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Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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schmächtigen chinesischen Anzugträger auf sie zueilen. Die Posten zogen ihre Waffen, und der Mann blieb mit weit aufgerissenen Augen stehen.
    »Das ist mein Anwalt«, sagte der Geist.
    »Sind Sie sicher?«, fragte Peabody.
    »Was soll das heißen, ob ich sicher bin?«
    Peabody winkte den Mann heran und durchsuchte ihn ungeachtet der Proteste des Geists. Dann gestattete er ihm und dem Schlangenkopf, ein Stück beiseite zu treten. Der Geist beugte sich mit dem Ohr zum Mund des Anwalts vor. »Reden Sie.«
    »Die Changs und die Wus sind auf Kaution draußen und warten auf ihre Anhörung. Wie es aussieht, wird man ihnen Asyl gewähren. Die Wus leben in Flushing, Queens. Die Changs sind wieder in Owls Head. In derselben Wohnung.«
    »Und Yindao?«, flüsterte der Geist.
    Das ordinäre Wort kam für den Anwalt unvermutet.
    »Ich meine, diese Sachs«, berichtigte der Schlangenkopf.
    »Oh, deren Adresse habe ich auch. Und die von Lincoln Rhyme. Soll ich sie Ihnen aufschreiben?«
    »Nein, sagen Sie sie mir, aber langsam. Ich präge sie mir ein.«
    Nach nur drei Wiederholungen hatte der Geist alles gespeichert. »Der Betrag geht wie üblich auf Ihrem Konto ein«, sagte er. Weder die Höhe des Betrags noch die Kontonummer mussten genannt werden.
    Der Anwalt nickte, warf einen letzten Blick auf die Wachen des Geists, drehte sich um und ging.
    Die Gruppe durchquerte den Terminal. Vor sich konnte der Geist bereits den Flugsteig und die hübschen Mädchen hinter dem Abfertigungsschalter sehen. Und durch das Fenster sah er die 747, die ihn bald nach Westen bringen würde, in die gleiche Richtung, die auch der Affe auf seiner Pilgerreise eingeschlagen hatte, an deren Ende Erleuchtung und Zufriedenheit warteten.
    Die Bordkarte ragte aus seiner Hemdtasche. In seiner Geldbörse steckten zehntausend Yuan. Er hatte eine offizielle Eskorte der amerikanischen Regierung. Er kehrte nach Hause zurück, zu seinen Apartments, seinen Frauen, seinem Geld.
    Er war frei. Er.
    Dann auf einmal Hektik.
    Jemand kam mit großen Schritten auf ihn zu. Die Sicherheitsbeamten zerrten ihn beiseite und zogen abermals ihre Waffen. Der Geist gab einen erschrockenen Laut von sich und glaubte, er müsse nun sterben. Hastig murmelte er ein Gebet an seinen Beschützer, Yi den Bogenschützen.
    Doch der Angreifer blieb jählings stehen. Der Geist lachte auf. Sein Atem ging unregelmäßig.
    »Hallo, Yindao.«
    Sie trug Jeans, T-Shirt und Anorak, die Dienstmarke hing ihr um den Hals, und sie hatte die Arme in die Seiten gestemmt, sodass eine Hand dicht neben ihrer Pistole ruhte. Ihr Blick war nicht auf den Geist, sondern auf die nervösen jungen INS- Agenten gerichtet. »Ich hoffe, Sie haben einen verdammt guten Grund dafür, einfach so auf mich zu zielen.«
    Die Männer wollten ihre Waffen wieder einstecken, aber Peabody hielt sie mit einer Geste zurück.
    Der Geist sah an Yindao vorbei. Hinter ihr stand ein hoch gewachsener Schwarzer mit einem weißen Anzug und einem grellblauen Hemd. Der dicke Cop, der ihn in Brooklyn verhaftet hatte, war ebenfalls anwesend, begleitet von mehreren uniformierten Stadtpolizisten.
    Aber die einzige Person in Yindaos Gefolge, die wirklich die Aufmerksamkeit des Geists erregte, war ein ungefähr gleichaltriger, gut aussehender dunkelhaariger Mann, der in einem komplizierten, leuchtend roten Rollstuhl saß, an dem seine Arme und Beine festgeschnallt waren. Hinter dem Stuhl stand ein modisch gekleideter junger Betreuer oder Pfleger.
    Es musste sich um Lincoln Rhyme handeln. Der Schlangenkopf nahm den seltsamen Mann prüfend in Augenschein - den Mann, der wie durch ein Wunder die Fuzhou Dragon aufgespürt, die Wus und die Changs gefunden und schließlich sogar den Geist in eine Falle gelockt hatte. Was auf dieser Welt keinem anderen Polizisten jemals gelungen war.
    Harold Peabody wischte sich das Gesicht mit dem Ärmel ab, schätzte die Situation ein und gab seinen Männern ein Zeichen. Sie steckten die Waffen weg. »Was hat das zu bedeuten, Rhyme?«
    Doch der Mann ignorierte ihn und musterte weiterhin den Schlangenkopf. Der Geist verspürte ein unbehagliches Kribbeln. Aber dann verdrängte er diese Anwandlung. Er hatte guanxi bis in die höchsten Kreise. Er war gefeit, sogar gegen den Einfluss von Lincoln Rhyme. »Wer sind Sie?«, sprach er den Mann rundheraus an. »Ein Berater? Ein Privatdetektiv?«
    »Ich?«, erwiderte der Krüppel. »Ich bin einer der zehn Richter der Hölle.«
    Der Geist lachte. »Demnach tragen Sie die Namen in das

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