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Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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könnte eigenhändig auf die Tasten drücken und die Liste schnell überfliegen.
    »Nein«, entgegnete Cooper. »Aber das meiste sind auch keine Personengesellschaften. Es wäre zwar eine richtige Plackerei, aber wir könnten uns natürlich mit allen Firmen und Leasing-
    Agenturen in Verbindung setzen, um herauszufinden, wer die Wagen fährt.«
    »Das ist mir zu wahllos«, sagte Rhyme. »Wir würden mehrere Tage brauchen und unsere Ressourcen verschwenden. Ein paar Streifenbeamten aus Manhattan sollen sich die Wagen im Umkreis von Chinatown vornehmen, aber.«
    »Nein, nein, Loaban«, fiel Sonny Li ihm ins Wort. »Sie müssen dieses Auto finden. Noch vor allem anderen. Ganz schnell.«
    Rhyme hob fragend eine Augenbraue.
    »Suchen Sie ihn sofort. Beemer, richtig? So nennt man bei Ihnen doch die BMWs, nicht wahr? Setzen Sie jede Menge Polizisten darauf an. All Ihre Beamten, würde ich vorschlagen. Die ganze Truppe.«
    »Das dauert zu lange«, wandte Rhyme mürrisch ein. Die Störung ärgerte ihn. »Wir haben nicht genug Leute. Wir müssten in jeder Firma die Person finden, die für den Kauf des Wagens zuständig war, und im Fall der Leasing-Agenturen Zugriff auf die Akten bekommen. In der Hälfte der Fälle würde man zuvor einen Gerichtsbeschluss von uns verlangen. Ich möchte mich lieber auf die Suche nach den Changs und den Wus konzentrieren.«
    »Nein, Loaban «, ließ Li nicht locker. »Der Geist wird den Fahrer töten. Er sucht bestimmt schon nach ihm.«
    »Ich schätze, da irren Sie sich«, widersprach Dellray. »Er will in erster Linie die Zeugen aus dem Boot beseitigen.«
    Sachs war der gleichen Meinung. »Er ist mit Sicherheit sauer, dass der Mann ihn im Stich gelassen hat, und vielleicht wird er ihn sich später vorknöpfen. Aber nicht jetzt.«
    »Nein, nein«, sagte Li und schüttelte heftig den Kopf. »Das ist wichtig, glauben Sie mir doch. Finden Sie den Mann in dem Beemer.« »Warum?«, fragte Sachs.
    »Das ist doch ganz klar. Ganz offensichtlich. Schnappen Sie sich den Fahrer. Er wird Sie zu dem Schlangenkopf führen. Womöglich kann man ihn als Köder für den Geist benutzen.«
    »Und worauf, Sonny, beruht diese Schlussfolgerung?«, fragte Lincoln Rhyme ihn gereizt. »Mit welchen Fakten können Sie Ihre Behauptung untermauern?«
    »Mit jeder Menge Fakten, würde ich sagen.«
    »Ach ja?«
    Der kleine Mann zuckte die Achseln. »Als ich heute Morgen mit dem Bus in die Stadt gekommen bin, habe ich ein Zeichen gesehen.«
    »Ein Zeichen?«, fragte Rhyme. »Meinen Sie ein Verkehrsschild?«
    »Nein, nein, wie heißt das bei Ihnen? Ich weiß nicht.« Er wandte sich auf Chinesisch an Eddie Deng.
    »Er meint ein Omen«, erklärte der junge Detective.
    »Ein Omen?«, stieß Rhyme hervor, als hätte er auf ein Stück verdorbenen Fisch gebissen.
    Li griff geistesabwesend nach seinen Zigaretten, ließ die Hand aber wieder sinken, als er Thoms strengen Blick bemerkte. »Ich bin mit dem Bus in die Stadt gefahren«, erzählte er. »Auf der Straße sah ich eine Krähe nach etwas Essbarem picken. Eine Artgenossin wollte es ihr stehlen, und die erste Krähe hat sie nicht bloß verscheucht, sondern ist ihr hinterhergeflogen und wollte ihr die Augen aushacken. Die Diebin durfte nicht ungestraft davonkommen.« Li hob die Hände. Mehr hatte er offenbar nicht vorzubringen.
    »Und?«
    »Ist das nicht klar, Loaban ? Haben Sie es nicht verstanden?«
    »Nein, was Sie da von sich geben, ist kein verfluchtes bisschen klar.«
    »Okay, okay. Die Krähe ist mir vorhin wieder eingefallen, und ich musste an den Geist denken und daran, wer er ist. Und dann an den Fahrer in dem schicken Beemer und wer er ist. Tja, für den Geist ist er jetzt ein Feind. Wie die Krähe, die den Mundraub begehen wollte. Die Familien - die Wus und die Changs - haben dem Geist nichts Schlimmes angetan. Aber der Fahrer hat.« Li runzelte frustriert die Stirn und sprach abermals mit Deng, der vorschlug: »>Die Treue gebrochen    »Ja, er hat ihm die Treue gebrochen. Und nun ist er der Feind des Geists.«
    Lincoln Rhyme konnte sich nur mühsam das Lachen verkneifen. »Ist notiert, Sonny.« Er wandte sich wieder an Dellray und Sellitto. »Also.«
    »Ich sehe es Ihnen an, Loaban«, sagte Li. »Ich habe nicht behauptet, die Götter hätten mir durch die Krähen eine Vorahnung geschickt. Aber als mir die Vögel wieder einfielen, hat mir das eine neue Perspektive eröffnet und mich auf andere Gedanken gebracht. Als würde ein frischer Wind durch meinen Verstand wehen.

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