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Das Gesicht des Teufels

Das Gesicht des Teufels

Titel: Das Gesicht des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Cordes
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oder die anderen beiden Bauernburschen. «Ja so ein Zufall», grölte er. «Los, hin zu ihr, Valentin. Da geht sie. Seif sie ein, die schwarze Köhler-Braut. Vielleicht zischt sie ja, so heiß wie sie ist.»
    Er schubste Valentin auf Hanna zu, Valentin aber strauchelte und landete rücklings im brusthohen Schneehaufen neben der Schänke. Just darauf schienen die Leitgebs gewartet zu haben. Als wollten sie Hanna und Ursula ein Schauspiel jungenhaften Übermuts bieten, riss einer von beiden den Reisigbesen aus dem Schneehaufen und begann, Valentin mit Schnee zuzukehren.
    Lachen und Prusten ertönten. Plötzlich stürmten zwei Kinder herbei, dann ein junger Hund. Er stürzte sich auf Valentin und leckte ihm übers Gesicht, sprang dann zurück, bellte. Derweil bombardierten die Leitgeb-Zwillinge Hanna und Ursula mit Schneebällen: «He, jeder Ball ein Schuss, und jeder Schuss kommt aus dem Ball. Merkt euch das. Genauso wie der Senf immer in der Wurst ist.»
    Als sie keine Lust mehr hatten, zogen sie Valentin hoch. Prustend und schwankend schaute er sich um und erblickte Ulrich. Sein Finger flog in seine Richtung, dann rief er: «Da kommt er ja, der Herr Ritter. Ich glaub, er will gebührend empfangen werden!»
    «Valentin, lass das!», rief Hanna.
    «Wieso? Dieses Dorf gehört der Stadt! Was hat hier ein Deutschherr zu suchen?» Valentin bückte sich und formte den ersten Schneeball. Die Leitgeb-Zwillinge taten es ihm nach, genauso die Bauernburschen. «Na, traut Ihr Euch, Ritter? Schnee oder Wegzoll. Ich meine, das ist gerecht. Schließlich habt Ihr sie mir weggenommen!»
    «Du dummes Huhn!», rief Hanna wütend.
    «Dummes Huhn   …» Valentin äffte Hanna nach und holte aus. Der erste Ball verfehlte Ulrich, der zweite traf ihn an der Hüfte und war Auftakt zu einer Schneeball-Kanonade. Gelassen hielt Ulrich dem Beschuss stand, während Hanna und Ursula Valentin und dessen Trinkgesellen bewarfen. Nach einer Weile war die schönste Schneeballschlacht im Gange, an der allein Ulrich sich nicht beteiligte. Dann und wann duckte er sich, wenn ein Ball ihm ins Gesicht zu fliegen drohte, ansonsten aber schüttelte er nur seinen Mantel aus.
    Endlich waren alle aus der Puste.
    «Damit habe ich mir ja wohl den Wegzoll verdient», rief Ulrich versöhnlich und trat auf Valentin zu.
    «Leider, Ritter», knurrte Valentin. «Ich war vorschnell. Aber darf ich fragen, was Ihr vorhabt? Ihr schleppt gerade Eure Beute in Eure Burg, nicht wahr? Jungfernblut statt Wein zum Heiligen Fest? Hanna-Schenkel statt Hühnerschlegel?»
    Das war zu viel. Ulrichs Rechte schnellte vor und packte Valentin am Hals. Ohne ein Wort zu verlieren, drückte er zu und zwang Valentin auf die Knie. Ohne mit der Wimper zu zucken, drehte er sich zu den anderen um und sah sie an, bis diese die Köpfe senkten. Erst dann ließ er los.
    Valentin schnaufte, rieb sich den Hals.
    «Das wird Euch einmal leidtun, Ritter.»
    «Sei froh, Bursche, dass du ein paar Becher zu viel getrunken hast.»
    Hanna lief es kalt den Rücken herunter. Sie sah Ulrich an, wie viel Mühe es ihn kostete, seine Wut unter Kontrolle zu bringen. Dass Valentin für seine widerlichen Worte einen gehörigen Denkzettel verpasst bekommen hatte, war nur gerecht. Trotzdem hatte Ulrichs eisige und hochmütige Ausstrahlung etwas Beängstigendes an sich.Wenn alle Noblen jeden Tag so sind, dachte sie, dann ist es kein Wunder, dass es an allen Ecken und Enden gärt.
    Augenblicklich bekam sie ein schlechtes Gewissen.
    Jetzt falle ich Ulrich auch noch in den Rücken, schalt sie sich. Wer hat denn angefangen? Doch nicht er!
    Verstört lief sie weiter. Ursula hakte sich wieder bei ihr unter, Ulrich folgte ihnen. Diesmal zu Pferde.
     
    Als sie Detwang erreichten, war die Sonne untergegangen. Es war klirrend kalt, der Horizont rot. Hanna schickte ein Stoßgebet zum Himmel, sie bat um die Kraft, nicht unter den belustigten und hochnäsigen Blicken der Gesellschaft und der Bediensteten zusammenzubrechen.
    «Wie gut, dass du bei mir bist», flüsterte sie Ursula zu, als sie auf das Haupthaus zuschritten. Es handelte sich um ein stattliches Fachwerkgebäude mit gewaltigem Dach, das sich in unmittelbarer Nähe der St.   Peter-und-Pauls-Kirche befand.
    «Unser Geschlecht hat hier sehr alte Wurzeln, obwohl es der Reichsküchenmeister von Nordenberg war, der einst die Detwanger Burg hat bauen lassen», erklärte Ulrich und drückte einem Stallburschen Mahuts Zügel in die Hand. «Als die Deutschherren Burg und Dorf

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