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Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Staatsgebiet betrete, um mich dann zu verhaften und an die hiesige Polizei zu übergeben.«
    Li wusste nun, was passiert war. Der Geist hatte den roten Honda vor dem Restaurant gestohlen. Loaban und die Polizei nahmen an, er wäre damit in die Stadt gefahren, aber nein, er hatte Sungs Leiche in den Kofferraum gestopft und das Auto in der Nähe versteckt - wo niemand auf die Idee kommen würde, danach zu suchen. Dann hatte er sich mit der eigenen Waffe eine oberflächliche Wunde zugefügt, war ein Stück hinausgeschwommen und hatte darauf gewartet, von der Polizei und dem INS gerettet zu werden. Netterweise übernahmen die Behörden auch gleich den Transport nach New York - erst ins Krankenhaus und dann zu dem Untersuchungsbeamten der Einwanderungsbehörde.
    Bei den zehn Richtern der Hölle, dachte Li. Hongse hatte keine Ahnung, dass der »Arzt« in Wahrheit der Schlangenkopf war. »Du hast die Polizistin benutzt, um herauszufinden, wo die Changs und die Wus stecken.«
    Der Geist nickte. »Ich brauchte Informationen. Sie hat mir bereitwillig geholfen.« Er nahm Li genauer in Augenschein. »Wieso tust du das, kleiner Mann? Weshalb verfolgst du mich die ganze Zeit?«
    »Ich komme aus Liu Guoyuan. Du hast dort drei Menschen ermordet.«
    »Habe ich das? Ich weiß es schon gar nicht mehr. Ich glaube, ich war vor ungefähr einem Jahr dort. Warum habe ich sie umgebracht? Vielleicht hatten sie es verdient.«
    Sonny Li war entsetzt, dass der Mann sich nicht einmal mehr an die Tat erinnern konnte. »Nein, du und ein kleiner Schlangenkopf habt eine Schießerei angefangen. Die Opfer waren zufällig in der Nähe.«
    »Dann war es ein Unfall.«
    »Nein, es war Mord.«
    »Nun, dann hör mir gut zu, kleiner Mann. Ich bin müde, und ich habe nicht viel Zeit. Die Polizei steht kurz davor, die Changs zu finden, aber ich muss schneller sein. Danach verlasse ich dieses Land und kehre nach Hause zurück. Also, wie wir's mit hunderttausend in Grün? Die kann ich dir gleich in bar geben.«
    »Ich bin nicht wie die Sicherheitsbeamten, an die du gewöhnt bist.«
    »Das heißt, du bist noch gieriger? Dann eben zweihunderttausend.« Der Geist lachte. »In Liu Guoyuan würdest du für eine solche Summe hundert Jahre arbeiten müssen.«
    »Du bist verhaftet.«
    Das Lächeln auf dem Gesicht des Geists verschwand. Er begriff, dass der kleine Mann es ernst meinte. »Falls du mich nicht gehen lässt, wird das schlimme Folgen für deine Frau und die Kinder haben.«
    »Leg dich auf den Bauch. Sofort«, knurrte Li.
    »Na gut. Ein rechtschaffener und ehrlicher Sicherheitsbeamter. Ich bin überrascht. Wie heißt du, kleiner Mann?«
    »Mein Name geht dich nichts an.«
    Der Geist kniete sich auf das Pflaster.
    Li beschloss, die Handgelenke des Mannes mit seinen Schnürsenkeln zu fesseln. Er würde. Schlagartig realisierte er, dass die Einkaufstüte zwischen ihnen lag und die rechte Hand des Geists dahinter verschwunden war.
    »Nein!«, rief er.
    Der Geist musste eine zweite Waffe in einem Knöchelholster oder seinem Strumpf versteckt haben, denn die Tüte des Lucky Hope Shops explodierte plötzlich in Lis Richtung.
    Die Kugel schwirrte dicht an ihm vorbei. Er zuckte unwillkürlich zusammen und riss abwehrend den Arm hoch. Als er seine Waffe wieder auf den Geist richten wollte, hatte dieser sie ihm auch schon aus der Hand geschlagen. Li griff nach dem Handgelenk des Schlangenkopfs und versuchte, ihm die Modell 51 aus den Fingern zu reißen. Sie gerieten auf den glatten Pflastersteinen ins Straucheln, und auch diese Pistole fiel zu Boden.
    Verzweifelt hielten sie einander gepackt, schlugen und traten, wenn sich die Möglichkeit ergab, fochten jedoch im Wesentlichen einen Ringkampf aus und bemühten sich, eine der beiden Waffen zu erreichen, die neben ihnen lagen. Der Geist rammte Li seine gestreckte Hand ins Gesicht, so dass der Cop benommen losließ, und wich ein Stück zurück, während er gleichzeitig an der Glock zerrte, die aus der Tasche seines Gegners ragte.
    Li erholte sich schnell, sprang nach vorn und schlug ihm die Pistole aus der Hand. Sein Knie landete im Rücken des Gegners und trieb ihm die Luft aus der Lunge. Der Geist richtete sich keuchend und stöhnend wieder auf. Li blieb hinter ihm und legte ihm einen Arm um die Kehle.
    Der Schlangenkopf kämpfte unnachgiebig um die Waffe.
    Halt ihn auf, halt ihn auf, dachte Li panisch. Er ist der Mann, der Hongse töten wird, der Mann, der die Changs umbringen will.
    Und der auch Loaban nicht verschonen

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