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Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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»Wir haben hier etwas. Sehr alte oxidierte Eisenspäne, alte Holzfasern, Asche und Silizium - sieht wie Glasstaub aus. Und der Hauptbestandteil der Probe ist ein dunkles, schwach glänzendes Mineral in großer Konzentration - Montmorillonit, ein Tonmineral. Außerdem Alkalioxid.«
    Okay, grübelte Rhyme. Wo kam dieses Zeug her? Er nickte langsam, schloss die Augen und machte sich in Gedanken auf den Weg.
    Während seiner Zeit als Leiter der IRD - der Investigation and Resources Division, der forensischen Abteilung des NYPD - hatte Rhyme zu Fuß ganz New York City erforscht. Er trug damals immer kleine Tüten und Gläser mit sich, um Boden-, Beton-, Staub- und Pflanzenproben zu nehmen und so sein Wissen über die Stadt zu erweitern. Ein Kriminalist musste seinen Zuständigkeitsbereich auf tausenderlei Weise kennen: als Soziologe, Kartograph, Geologe, Ingenieur, Botaniker, Zoologe und Historiker.
    Die Beschreibung, die Cooper ihm gerade geliefert hatte, kam ihm irgendwie bekannt vor. Aber woher?
    Halt, da war etwas. Er musste es zu fassen bekommen.
    Mist, jetzt war es wieder weg.
    »He, Loaban?«, rief eine Stimme aus großer Entfernung. Rhyme ignorierte Li, schritt weiterhin konzentriert die diversen Stadtviertel ab und setzte gelegentlich zu einem Überflug an.
    »Ist er. ?«
    »Pst.« Das kam von Sachs.
    Und so konnte er seine Reise fortsetzen.
    Er segelte über den Turm der Columbia University, über den Central Park mit seinem Lehmboden, dem Kalkstein und den Tierexkrementen, durch die Straßen von Midtown, auf denen sich jeden Tag tonnenweise Rußpartikel ablagerten, vorbei an den Hafenbecken mit ihrer eigentümlichen Mischung aus Benzin, Propan und Dieselkraftstoff, den verfallenden Teilen der Bronx mit all der Bleifarbe und dem alten Pflaster, dem als Füllstoff Sägemehl beigemischt war.
    Er schwebte und schwebte.
    Bis er einen bestimmten Ort erreichte.
    Seine Augen öffneten sich.
    »Im Süden«, sagte er. »Der Geist ist im Süden.«
    »Na klar.« Alan Coe zuckte die Achseln. »In Chinatown.«
    »Nein, nicht in Chinatown«, erwiderte Rhyme. »Battery Park City oder die unmittelbare Umgebung.«
    »Wie bist du darauf gekommen?«, fragte Sellitto.
    »Wegen des Montmorillonits. Es ist ein Bentonit, das heißt eine Tonart mit starkem Quellungsvermögen. Man kleidet damit tiefe Gebäudefundamente aus, um das Grundwasser fern zu halten. Das Fundament des World Trade Centers reicht zwanzig Meter tief bis zum Urgestein. Beim Bau wurden unzählige Tonnen Bentonit verwendet. Das klebt da unten in jedem Winkel.«
    »Aber Bentonit wird sehr häufig benutzt«, wandte Cooper ein.
    »Richtig, aber die anderen Inhaltsstoffe der Probe stammen auch von dort. Das gesamte Gebiet wurde künstlich aufgeschüttet und ist voll von verrostetem Metall und Glasresten. Und die Asche? Um die alten Piers aus dem Weg zu räumen, hat man sie einfach niedergebrannt.«
    »Und es sind von dort aus nur zwanzig Minuten bis nach Chinatown«, sagte Deng.
    Thom trug es in die Tabelle ein.
    Trotzdem hatten sie es noch immer mit einem riesigen Gebiet zu tun, in dem sich viele Menschen aufhielten: in Hotels, Apartmenthäusern und Bürotürmen. Um den genauen Aufenthaltsort des Geists eingrenzen zu können, würden sie weitere Informationen benötigen.
    Sonny Li ging vor der Tafel auf und ab.
    »He, Loaban, ich habe auch ein paar Ideen.«
    »Zu welchem Punkt?«, knurrte Rhyme. Der Mann stank nach Zigarettenqualm. Rhyme hatte nie geraucht, aber er erlitt einen plötzlichen Anfall von Krüppelneid - dieser Kerl konnte all seinen Lastern ganz von allein frönen, ohne sich zuvor einen Handlanger suchen zu müssen, der ihm helfen würde.
    Diese beschissene Operation sollte lieber erfolgreich verlaufen, dachte er.
    »He, Loaban, hören Sie mir zu?«
    »Reden Sie weiter, Sonny«, sagte Rhyme gereizt.
    »Ich war auch am Tatort.«
    »Ja«, sagte Sachs und sah ihn zornig an. »Sie sind in der Gegend herumgelaufen und haben geraucht.«
    »Hören Sie«, sagte Rhyme und bemühte sich, nachsichtig zu sein, obwohl das überhaupt nicht seine Art war. »Alles, was nach dem Täter an den Schauplatz eines Verbrechens gelangt, kann diesen Schauplatz verunreinigen. Dadurch wird es schwieriger, die Spuren zu finden, die zu dem Verdächtigen führen.«
    »He, Loaban, glauben Sie, ich weiß das nicht? Ja, sicher, Sie sammeln Staub und Schmutz ein, stecken alles in einen Gaschromatographen, machen eine Analyse mit dem Massenspektrometer und betrachten es unter dem

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