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Das Gesicht der Anderen

Das Gesicht der Anderen

Titel: Das Gesicht der Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Barton
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und glücklich zu sein! Das bist du ihr schuldig, das bist du eurer Liebe schuldig! Du musst nicht mit ihr ins Grab steigen.”
    Dante wirbelte herum, die Miene von Trauer und Wut verzerrt. “Leck mich!”, schrie er Tessa an, dann packte er sie und schüttelte sie.
    Sie fing unkontrolliert an zu weinen. Als er sie keuchend losließ, machte sie einen Schritt auf ihn zu und nahm ihn in den Arm. “Wein doch um Amy. Weine und verabschiede dich von ihr.”
    Es kam ihm vor, als würde ihm das Herz aus der Brust gerissen, als stürbe er einen langsamen und qualvollen Tod. Dann begann er zu weinen. Tessa stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihm die Tränen von der Wange.
    “Sie wird immer ein Teil von dir sein, und du kannst sie immer lieben”, sagte Tessa. “Aber du musst loslassen. Du musst dich von ihr verabschieden.”
    Und da brachen bei Dante alle Dämme. Siebzehn Jahre Trauer und Sorge und Schuldgefühle brachen aus ihm hervor. Er weinte und schluchzte, wie er noch nie geweint hatte. Sein Schmerz war überwältigend. Tessa hielt ihn fest und küsste ihn. Seine Wangen, sein Kinn, seinen Hals. Sie beruhigte ihn, tröstete ihn wortlos und liebevoll. Er klammerte sich an sie und wusste, dass er ihr vertrauen konnte. Sie allein konnte ihm dabei helfen, seine Seelenqual zu überwinden und das Geschehene endlich zu akzeptieren. Hoffentlich würde ihn das nicht seinen Verstand kosten.
    “Meine Güte, hast du mich erschreckt!” Leslie Anne gab Charlie einen Klaps auf den Arm, als er so plötzlich vor ihr stand. “Hast du mich gerade gerufen?”
    “Ja, ich habe dich und diese Frau rennen sehen und dachte, vielleicht ist etwas passiert.”
    “Gott sei Dank warst nur du es”, sagte Leslie Anne mit einem Seufzer der Erleichterung.
    Charlie nahm sie an den Schultern und drückte sie sacht. “Wie geht es dir, meine Liebe? Du hast ein paar harte Tage hinter dir, was?”
    “Ja, das war alles nicht schön. Aber das wird schon wieder.”
    “Du hast Mumm, das mag ich. So war deine Mutter auch – vor ihrem Unfall.”
    Charlie klang irgendwie komisch. Andererseits bekam er immer diesen seltsamen Ausdruck in Augen und Tonfall, wenn er von früher sprach, von ihrer Mutter und von sich und der Zeit vor dem “Unfall”. Der arme Charlie. Wahrscheinlich würde er ihre Mutter immer lieben, auch falls er demnächst Celia heiraten sollte.
    “Alles klar bei dir?”, fragte Leslie Anne. “Du wirkst so … bedrückt irgendwie.” Sie tätschelte Charlies linke Hand, die noch immer auf ihrer Schulter lag.
    “Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht.” Charlie küsste sie auf die Stirn. “Ich bin stolz auf dich, wie du mit der ganzen Angelegenheit umgehst. Es ist wirklich toll, dass du dich von diesen mysteriösen Anrufen bei Myrle und Olivia und sonst wem nicht aus der Fassung bringen lässt. Es ist ja sowieso nur eine Lüge, das weißt du ja, dieses Gerücht von dem Serienmörder, der deine Mutter vor siebzehn Jahren vergewaltigt haben soll. Irgendjemand hat die Geschichte erfunden, um unserer Familie zu schaden.”
    “Jemand hat Tante Myrle … und Olivia angerufen und ihnen gesagt, dass …” Leslie Anne fühlte sich, als hätte man ihr einen heftigen Schlag in die Magengrube versetzt.
    “Oh Gott, Leslie Anne! Ich dachte, du wusstest davon!” Charlie riss erschrocken die Augen auf und wurde bleich. “Ich dachte, sie hätten mit dir gesprochen und dich darauf vorbereitet für den Fall, dass dich deine Freundinnen anrufen und …” Er ließ die Arme sinken und rieb sich nervös die Hände. “Ich könnte mir die Zunge herausreißen, weil ich es dir verraten habe.”
    Leslie Anne stand da wie vom Blitz getroffen. Sie starrte Charlie an, bis sie endlich begriff, was er ihr da gesagt hatte. Das schreckliche Geheimnis, das ihr Großvater und ihre Mutter niemandem anvertraut hatten, war plötzlich kein Geheimnis mehr. Jetzt wussten es auch Tante Myrle und Olivia Sizemore.
    Es muss dieselbe Person gewesen sein, die mir die Zeitungsausschnitte geschickt hat!
    “Oh Gott, Charlie, das darf alles nicht wahr sein.” Leslie Annes Augen füllten sich mit Tränen. In ihrem Körper breitete sich ein brennendes Gefühl aus.
    “Ich weiß, es ist nur eine Lüge – aber auch Lügen können schmerzhaft sein”, sagte Charlie. “Wir werden dafür sorgen, dass alle erfahren, dass kein Wort davon stimmt. Es darf nicht sein, dass die Leute glauben …”
    “Aber es stimmt doch!”, sagte Leslie Anne.
    “Was?” Charlie

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