragte Tessa.
    “Oh, ich habe euch noch nicht vorgestellt”, sagte Lucie. “Tessa, das ist Domingo Shea. Dom, das ist unsere Klientin, Ms. Tessa Westbrook.”
    “Ma'am.” Er nickte ihr zu.
    Tessa lächelte schüchtern. “Bitte sagen Sie mir doch, wo meine Tochter ist.”
    “Da drin”, erwiderte Dom und nickte in Richtung der geschlossenen Doppeltür, die zur Notaufnahme führte. “Sagen Sie der Dame am Empfang, dass Sie Leslie Annes Mutter sind. Dann lässt man Sie rein.”
    Angesichts seiner attraktiven Latino-Erscheinung hatte Tessa instinktiv erwartet, Dom Shea würde einen spanischen Akzent haben. Doch er sprach breitestes Texanisch. So wie Dante Moran.
    “Und wo ist Dante … äh … Mr. Moran?”, fragte Tessa.
    “Er ist bei Ihrer Tochter”, erklärte Dom. “Seit er sie gerettet hat, lässt sie ihn nicht mehr aus den Augen.”
    “Was meinen Sie mit gerettet?” Tessas Herz fing wie wild an zu schlagen. “Dante hat mir gesagt, dass mit ihr alles in Ordnung ist. Hatte sie einen Unfall?”
    “Plappermaul.” Lucie boxte Dom in die Rippen.
    “Entschuldigung.” Dom warf Tessa einen mitfühlenden Blick zu.
    “Was ist mit meiner Tochter passiert?”
    “Dante wird Ihnen alles erklären.” Lucie sah sich im Wartezimmer um. “Es muss ja nicht sein, dass wir Ihre Privatangelegenheit hier vor fremden Leuten besprechen. Man weiß nie, wer gerade zuhört.”
    Tessa nickte und ging hinüber zum Empfang. Die Frau hinter der Glasscheibe sah auf, als Tessa sich näherte.
    “Ma'am, wie kann ich Ihnen helfen?”
    “Meine Tochter Leslie Anne Westbrook wurde heute Abend hier eingeliefert. Ich möchte zu ihr, bitte.”
    “Selbstverständlich, Ma'am. Gehen Sie einfach durch. Behandlungszimmer drei.”
    “Danke.”
    “Ihr Bodyguard ist bei ihr”, sagte die Frau. “Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen. Sie war ganz außer sich, als die Schwester ihn bat, zu gehen. Darum hielten wir es für besser, dass er bei ihr blieb.”
    “Das ist vollkommen in Ordnung.”
    Tessa schluckte die Tränen herunter. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um die Nerven zu verlieren. Jetzt musste sie stark sein. Sie lief an den Zimmern eins und zwei vorbei, dann sah sie ihn. Dante Moran stand vor Zimmer drei. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Als er sie sah, kam er sofort auf sie zu und blieb nur wenige Zentimeter vor ihr stehen.
    “Ich möchte zu Leslie Anne”, sagte Tessa.
    “Gleich. Es dauert noch ein paar Minuten. Die Ärztin ist gerade drin.”
    “Was ist meiner Kleinen passiert? Und versuchen Sie nicht, mir die Wahrheit zu verheimlichen. Hatte sie einen Autounfall?”
    Dante schüttelte den Kopf, dann nahm er Tessa bei der Schulter und sagte: “Gehen wir ein paar Schritte.”
    Instinktiv wusste Tessa, dass sie ihm vertrauen konnte. Sie gingen bis zum Ende des Ganges, wo außer ihnen niemand war. “Was ist passiert?”
Oh Gott, bitte. Bitte lass nicht das geschehen sein, wovor ich die meiste Angst habe.
    “Sie wurde nicht vergewaltigt”, sagte Dante.
    Tessa entfuhr ein lauter, beinahe

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