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Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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nicht wieder auf.«
    »Ach, herrje.« Sie sah erneut die Männer mit den Maschinenpistolen an und nickte verunsichert. »Könnten Sie mir denn nicht verraten.«
    »Bitte, Ma'am«, sagte Sachs lächelnd, aber in bestimmtem Tonfall, und zog die Tür der Frau selbst ins Schloss.
    »Vermutlich 17K«, flüsterte sie Haumann zu.
    Er gab seinem Team das stumme Signal zum Vorrücken.
    Als sie die Wohnung erreicht hatten, klopfte er laut an die Tür. »Polizei, aufmachen!«
    Keine Reaktion.
    Noch mal.
    Nichts.
    Haumann nickte dem Beamten zu, der die große Ramme des Teams mitschleppte. Er und einer seiner Kollegen packten die Griffe zu beiden Seiten des dicken Metallrohrs und sahen ihren Captain fragend an. Der nickte abermals.
    Die zwei Beamten holten aus und ließen die Ramme dann mit Wucht in der Nähe des Griffs gegen die Tür schwingen. Das Schloss wurde aus der Verankerung gerissen, und die Tür knallte nach innen auf. Die Ramme fiel achtlos zu Boden und brach ein Stück aus dem Marmorbelag. Ein halbes Dutzend Männer stürmte mit den Maschinenpistolen im Anschlag hinein.
    Amelia Sachs folgte ihnen, blieb jedoch hinter den anderen, die durch volle Körperpanzerung, feuerfeste Kopfhauben, Helme und kugelsichere Visiere geschützt waren. Mit der Waffe in der Hand wartete sie im Eingang und ließ den Blick durch das luxuriöse, in eleganten Grau- und Rosatönen gehaltene Apartment schweifen.
    Das Team überprüfte alle Räume und jedes Versteck, das groß genug für einen Menschen schien. Die rauen Stimmen hallten laut durch die Wohnung. »Hier gesichert. gesichert. Küche gesichert. Kein Hinterausgang. Gesichert.«
    Der Geist war verschwunden.
    Doch genau wie tags zuvor am Strand von Easton, hatte er eine Spur des Todes hinterlassen.
    Im Wohnzimmer lag die Leiche eines Mannes, der dem Angreifer ähnelte, den Sachs letzten Abend vor der Wohnung der Wus ausgeschaltet hatte. Ein weiterer Uigure, vermutete sie. Er war aus nächster Nähe erschossen worden und lag vor einer von Kugeln durchsiebten Ledercouch. Neben ihm sah sie eine Straßenpistole - eine billige verchromte Automatik mit herausgefeilter Seriennummer.
    Der andere Tote befand sich im Schlafzimmer.
    Es war ein älterer Chinese, und er lag mit glasigem Blick auf dem Rücken. Trotz einer Schusswunde im Bein hatte er kaum Blut verloren. Weitere Verletzungen konnte Sachs nicht feststellen, obwohl ein langes Küchenmesser neben ihm lag. Sie zog sich Latexhandschuhe über und fühlte an seiner Halsschlagader. Kein Puls.
    Einige Sanitäter kamen hinzu, untersuchten den Mann und bestätigten seinen Tod.
    »Woran ist er bloß gestorben?«, grübelte einer der Männer.
    Sachs sah genauer hin und beugte sich vor. »Ich hab's«, sagte sie und wies auf die Hand des Mannes, die eine braune Flasche umklammert hielt. Vorsichtig nahm Amelia sie ihm ab. Das Etikett war sowohl chinesisch als auch englisch beschriftet. »Morphium«, sagte sie. »Selbstmord.«
    Es konnte sich bei dem Toten um einen der Flüchtlinge von Bord der Fuzhou Dragon handeln - eventuell um Sam Changs Vater, der gekommen war, um den Geist zu töten. Sie malte sich aus, was wohl geschehen sein mochte: Der Vater erschoss zunächst den Uiguren, und der Geist suchte hinter der Couch Deckung. Dann ging dem alten Mann die Munition aus. Der Geist nahm das Messer, um ihm durch Folter das Versteck der Familie zu entreißen, aber der Immigrant wählte den Freitod.
    Haumann erhielt eine Nachricht über Kopfhörer und teilte den anderen mit, der Rest des Gebäudes sei mittlerweile gesichert worden und der Geist leider entkommen.
    »O nein«, murmelte Sachs.
    Die Spurensicherung traf ein - zwei Techniker stellten große Metallkoffer vor der Wohnung ab. Sachs kannte die beiden und nickte ihnen zu. Dann öffnete sie die Koffer und zog den Tyvek- Overall an. »Ich muss die Wohnung untersuchen. Könnten bitte alle nach draußen gehen?«, bat sie das ESU-Team.
    Sie sammelte eine halbe Stunde lang Spuren, doch keiner der Funde ließ erkennen, wohin der Geist geflohen sein konnte.
    Als sie die Arbeit beendete, stieg ihr Zigarettenrauch in die Nase. Sie hob den Kopf und sah Sonny Li, der im Eingang stand und das Zimmer betrachtete. »Ich kenne den Toten vom Schiff«, sagte er und schüttelte traurig den Kopf. »Es ist Sam Changs Vater.«
    »Das habe ich mir schon gedacht. Warum hat er es versucht? Ein einzelner alter Mann gegen den Geist und die anderen?«
    »Für seine Familie«, sagte Li leise. »Für seine Familie.«
    »Ich

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