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Das Geständnis der Amme

Das Geständnis der Amme

Titel: Das Geständnis der Amme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Krohn
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seine Worte erstaunlich klar, wurden nicht vom üblichen Stottern zerfetzt.
    Balduin war, als würde alles Blut aus seinem Kopf fließen.
    »Was redest du da?«, rief er. »Diese Männer hier haben sich und ihre Familien verteidigt! Wer sonst …«
    »Es ist das Gesetz meines V-V-V-Vaters, nicht meines«, fiel Ludwig ihm harsch ins Wort. »Und er hat einen guten Grund dafür, auch w-w-w-wenn er dir nicht einsichtig sein mag. Wenn die einfachen Leute beginnen, die W-W-W-Waffen zu nutzen, wie schnell kann es geschehen, dass sie diese gegeneinander richten, w-w-womöglich gar gegen ihren K-K-K-König revoltieren? Es gab wegen der sch-sch-schlechten Ernte letzten Sommer einige Bauernverschwörungen. S-s-s-sie haben sich erhoben, weil der Adel in ihren W-W-Wäldern jagt. Und noch entscheidender ist: Diese Männer hier können nicht k-k-k-kämpfen, sie haben es nie gelernt. W-w-w-wenn sie sich heimlich Schwerter schmieden, so kann’s nur zu 1-1-1-leicht geschehen, dass diese Schwerter – so denn ihre eigentlichen Besitzer fallen – in die Hände der No-No-Normannen geraten. Und wir werden doch nicht den Fehler machen, den Feind mit W-W-W-Waffen zu beliefern!«
    Er sprach es, zuckte die Schultern und wandte sich zu gehen.
    Balduin packte ihn am Arm, so wie er es noch nie getan hatte. »Diese Männer hier hatten keine Schwerter!«, rief er. »Sie sind mit Sicheln und …«
    Zum dritten Mal unterbrach Ludwig ihn. »W-w-was geht’s mich an?«, fragte er kalt. »Ich befehle dir hiermit, Ba-Ba-Ba-Bal-duin Eisenarm, im Namen meines Vaters, diese M-M-M-Männer in die nächste Stadt zu bringen und sie der dortigen Gerichtsbarkeit auszuliefern!«
    »Sie haben Frauen und Kinder!«
    Und jene waren wahrscheinlich dem Hungertod nahe – und das nicht nur wegen der schlechten Ernte. Balduin wusste, dass es sich nur die reicheren Adeligen und Bischöfe leisten konnten, ihre Heere anständig auszurüsten. Viele Krieger wurden ohne ausreichenden Proviant in Schlachten geschickt – und plünderten nicht selten die Scheunen der eigenen Landsleute.
    »Ha!«, lachte Ludwig bitter. »D-d-du hast mich nie verstanden, wenn ich ob meines Vaters haderte. So-so-soll ich nun Verständnis haben, wenn du dich gegen eines seiner Ge-Ge-Gesetze auflehnst? Du w-w-w-wirst tun, was ich dir befehle … oder du bist selbst des Todes, Balduin.«
    »Mein Prinz …«
    »Du bist ein K-K-K-Krieger, du bist dazu da, für den K-K-K-Kö-nig zu kämpfen – nicht, um über deine Taten nachzudenken! Ich dachte bi-bi-bislang, dir liege nicht sonderlich viel daran … nachzudenken! So tu’s auch je-je-jetzt nicht.«
    Ludwigs Stimme war weit giftiger, als es der Anlass gebot. Der Hohn, der sich da gegen ihn entlud, war Balduin nicht gänzlich fremd – jedoch der Hass, der diesen zeugte. Rasch ließ er Ludwigs Arm los.
    »Ludwig«, murmelte er, »Ludwig … warum sprichst du so harte Worte zu mir? Wenn ich dich gekränkt habe, tut es mir leid. Aber lass es nicht diese armen Menschen fühlen! Sie tun nichts anderes als wir: Sie schützen dieses Land. Ich kann sie doch dafür nicht ihrer Hinrichtung entgegenführen!«
    Die Ohnmacht in seiner Stimme schien Ludwig zu rühren. Er legte nun seinerseits die Hand auf Balduins Schulter, drückte sie. »Seit w-w-w-wann bist du einer, Balduin, der sich um andere Menschen schert?«, fragte er nahezu freundlich.
    »Aber …«
    »Um Madalgis’ Gefühle hast du dich doch auch nicht geschert.«
    Sein Griff wurde fester, während er Balduin unverwandt anstarrte.
    »Woher kennst du Madalgis?«, entfuhr es jenem.
    »Das t-t-t-tut jetzt nichts zur Sache. Im Übrigen, auch w-w-wenn’s dich kaum interessieren w-w-w-wird: Madalgis geht es gut. In jedem Fall: Dir steht nicht zu, irgendwelche Skrupel zu haben, dir nicht. Ich be-be-befehle es dir noch einmal: Du w-w-wirst diese Männer in die nächste Stadt bringen, du w-w-w-wirst bezeugen, was sie getan haben, und dafür sorgen, dass die Gesetze erfüllt werden. Und dann r-r-r-reite nach Flandern, sei meinem Vater ein treuer K-K-K-Krieger und schütze dein Lehen. W-w-w-wer weiß … wenn sich erst diese Schneedecke lichtet, w-w-werden wir uns wiedersehen.«
    Dort, wo er stand, war Balduin eingesunken. Feucht stieg es an seinen Füßen hoch. Er fühlte nicht nur, wie sein ganzer Körper klamm wurde, sondern auch seine Seele.
    Ich kann das nicht, dachte er, ich kann das nicht. Und wie schon einmal an diesem Tag stieg Eyvindrs Bild vor ihm auf und wie jener ihn angeschaut hatte, ehe er das

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