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Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Zentrale. Bitte stellen Sie mich zu einem privaten Telefon durch. Kommen.«
    »Roger, Fünf Acht Acht Fünf. Wie lautet die Nummer? Kommen.«
    Sie nannte ihnen Lincoln Rhymes Anschluss und hörte gleich darauf seine Stimme. »Sachs, wo bist du? Schon am Tatort? Wir müssen uns beeilen.«
    Wie immer - und aus unerfindlichen Gründen - wirkte seine mürrische Ungeduld beruhigend auf sie. »Mein Gott, Rhyme,
    was für eine Sauerei.«
    »Beschreib sie mir«, sagte er. »Fang mit dem Grundriss an.«
    »Ein kombiniertes Lagerhaus und Büro. Ungefähr neun mal fünfzehn Meter und das Büro etwa drei mal sechs. Einige Tische und.«
    »Einige? Zwei oder achtzehn?«
    Rhyme ließ nicht die geringste Nachlässigkeit durchgehen.
    »Entschuldigung«, sagte sie. »Vier Metalltische, acht Stühle, nein, neun - einer ist umgefallen.«
    Derjenige, an den Tang gefesselt war, während der Geist ihn folterte und schließlich ermordete.
    »Reihenweise Metallregale mit Kartons, darin Nahrungsmittel. Konserven und Folienverpackungen. Restaurantbedarf.«
    »Okay, Thom steht schon mit dem Stift bereit. Du bist doch so weit, oder, Thom? Schreib schön groß, damit ich es entziffern kann. Das da drüben kann ich nicht lesen. Schreib's noch mal. Na gut, na gut. Bitte schreib's noch mal. Und nun fang an, Sachs.«
    Amelia begann mit der Untersuchung des Tatorts. Der erste Schritt. die längste Reise, dachte sie.
    Nach zwanzig Minuten penibler Suche hatte sie so gut wie nichts gefunden, abgesehen von zwei Patronenhülsen, die denen vom Strand zu entsprechen schienen. Aber nichts, was einen Rückschluss auf das New Yorker Versteck des Geists zuließ. Keine Zigarettenkippen, keine Streichholzbriefchen, keine Fingerabdrücke - die Täter hatten Lederhandschuhe getragen.
    Sie musterte die Decke und ließ den Geruch des Orts auf sich wirken - getreu der von Rhyme postulierten Anweisungen für die Arbeit der Spurensicherung -, konnte aber nichts Besonderes feststellen. Sie zuckte zusammen, als plötzlich Rhymes Stimme in ihrem Ohr ertönte. »Rede mit mir, Sachs. Ich mag es nicht,
    wenn du still bist.«
    »Die haben hier eine Riesensauerei angerichtet«, wiederholte sie.
    »Das hast du bereits gesagt. Eine Sauerei. Das ist nicht allzu präzise, oder? Beschreib mir die Einzelheiten.«
    »Alles wurde durchwühlt, die Schubladen aufgerissen, die Poster von den Wänden geholt, die Schreibtische abgeräumt; Statuetten, Figurinen, Aquarien, Tassen und Gläser zertrümmert.«
    »Als Resultat eines Kampfes?«
    »Sieht nicht so aus.«
    »Wurde nach irgendwas gesucht?«
    »Vielleicht, aber ich würde eher auf Vandalismus tippen.«
    »Wie sehen die Sohlen ihrer Schuhe aus?«
    »Vollkommen glatt.«
    »Elegante Mistkerle«, knurrte er.
    Sie wusste, dass er auf Erdkrümel oder Fasern gehofft hatte, die sie zu dem Unterschlupf des Geists führen könnten, aber die klebten meistens nur im tiefen Profil einer Gummisohle, manchmal sogar monatelang, während glatte Ledersohlen kaum jemals Partikel aufnahmen.
    »Okay, Sachs, weiter im Programm. Was verraten dir die Fußspuren?«
    »Ich denke, dass.«
    »Du sollst nicht denken, Sachs. Auf diese Weise wirst du einen Tatort nie ganz verstehen, und das weißt du auch. Du musst es fühlen.«
    Seine verführerische, leise Stimme war hypnotisierend, und mit jedem Wort, das er sprach, fühlte sie sich unbehaglich ein Stückchen weiter zum Zeitpunkt der Tat zurücktransportiert, als hätte sie selbst daran teilgenommen. Ihre Hände in den Latexhandschuhen fingen an, stark zu schwitzen.
    »Er ist hier. Jerry Tang sitzt an seinem Schreibtisch, und die Männer. «
    »Wir«, korrigierte Rhyme streng. »Du bist der Geist, vergiss das nicht.«
    ». wir treten die Tür ein. Er steht auf und läuft zum Hinterausgang, aber wir erwischen ihn und schleppen ihn zurück zu seinem Stuhl.«
    »Kommen wir zum Wesentlichen, Sachs. Du bist der Schlangenkopf. Vor dir sitzt der Mann, der dich im Stich gelassen hat. Was wirst du tun?«
    »Ich werde ihn töten.«
    Auf einmal kochte unbändige Wut in ihr hoch und raubte ihr fast den Atem. »Nein, warte, Rhyme. Sein Tod ist zweitrangig. In erster Linie will ich ihn leiden sehen. Er hat mich hintergangen, und dafür muss er büßen.«
    »Was machst du? Was genau?«
    Sie zögerte. In dem Overall war ihr sehr warm, und der Schweiß lief in Strömen. Es juckte sie an mehreren Stellen gleichzeitig. Am liebsten hätte sie ein Loch in den Anzug gerissen, um sich zu kratzen.
    »Ich kann nicht.«
    »>Ich<, Sachs?

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