Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gesicht der Anderen

Das Gesicht der Anderen

Titel: Das Gesicht der Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Barton
Vom Netzwerk:
sollten jetzt besser gehen.” Sie unterdrückte einen Seufzer. “Bevor Sie nicht mehr rauskommen.”
    “Ich bin schon drin”, sagte er. “Und vielleicht haben Sie recht. Sie und Amy verschwimmen hier oben …”, er tippte sich gegen den Kopf, “… und vielleicht auch hier.” Er deutete auf sein Herz. “Aber Sie müssen wissen, dass ich jetzt nicht weggehen kann.”
    Mit Tränen in den Augen lachte sie leise. “Dann stehe der Himmel Ihnen bei, Dante Moran. Ich will auch nicht, dass Sie gehen. Ich möchte sehr, dass Sie bleiben.”

10. KAPITEL
    S haron setzte ihre Sonnenbrille ab und steckte sie in ihre Manteltasche, während Tad sie zu seinem Wagen führte, einem schnittigen silbernen Chrysler Crossfire. Mit Autos kannte sie sich eigentlich nicht aus, aber seit sie letztes Jahr diesen Wagen als Geschenk zu Tads neunundzwanzigsten Geburtstag erstanden hatte, wusste sie zumindest, was so ein Gefährt kostete – fünfunddreißigtausend Dollar. Keiner außer ihnen beiden wusste von diesem oder den anderen kostspieligen Geschenken, die sie ihrem jungen Liebhaber gemacht hatte. Wenn G. W. wüsste, dass sie immer mal wieder etwas mit dem Sohn seiner Freundin hatte, würde er ausrasten. G. W. war nun mal sehr konservativ in diesen Dingen – aber auch heuchlerisch. Eine ältere Frau und ein junger Mann? Unmöglich. Dabei war seine Freundin Olivia auch mindestens zwölf Jahre jünger als er. Und er fand absolut nichts dabei, Olivias Einkommen dadurch aufzubessern, dass er ihr die Miete für ihr Haus am Fluss und einen monatlichen Obolus zahlte. Aber wehe, er wüsste davon, dass sie Olivias Sohn oder einen anderen Mann für seine kleinen Dienste entlohnte!
    Als sie im Sportwagen saßen, beugte sich Tad zu Sharon hinüber und küsste sie auf die Wange. “Ich habe dich schrecklich vermisst, mein Schatz. Warum hast du mich nicht mitgenommen nach Key West? Ohne dich habe ich mich hier fürchterlich gelangweilt!”
    “So lange war ich doch gar nicht weg. Die paar Wochen!” Sharon tätschelte Tads glatt rasierte Wange. Er sah wirklich zum Anbeißen aus mit seinen kastanienbraunen Locken und den langen Wimpern. “Außerdem habe ich Freunde in Key West, mit denen ich mich prächtig unterhalte.”
    “Einen anderen Mann, meinst du wohl.” Tad zog demonstratv einen Schmollmund.
    Sharon lachte. “Du bist so süß, wenn du beleidigt spielst! Aber heb dir doch dein Talent fürs Bett auf. Da schätze ich es am meisten.”
    “Du bist grausam, Sharon. Warum behandelst du mich so? Du weißt genau, dass ich verrückt nach dir bin!”
    “Pah! Du warst doch sicher jeden Abend mit einem anderen jungen Ding aus, als ich weg war.”
    Offensichtlich verärgert über ihre Bemerkung startete Tad den Wagen und verließ mit quietschenden Reifen den Parkplatz des Flughafens. Sharon mühte sich zuerst noch mit ihrem Sicherheitsgurt ab, gab dann aber auf und genoss die wilde Fahrt.
    “Wer hat dich nach Fairport geflogen?”, fragte Tad. “Einer deiner Millionärsfreunde?”
    Sharon lachte, erzählte Tad aber nicht, dass ihr alter Freund Stuart Markham, bei dem sie auch in Key West gewesen war, sie direkt von Florida nach Mississippi gebracht hatte. Sie wollte keinen Streit mit Tad, sondern die letzten Momente der Freiheit genießen, bevor sie auf Leslie Plantation ankamen. Natürlich liebte sie ihren Bruder und seine Familie. Von ganzem Herzen. Trotzdem kam sie mit ihm nicht wirklich gut zurecht, vor allem deshalb, weil er ihren Lebensstil verurteilte. G. W. war elf Jahre älter als sie und fühlte sich seit dem Tod ihres Vaters dazu berufen, sie zu bevormunden.
    G. W. hatte bei seiner Hochzeit einen guten Fang gemacht. In Fairport, Mississippi, gab es nichts Besseres, als in die Familie Leslie einzuheiraten. Gerechterweise musste man zugeben, dass ihr Bruder Anne Leslie beinahe bis zur Unvernunft liebte. Sharon war zwanzig gewesen, als G. W. und Anne heirateten und zweiundzwanzig, als Tessa geboren wurde. Und seit seiner Verlobung mit Anne hatte G. W. seine Schwester zu einer Lady erziehen wollen. Wenn sie sich bemüht hätte, es ihm recht zu machen, wäre sie erstickt. Je mehr er versucht hatte, sie anzupassen, desto rebellischer wurde sie – ganz klar.
    Ehe und Kinder waren nichts für sie. Nicht, als sie zwanzig war, nicht mit dreißig und auch nicht mit vierzig. Schon der Gedanke an die Mitgliedschaft in einem “Garden Club” oder einem Wohltätigkeitsverein waren ihr ein Graus, genauso wie die jungen Männer, die ihr G. W.

Weitere Kostenlose Bücher