Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gesicht der Anderen

Das Gesicht der Anderen

Titel: Das Gesicht der Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Barton
Vom Netzwerk:
ihr erschienen vor seinem geistigen Auge. Ihr wunderschönes Gesicht, ihr süßes Lächeln. Und dann Blut. Überall Blut. Auf Amys Gesicht. Auf Amys Körper …
    Die Bilder quälten ihn. Innerlich schrie Dante. Er hoffte, die Eindrücke dadurch vertreiben zu können, doch es nützte nichts. Sie blieben.
    “Leslie Anne, bitte komm zurück!”
    Erst Tessa verzweifelter Schrei brachte Dante in die Realität zurück. Er drehte sich um und konnte gerade noch sehen, wie Leslie Anne die Flügeltür zur Terrasse aufriss und hinausrannte.
    “Ich gehe ihr nach”, sagte Dr. Barrett. “Ich glaube, sie muss mit einer objektiven Person sprechen.”
    G. W. fiel schwer in den nächstbesten Sessel, ließ den Kopf hängen und die Hände zwischen die Beine fallen. Tessa schnappte nach Luft, warf den Kopf zurück und ballte die Fäuste. Unwillkürlich ging Dante zu ihr und umarmte sie von hinten. Zunächst verkrampfte sie sich, doch als er sie an sich zog, lehnte sie die Schultern an seine Brust. Sie entspannte sich etwas und seufzte.
    “Sie müssen es rauslassen”, flüsterte er ihr ins Ohr. “Lassen Sie alles raus. Ich bin hier. Ich werde Sie auffangen, wenn Sie fallen.”
    Als hätte sie auf nichts anderes gewartet, als auf dieses Versprechen von ihm, ließ Tessa einen hohen, schrillen Schrei hören. Dann fing sie an zu weinen, Wangen und Hals waren nass von ihren Tränen. Dante drehte sie zu sich um und hielt sie im Arm, während sie sich ausweinte. Das letzte Mal, dass es sich so gut angefühlt hatte, eine Frau im Arm zu haben, war lange her. Damals war er neunzehn gewesen und ganz verrückt vor Liebe nach Amy.
    Amy war tot. Er konnte nichts mehr für sie tun.
    Mit Tessa war es anders. Sie lebte. Sie litt. Und wenn er ihr helfen konnte, würde er es tun.
    G. W. räusperte sich. “Alles wird in Ordnung kommen. Leslie Anne wird sich wieder beruhigen und Vernunft annehmen. Sie ist ja nicht dumm. Die Sache mit Nealy wird sie nicht verändern, dafür wird Dr. Barrett sorgen. Er hat dir geholfen, und er wird auch ihr helfen.”
    Tessa hob den Kopf, den sie an Dantes Schulter vergraben hatte, und sah ihren Vater an. “Hoffentlich hast du recht. Ich weiß, dass sie nicht dumm ist, aber sie ist auch sehr sensibel. Dr. Barrett wird ihr nur helfen können, wenn sie es zulässt.”
    G. W. grunzte. “Ich glaube, ich gehe eine Runde spazieren. Möchtest du mitkommen, Tessa?” Dabei sah er Dante an, der durchaus die Warnung des alten Mannes verstand.
    Tessa schüttelte den Kopf. “Nein. Ich … ich möchte mit Dante sprechen. Allein.”
    G. W. beäugte Dante neugierig, als wolle er ihn etwas fragen, dann schien er es sich aber doch anders zu überlegen. “Aber denk dran, bei dem, was du ihm erzählst: er ist kein Arzt und auch kein Rechtsanwalt, also ist er auch nicht zum Schweigen verpflichtet.”
    “Das kriegen wir schon hin, Daddy. Geh du jetzt spazieren”, erklärte Tessa.
    G. W. erhob sich. Da stand er in seiner vollen Größe, ganz aufrecht, und mit einem letzten einschüchternden Blick in Dantes Richtung ließ er sie im Salon allein.
    “Ihm gefällt es nicht, dass ich Sie im Arm habe”, stellte Dante fest. “Auch wenn ich nichts anderes vorhabe, als Sie zu trösten.”
    “Das ist sehr freundlich von Ihnen, aber …” Tessa machte sich von ihm los. “Vielleicht wäre es doch besser, wenn einer Ihrer Kollegen den Auftrag übernimmt.”
    Das kam überraschend. Erstaunt sah Dante sie an. “Wieso?”
    “Ich denke, das ist offensichtlich.”
    “Könnten Sie etwas deutlicher werden?”
    “Na gut. Mein Leben ist ein einziges Chaos. Ich habe mich emotional nie ganz erholt von dem, was mir vor siebzehn Jahren widerfahren ist. Und jetzt kommen die Probleme meiner Tochter dazu. Ich habe nichts, was ich Ihnen geben könnte. Kein Mann kann es wollen, sich auf eine Frau wie mich und ihr kompliziertes, aufwühlendes Leben einzulassen.”
    “Soll ich jetzt so tun, als wüsste ich nicht, wovon Sie reden?”
    Sie schüttelte den Kopf und lächelte ihn zaghaft an. “Es wird nicht funktionieren mit uns beiden. Ich bin sehr bedürftig, in vielen Dingen. Mich in Sie zu verlieben, mich in Ihre starken Arme zu flüchten, wäre mir ein Leichtes. Aber ich will Sie nicht benutzen. Und außerdem möchten Sie in Wirklichkeit nicht mir helfen und mich beschützen, sondern Ihre Amy. Sie werfen uns durcheinander. Wir beide sind in Ihrem Kopf zu einer Einheit geworden. Und vielleicht auch in Ihrem Herzen.”
    “Tessa …”
    “Ich glaube, Sie

Weitere Kostenlose Bücher