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Das Geständnis der Amme

Das Geständnis der Amme

Titel: Das Geständnis der Amme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Krohn
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um das Badehaus wucherte, doch dafür musste sie quer über den Hof laufen.
    Gerne hätte Balduin von oben aus überwacht, ob es ihr gelänge, doch da die Zeit drängte, musste er sie sich selbst überlassen.
    Er blickte auf die verwaisten Möbel, auf das Bett, in dem die Kissen so unter der Decke angeordnet lagen, als würde sich ein schlafender Mensch darin befinden. Auf diese Weise würden Judiths Damen wohl erst spät am nächsten Morgen gewahr werden, dass die Königin verschwunden war.
    Auf Zehenspitzen schlich sich Balduin durch den Raum, erreichte die Türe, öffnete sie und spähte zuerst in die eine und dann in die andere Richtung. Kein Laut.
    Er huschte in den Gang, aber diesmal kam er nicht weiter als zehn Schritte. Das Licht der Fackeln und der Öllampen schien plötzlich zu flackern, malte Schatten auf die gegenüberliegenden Wände, nicht nur von ihm, auch von einer anderen Gestalt. Er fuhr herum – und blickte direkt in Madalgis’ Gesicht, die hier in einer Nische gewartet hatte.
     
    Sie starrten sich an, wie sie es nie getan hatten, nicht in der Zeit, da sie bei ihm gelegen, noch in den letzten Tagen und Wochen, die er hier zugebracht hatte. Bei seinem ersten Besuch in Senlis hatte er noch versucht, mit ihr zu sprechen, doch später hatte er es ohne sonderliches Bedauern aufgegeben.
    Jetzt wünschte er sich, er wüsste, was in ihr vorging. In ihrem Gesicht leuchtete etwas auf, was ihm unheimlich war: der Triumph, ihn sich ausgeliefert zu wissen.
    »Tu es nicht!«, zischte er, als sie den Eindruck erweckte, sie würde den Mund öffnen und mit aller Leibeskraft Judiths Damen und die Wachen zusammenrufen. »Bitte! Tu es nicht!«
    Zu seiner Erleichterung unterließ sie das Schreien, doch ihre Worte waren darum nicht minder scharf. »Warum die Königin?«, fragte sie. »Warum begnügst du dich nicht mit Mädchen wie Joveta … wie mir …«
    Er trat auf sie zu, um in seine erklärenden Worte mehr Vertraulichkeit zu legen, doch sie wich steif zurück.
    »Madalgis … Madalgis, ich schwöre dir: Ich entehre die Königin nicht. Ich versuche, ihr zu helfen!«
    »Indem du sie mit deiner Gegenwart beschmutzt?«
    Ihr Hass war tief, echt – und vor allem lange gereift. Er war keine hektisch züngelnde Flamme, die sich eben erst entzündet hatte und rasch gelöscht werden könnte. Ihre schmalen, katzen-förmigen Augen brannten schon lange davon.
    »Hör mir zu!«, versuchte Balduin sie zu beschwören. »Du weißt doch, in welcher Lage Judith ist! Sie … sie kann nicht in Senlis bleiben, und deswegen habe ich ihr angeboten, sie nach Lothringen zu bringen. Ihr Gemach …«, er deutete mit seinem Kinn auf die Türe hinter sich. »Ihr Gemach ist leer.«
    Anfangs glaubte er, seine Worte würden an Madalgis abprallen, dann freilich schien sie zu begreifen. Der verkniffene Zug um ihren Mund löste sich, nur das Glühen in ihren Augen ließ nicht nach. Doch nun schien es nicht von Hass, sondern von einer tiefen Zufriedenheit genährt, die er nicht deuten konnte.
    »So, so«, murmelte sie schließlich.
    »Du … du wirst uns doch nicht verraten? Ich meine, du wirst
sie
doch nicht verraten? Du hegst doch keinen Groll wider sie! Du willst doch nur ihr Bestes, nicht wahr?«
    Madalgis zögerte, offenbar, um ihn zu quälen. Es gelang ihr. Beunruhigt malte Balduin sich aus, was geschehen würde, würdensie ausgerechnet jetzt entdeckt. Judith in Männerkleidung … und er, der sie ihr beschafft hatte.
    Doch dann seufzte Madalgis, senkte ihre gelblichen Augen und trat zur Seite.
    »Für die Königin«, sagte sie leise, »allein für die Königin will ich schweigen.«
    Balduin atmete hörbar aus, wenngleich der bedrohliche Klang in Madalgis’ Worten ihm nicht entgangen war. Als er an ihr vorbeiging und den Gang entlangschritt, fühlte er ihren Blick auf seinem Rücken haften. Seine Knie fühlten sich zittrig an, als er die Treppen nach unten stieg und durch das Tor aus Eichenholz ins Freie trat.
    Die kalte Nacht fühlte sich so erfrischend und ernüchternd an, wie er es oft nach durchzechten Festen erlebt hatte.
    Als er sich vergewissert hatte, dass keine der Nachtwachen in der Nähe war, ging er mit beherzten Schritten in Richtung Badehaus. Kahl stand dort das Gebüsch, die einzelnen Zweige glichen schwarzen, dünnen Fingern.
    »Judith?«, raunte er.
    In seiner Anspannung gewahrte er nicht, dass er sie zum ersten Mal mit bloßem Namen ansprach. Er bekam keine Antwort. Wo immer Judith sich versteckt hatte – hier war sie

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