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Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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wollte sein Glück woanders versuchen.
    Der Blazer fuhr sehr schnell durch die Gasse, die zur Rückseite von Changs Wohnung führte.
    Der Geist hielt in einer Hand seine Modell 51 und mit der anderen das lederummantelte Lenkrad umklammert.
    Die Türken machten sich bereit, aus dem Wagen zu springen.
    Sie rasten aus der Gasse auf einen großen Parkplatz hinaus - und sahen sich urplötzlich einem riesigen Sattelschlepper gegenüber, der direkt auf sie zuhielt.
    Mit laut zischender Hydraulik geriet der Laster ins Schlingern.
    Der Geist trat mit aller Kraft aufs Bremspedal - und presste instinktiv auch den linken Fuß gegen das Bodenblech, weil in seinem BMW-Sportwagen dort die Kupplung lag. Der Blazer brach aus, rutschte ein Stück und kam schließlich unmittelbar neben dem Truck zum Stehen. Keuchend spürte der Geist, dass ihm das Herz bis zum Hals schlug.
    »Scheiße, was soll das?«, brüllte der Fernfahrer und beugte sich zur Seitenscheibe des Blazer hinunter. »Das ist eine Einbahnstraße, du dämliches Schlitzauge! Wenn du dich in diesem Land ans Steuer setzt, dann lern gefälligst auch die Regeln.«
    Der Geist war zu erschrocken, um zu antworten.
    Der andere Mann legte den Gang ein und fuhr an dem Chevy vorbei.
    Der Geist dankte seinem Gott, Yi dem Bogenschützen, für die Lebensrettung. Zehn Sekunden später und sie wären frontal mit dem Sattelschlepper zusammengestoßen.
    Langsam fuhr er weiter und drehte sich zu den Türken um, die stirnrunzelnd aus den Fenstern sahen. Sie waren verwirrt und beunruhigt.
    »Wo müssen wir hin?«, fragte Yusuf und starrte auf den ausgedehnten Parkplatz, auf den es sie verschlagen hatte. »Wo ist die Wohnung der Changs? Ich kann nichts entdecken.«
    Hier waren nirgendwo Wohnhäuser zu sehen.
    Der Geist überprüfte die Adresse. Alles stimmte; dies war der gesuchte Ort. Allerdings. allerdings handelte es sich um ein großes Einkaufszentrum. Die Gasse, die hinter ihnen lag, war eine der Ausfahrten des Parkplatzes.
    »Gan«, fluchte der Geist.
    »Was ist los?«, fragte einer der Türken von hinten.
    Chang hatte Jimmy Mah nicht getraut, das war los, erkannte der Geist. Der Kerl hatte dem Tong-Führer eine falsche Anschrift genannt. Vermutlich hatte er irgendwo eine Werbeanzeige für diesen Laden gelesen. Der Geist schaute zu dem großen Schild empor, das über ihren Köpfen hing.
    THE HOME STORE Alles für Haus und Garten Er überlegte, was zu tun war. Wu, der andere Immigrant, war offenbar nicht so clever gewesen. Er hatte sich seine Bleibe von Mahs Makler vermitteln lassen. Der Geist kannte den Namen des Mannes und würde den Aufenthaltsort der Familie schnell herausfinden.
    »Wir kümmern uns zuerst um die Wus«, sagte er. »Die Changs kommen später an die Reihe.«
    Naixin.
    Alles zu seiner Zeit.
    Sam Chang legte den Hörer auf.
    Wie betäubt stand er einen Moment lang da und starrte auf den Fernsehschirm, auf dem ein Wohnzimmer zu sehen war, das sich sehr von seinem gegenwärtigen Wohnzimmer unterschied, und eine zufriedene und alberne Familie, die mit seiner Familie nicht viel gemein hatte. Mei-Mei sah ihn fragend an. Er schüttelte den Kopf, und sie wandte sich gehorsam wieder Po-Yee zu, dem Baby. Dann kauerte er sich neben seinen Vater. »Mah ist tot«, flüsterte er.
    »Mah?«
    »Der loaban in Chinatown, der uns geholfen hat. Ich wollte mich nach unseren Papieren erkundigen. Das Mädchen dort sagt, er sei tot.«
    »Der Geist? Hat er den Mann ermordet?«
    »Wer sonst?«
    »Wusste Mah, wo wir uns aufhalten?«
    »Nein.« Chang hatte dem Mann nicht getraut und ihm daher die Adresse eines der Home Stores genannt, die in dem Werbeprospekt verzeichnet waren, den er immer noch bei sich trug.
    Genau genommen waren die Changs gar nicht in Queens, sondern in Brooklyn, in einem Viertel namens Owls Head, ganz in der Nähe des Hafens. Er hatte keinem außer seinem Vater gesagt, wo genau sie wohnen würden.
    Der alte Mann nickte und zuckte dann zusammen, als ihn ein stechender Schmerz durchfuhr.
    »Morphium?«
    Sein Vater schüttelte den Kopf und atmete mehrmals tief durch. »Diese Sache mit Mah - es beweist, dass der Geist uns sucht.«
    »Ja.« Dann kam Chang ein erschreckender Gedanke. »Die Wus! Der Geist wird sie finden. Sie haben ihre Wohnung durch Mahs Makler erhalten. Ich muss ihn warnen.« Er ging zur Tür.
    »Nein«, sagte sein Vater. »Du kannst einen Mann nicht vor der eigenen Dummheit bewahren.«
    »Aber er hat eine Familie. Die Kinder, seine Frau. Wir dürfen sie nicht

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