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Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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finden.«
    »Nein, wird er nicht. Diesmal behalte ich sie bei mir. Er wird mich nicht filzen.«
    Chen beäugte ein langhaariges chinesisches Mädchen an einem der Nebentische. Als er sah, dass sie offenbar in einem College-Lehrbuch las, verlor er das Interesse. Er musterte William von oben bis unten. »He, willst du einen DVD-Player? Einen Toshiba?«, fragte er. »Ist echt klasse. Zweihundert. Einen Flachbildfernseher? Achthundert.«
    »Ich will eine Knarre. Das ist alles.«
    »Und hol dir am besten auch ein paar neue Klamotten. Du siehst scheiße aus.«
    »Das kommt später.«
    »Hugo Boss, Armani. Ich kann dir besorgen, was immer du haben willst.« Er trank einen Schluck und sah William durchdringend an. »Oder du kannst irgendwann mal nachts mit uns mitkommen. Nächste Woche nehmen wir uns ein Lagerhaus in Queens vor. Die kriegen eine neue Lieferung. Kannst du fahren?«
    »Ja, kann ich.« William sah zum Fenster hinaus. Sein Vater war nirgendwo zu entdecken.
    »Du hast doch Mumm, oder?«, fragte der batu.
    »Schätze schon.«
    »Hast du mit deiner Triade in Fujian auch schon Dinger gedreht?«
    William hatte keiner Triade angehört, sondern mit ein paar Freunden nur hin und wieder Autos gestohlen oder Alkohol und Zigaretten geklaut.
    »Mann, wir haben Dutzende von Läden ausgeräumt.«
    »Und was war dein Job dabei?«
    »Wachposten und Fahrer.«
    Chen überlegte kurz. »Okay, nehmen wir mal an, wir sind in einem Lagerhaus, und du stehst draußen Schmiere, du weißt schon. Dann siehst du plötzlich einen Kerl vom Sicherheitsdienst. Was würdest du tun? Würdest du ihn umlegen?«
    »Was ist das, ein beschissener Test?«
    »Antworte einfach. Bist du mutig genug, ihn zu töten?«
    »Klar. Aber ich würd's nicht machen.«
    »Wieso nicht?«
    William schnaubte verächtlich. »Weil nur ein Idiot wegen ein paar Klamotten einen Mord begehen würde.«
    »Wer hat was von Klamotten gesagt?«
    »Du«, erwiderte William. »Armani und Boss.«
    »Tja, und jetzt ist da dieser Wächter. Antworte. Was, zum Teufel, würdest du machen?«
    »Ich würde ihn von hinten angreifen, ihm die Pistole abnehmen und ihn sich auf den Bauch legen lassen, bis ihr alle Klamotten in den Fluchtwagen geladen hättet. Dann würde ich ihn anpissen.«
    Chen runzelte die Stirn. »Ihn anpissen? Warum?«
    »Weil er sich dann erst mal umziehen wird, bevor er die Polizei ruft. Sonst könnten die Bullen ja denken, er hätte sich in die Hose gepinkelt. Das würde uns genug Zeit zur Flucht verschaffen. Und dem Kerl wäre kein Haar gekrümmt worden, also könnte man uns nicht wegen Körperverletzung belangen.«
    William hatte mal eine ähnliche Geschichte über eine Bande aus dem Hafenviertel von Fuzhou gehört.
    Chen ließ sich nicht anmerken, ob er beeindruckt war, aber er sagte: »Du kommst mit uns nach Queens. Wir treffen uns morgen Abend hier. Ich bringe ein paar Leute mit.«
    »Mal sehen. Ich muss jetzt weg, sonst bemerkt mein Vater, dass ich abgehauen bin.« Er holte ein Bündel Dollarscheine aus der Tasche und zeigte es dem batu. »Was hast du zu bieten?«
    »Meine beste Kanone hast du schon bekommen«, sagte Chen. »Das verchromte Schmuckstück.«
    »Das war ein Stück Scheiße. Ich will eine richtige Knarre.«
    »Du hast wirklich Mumm. Aber du hast auch ein großes Maul. Pass lieber auf. Ich habe bloß noch einen 38er Colt. Nimm ihn, oder lass es bleiben.«
    »Geladen?«
    Chen fummelte an der Waffe in der Papiertüte herum.
    »Drei Schuss.«
    »Das ist alles?«, fragte William.
    »Wie ich schon sagte - nimm ihn, oder lass es bleiben.«
    »Wie viel?«
    »Fünfhundert.«
    William lachte schroff. »Drei oder ich gehe.«
    Chen zögerte und nickte dann. »Nur weil ich dich mag.«
    Die beiden jungen Männer sahen sich vorsichtig um. Dann wechselten Tüte und Geld den Besitzer.
    William stand wortlos auf.
    »Morgen. Acht Uhr. Hier«, sagte Chen.
    »Ich werd's versuchen.«
    Chen lachte. »>Ihn anpissen.<« Dann widmete er sich wieder seinem Kaffee.
    Draußen machte William sich eilig auf den Heimweg.
    Eine Gestalt trat aus der Gasse bewegte sich in seine Richtung.
    William blieb überrascht stehen. Sam Chang ging direkt auf seinen Sohn zu.
    Der Junge lief weiter, schnell, mit gesenktem Kopf.
    »Und?«, fragte Chang.
    »Ich hab sie, Baba.«
    »Gib sie mir.«
    Er reichte die Tüte seinem Vater, der sie in der Tasche verschwinden ließ. »Hast du ihm deinen Namen verraten?«
    »Nein.«
    »Hast du den Geist oder die Dragon erwähnt?«
    »Ich bin nicht dämlich«, gab

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