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Das Geständnis der Amme

Das Geständnis der Amme

Titel: Das Geständnis der Amme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Krohn
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Schienbeinschutz und ein Kettenhemd getragen, doch waren die aus Eisen gefertigt gewesen, nicht aus Gold wie bei diesen Männern. Um den
Thorax
– den Schutz für den Schulter- und Brustbereich – trugen sie obendrein einen Pelz aus Buntwerk und darum einen roten Saum.
    Am sonderbarsten waren ihre Helme, fast ebenso groß nämlich wie die Köpfe. Unscharf konnte er sich erinnern, wie Arbogast den Knaben einst die Rüstung der Römer beschrieben hatte. Ein wenig hatte er sich jene so vorgestellt wie diese hier, und als die Truppe sie nun umkreiste, hatte er kurz den Eindruck, sie würde aus einer lang vergangenen Zeit kommen. Die Stimmen freilich waren äußerst lebendig.
    In einer Sprache, die zwar manches mit der
Lingua franca
gemein hatte und die Balduin doch nur schlecht verstand, schienen sie Vermutungen anzustellen, wen sie vor sich hatten. Zu ihrem Schrecken fiel alsbald Judiths Name.
    Während der Anführer der Truppe alle anderen kaum beachtete, musterte er die Königstochter aufmerksam. Indes er energisch die Hand hob, um seine Männer zum Schweigen zu bringen, brannte sich sein aufdringlicher Blick immer begieriger in ihr Gesicht.
    Eben noch hatte Balduin nichts als ärger über sie empfunden, nun fühlte er sich an ihrer Statt beleidigt von dem dreisten Blick und wollte sich schützend vor sie stellen.
    Doch Judith, die mehr verstanden zu haben schien als er,straffte den Rücken und trat mit erhobenem Kopf an ihm vorbei, dicht an das Pferd des Anführers heran.
    »Ich bin Judith, Königin von Wessex, Tochter von König Karl«, sagte sie und setzte fordernd hinzu: »Was wünscht Ihr von mir?«
    Balduin schüttelte unmerklich den Kopf, als sie zum Reden ansetzte, und verstand nicht, warum sie sorglos ihre Identität verriet. Diese Truppe durchkämmte offenbar das Land nach ihr. Warum versuchte sie gar nicht erst, ihre wahre Herkunft zu leugnen? Judith indes gelang es, mit ihrem starren, forschen Blick jenen des Hauptmanns zu bezwingen. Langsam stieg er vom Pferd, und als er ihr direkt gegenüberstand, konnte er seine Scheu nicht verbergen. In ihrer Miene breitete sich weder Furcht noch Unbehagen aus – nur jener Hochmut, der eben noch Balduin selbst zugesetzt hatte.
    Der Mann suchte zumindest mit Worten zu bekunden, wessen Macht hier galt. »Sieh an, sieh an«, sagte er fast höhnisch, nunmehr in ihrer Sprache. »Kaiser Ludwig, Euer werter Vetter, weiß, dass Ihr in seinem Land weilt, und lässt Euch nun schon seit einem knappen Monat suchen. Mit Verlaub, meine Königin, Eure Reise findet heute und hier ein Ende. Ich muss Euch im Auftrag des Kaisers leider fest …«
    »Ihr kommt keinen Augenblick zu früh«, fiel Judith ihm unbeeindruckt ins Wort. »Um ein Haar wären wir einer wilden Räuberbande in die Hände gefallen. Sie sind geflohen, sobald sie Eure Pferde hörten. Nun, jetzt können wir gerne gemeinsam weiterreiten.«
    »Wir sind nicht gekommen, um …«
    »Ich wusste stets, dass auf meinen Vetter, Kaiser Ludwig, Verlass ist. Ich hatte lediglich gehofft, dass Ihr früher zu uns stoßen würdet, auf dass eine Tochter König Karls nicht zu lange der Unsicherheit der hiesigen Straßen und Wege überlassen bliebe …«
    »Wir sind nicht hier, um Euch Geleit zu …«
    »Alles in allem zählt freilich«, unterbrach Judith ihn wieder schroff, »dass mein Vetter, der Kaiser, endlich meinem Wunsch nachgekommen ist, eine eigene Truppe zu unserem Schutze zu schicken! Wie ich schon sagte: Wir können nun aufbrechen!«
    »Ihr könnt nicht einfach bestimmen …«
    »Ihr werdet mich doch behandeln, wie’s einer Königin und einer lieben Verwandten Eures eigenen Herrschers würdig ist, oder nicht?«
    »Wir können Euch nicht einfach begleiten! Wir müssen Euch nach Pavia bringen!«
    »Selbstverständlich!«, stieß Judith aus. »Glaubt Ihr etwa, ich würde einen Besuch am Hofe meines lieben Vetters versäumen wollen? Deswegen seid Ihr doch hier? Um uns auf der letzten Wegstrecke zu begleiten!«
    Ohne eine Entgegnung abzuwarten, drehte sich Judith um und schritt zu ihrem Pferd. Als Balduin keine Anstalten machte, ihr in den Sattel zu helfen, winkte sie ihn mit hoheitsvoller Geste herbei.
    »Du hast es doch gehört«, setzte sie hinzu. »Wir reiten weiter in Richtung Pavia ! «
    Balduin war nicht der Einzige, den sie damit verwirrte. Auch der Kommandant der Truppe schien zunehmend unsicher, eher er sich schließlich schulterzuckend und aus Angst, etwas Falsches zu tun, fügte.
    Als er seiner Frau aufs Pferd half,

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