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Das Gesicht der Anderen

Das Gesicht der Anderen

Titel: Das Gesicht der Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Barton
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Ihr Name nicht in irgendwelchen Akten auftaucht.”
    “Es geht doch nichts darüber, die örtlichen Behörden im Griff zu haben.”
    “Wohl wahr”, entgegnete sie. “Aber ich bin nicht in Fairport überfallen worden. Das heißt, nicht gefunden.”
    “Wo denn?”
    “Ich lag in einem Graben neben der Interstate 20, irgendwo drüben in Louisiana.”
    Dante verzog schmerzlich das Gesicht. Er presste die Zähne aufeinander, und seine dunklen Augen erschienen ihr mit einem Mal noch dunkler. “Die Interstate 20 führt von Louisiana bis nach Texas. Colby liegt etwa siebzig Kilometer südwestlich der Stelle, an der die Interstate 20 den Ort Abilene kreuzt. Fast alle von Nealys Opfern wurden in der Nähe dieses Highways gefunden. Im Zuge meiner persönlichen Nachforschungen während meiner Zeit beim FBI habe ich herausgefunden, dass wenige Tage nach Amys Verschwinden eine silberne Haarspange mit der Initiale A gleich neben der Interstate 20 gefunden wurde, dazu ein Paar weiße Turnschuhe. Die ermittelnden Behörden gingen davon aus, dass diese Gegenstände einem von Nealys Opfern zuzuordnen waren, aber eine Leiche wurde dort nicht gefunden.”
    Tessa hielt den Atem an. Sie wusste, was er als Nächstes sagen würde.
    “Als Amy verschwand, trug sie weiße Turnschuhe”, fuhr Dante fort. “Und …”, er holte vernehmlich Luft, “… zu ihrem siebzehnten Geburtstag hatte ich ihr eine silberne Haarspange mit dem eingravierten Buchstaben A geschenkt.” Er sah Tessa irgendwie wütend an, als frage er sich, warum gerade sie überlebt hatte. Warum sie und nicht Amy? “Wen kannte G. W. in Louisiana, der genügend Einfluss besaß, sämtliche Akten verschwinden zu lassen, in denen Sie als ein Opfer Nealys erwähnt wurde?”
    “Daddy und der Gouverneur von Louisiana waren zusammen in der Studentenverbindung.”
    Dante lachte verbittert. “War klar.”
    “Welchen Unterschied macht es schon für Sie, dass Daddy mich durch seinen Einfluss beschützt hat?” Das konnte Dante doch egal sein. Trotzdem schien ihn irgendetwas daran zu stören. Aber was?
    “Das stimmt. Das spielt im Prinzip keine Rolle.”
    “Was dann? Die naheliegende Tatsache, dass Ihre Freundin Amy ebenso wie ich ein Opfer dieses Monsters ist, macht Sie doch erst recht zum perfekten Kandidaten für die Aufklärung des Falls, wer Leslie Anne …” Oh Gott. Jetzt verstand sie. Es traf sie wie aus heiterem Himmel. Dantes Widerwillen, sich des Falles anzunehmen, hatte gar nichts mit ihr zu tun, sondern nur mit ihrer Tochter. “Es ist wegen Leslie Anne, habe ich recht?”
    Dante wandte sich ab. Dies und sein Schweigen sprachen für sich.
    “Seit Sie herausgefunden haben, dass
er
Leslie Annes Vater ist, empfinden Sie anders für sie, stimmt's?”
    Schweigen.
    Tessa kam sich plötzlich verraten und verlassen vor. Seltsamerweise hatte sie, genau wie ihre Tochter, vollstes Vertrauen zu Dante gefasst, obwohl sie ihn erst so kurze Zeit kannte. Er hatte einfach etwas an sich, das einem keine andere Wahl ließ, fand sie.
    Was konnte sie ihm jetzt noch sagen? Sie konnte nichts daran ändern, wie und von wem sie schwanger geworden war.
    “Ich würde gern die Antwort auf diese Frage wissen”, erklang eine leise, zitternde Stimme.
    Tessa stieß einen überraschten Laut aus, als sie die Stimme hörte. Sie drehte sich zu der nun einen Spalt weit geöffneten Schiebetür um. Da stand Leslie Anne, hilflos und verwirrt.
    “Ich dachte, du schläfst noch”, sagte Tessa, unfähig, etwas Sinnvolleres von sich zu geben. “Ich wollte dir gleich das Frühstück ans Bett bringen.”
    Leslie Anne ignorierte ihre Mutter vollkommen und ging geradewegs auf Dante zu, der sich ebenfalls zu ihr umgedreht hatte. Er sah aus wie ein Mann, der wusste, dass er gleich gehängt werden würde.
    “Sie hassen mich jetzt, stimmt's?” Leslie Anne sah Dante genau in die Augen. “Sie ertragen nicht einmal mehr meinen Anblick, weil ich das Kind von diesem furchtbaren Mann bin.”
    “Nicht, mein Schatz! Hör auf damit!”, rief Tessa. “Mr. Moran …”
    “Ich rede mit
ihm
, Mama. Nicht mit dir.”
    Tessa sprach ein stummes Gebet, in dem sie Gott um Weisheit und Menschlichkeit für Dante bat. Er musste Leslie Anne die Antwort geben, die sie so sehnlich von ihm erwartete.
    “Nein, ich hasse dich nicht”, sagte Dante. “Niemand könnte eine so liebenswerte junge Frau wie dich hassen.”
    “Sie lügen. Irgendjemand hasst mich. Die Person, die mir die Zeitungsartikel über meinen Vater geschickt hat

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