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Das Gesicht der Anderen

Das Gesicht der Anderen

Titel: Das Gesicht der Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Barton
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der Wahrheit zu leben – auch wenn alle Welt ihr Geheimnis erfuhr. Die meisten Menschen würden sicher Verständnis und Mitleid zeigen. Die anderen konnten ihm gestohlen bleiben. Leslie Anne würde sich ohnehin einer Therapie unterziehen müssen. Und Tessa hatte bereits bewiesen, dass sie aus hartem Holz geschnitzt war. Sie hatte Eddie Jay Nealy überlebt und würde auch das hier überleben.
    Und was mache ich jetzt? Soll ich Olivia und Myrle gegenüber zugeben, dass ich all die Jahre gelogen habe? Soll ich zugeben, einen Fehler begangen zu haben, um Anne vor einer Wahrheit zu bewahren, die sie ganz sicher nicht ertragen hätte?
    Vielleicht blieb ihm keine andere Wahl. Offensichtlich wollte jemand diese Wahrheit ohnehin verbreiten. Aber wer – und warum? Und wie viel wusste diese Person wirklich?
    Tessa hielt Dante immer noch fest, und er kniete immer noch vor Amy Smiths Grab. Die Zeit schien stillzustehen. Der kühle Oktoberwind frischte auf, und Herbstlaub tanzte über die Gräber und auf den Grabsteinen. Tessa erschauerte. Dante sah sie an, mit schmerzverzerrtem Gesicht und traurigem Blick.
    “Dir ist kalt”, sagte er mit tonloser Stimme. “Wir sollten gehen.”
    Sie umarmte ihn. Dann lehnte sie ihr Kinn gegen seine Schulter, drückte ihre Wange an ihn und flüsterte: “Wir bleiben so lange hier, wie du möchtest.”
    “Ich … will sie … nicht verlassen.” Dante Stimme versagte.
    “Oh, Dante.”
    Er streckte die Hand aus und strich über den rosafarbenen Marmor. Mit den Fingerspitzen fuhr er die Zeilen des eingemeißelten Gedichts nach. Ein leises, unterdrücktes Schluchzen erklang, als er den Grabstein mit beiden Händen festhielt und mit der Stirn auf eine der beiden steinernen Rosen sank. Tessa ließ ihn los und stand auf. Sie ließ ihn allein mit seiner Amy.
    Dabei sehnte sie sich danach, ihn in den Arm zu nehmen, ihn zu trösten. Sein Leid zu lindern.
    Als ihr Vater sie damals dabei beobachtet hatte, wie sie sich von Eddie Jay Nealys furchtbaren Verletzungen erholte – hatte er genauso hilflos danebengestanden wie sie jetzt? Hatte es ihm auch das Herz gebrochen, sie leiden zu sehen und so wenig für sie tun zu können?
    Oh, Dante.
Sie verstand ja selbst nicht, warum sie so viel für ihn empfand, warum dieser Mann ihr Herz so berührte. Er war im Grunde nicht mehr als ein Fremder, und doch kam es ihr vor, als würde sie ihn schon ewig kennen, als wären sie seelenverwandt. Wenn sie an Wiedergeburt glauben würde, hätte sie geschworen, sie beide wären in einem anderen Leben schon einmal ein Liebespaar gewesen.
    Oder war die Verbindung, die sie zu ihm spürte, nur sexuelle Anziehung? Oder lag es an der tragischen Geschichte, die sie mit Amy Smith teilte? Dantes alte Liebe und Tessa hatten sich nicht gekannt, und doch waren sie durch die Taten dieses Psychopathen untrennbar miteinander verbunden.
    Tessa wusste nicht, wie lange sie auf dem Friedhof standen, wie lange Dante in untröstlicher Trauer gefangen war. Doch als er sich endlich erhob, stand die Sonne schon tief am Horizont, und in der einbrechenden Dämmerung leuchtete der Himmel in den schönsten Farben.
    Dante drehte sich zu Tessa um, sah sie aber nicht an. Er ging einfach davon. Sie folgte ihm und ging stumm neben ihm her. Als sie bei dem Mietwagen ankamen, holte er den Schlüssel aus der Hosentasche und warf ihn ihr zu.
    “Fahr du”, sagte er.
    “In Ordnung.”
    Tessa schnallte sich an, startete den Wagen und sah Dante an. “Soll ich noch irgendwo hinfahren?”
    “Fahr einfach zum Motel.”
    “Klar.”
    Sie fuhren eine Weile, ohne etwas zu sagen. Tessa überlegte sich, wie sie mit ihm ins Gespräch kommen könnte, ohne die Szene auf dem Friedhof zu erwähnen. Er war zusammengebrochen und hatte dennoch nicht eine Träne geweint. Tessa wusste aus eigener Erfahrung, dass es keinen Sinn hatte, Tränen zurückzuhalten. Irgendwann wurde der Schmerz überwältigend, und das war der Moment, in dem er sie brauchen würde. Sie hatte vor, dann für ihn da zu sein.
    Leslie Anne lachte, als sie mit Lucie zum Stall zurückkehrte und sie gemeinsam die Pferde trocken rieben. Sie hatten über nichts Ernsthaftes gesprochen in den letzten paar Stunden, einfach nur geplaudert. Leslie Anne hatte Lucie das Anwesen gezeigt. Voller Überraschung hatte sie festgestellt, dass die Agentin reiten konnte wie ein Profi.
    “Ich bin auf einer Farm aufgewachsen”, hatte Lucie ihr erzählt. “Ich saß schon auf dem Pferd, bevor ich laufen konnte.”
    Sie hatten

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