Das Gestaendnis des Scheichs
denn je wollte er nun wissen, was sie nach Quishari geführt und wie sie seine Großmutter kennengelernt hatte.
„Glauben Sie, Sie werden von Ihren Verkäufen leben können?“
„Ihre Großmutter hat es zumindest angenommen. Und ich habe Vertrauen in ihr Urteil. Ja, ich nehme an, es wird reichen. Außerdem brauche ich nicht viel. Jetzt versuche ich erst einmal, so viele Stücke wie möglich herzustellen, damit ich etwas auf Lager habe, wenn der Verkauf startet. Ich kann pro Monat nämlich nur einige Exemplare anfertigen. Daher habe ich einen Fünfjahresplan gemacht.“
Er sah sie an. Sie wirkte aufrichtig. Wie seltsam, diese hübsche Frau von Fünfjahresplänen reden zu hören. Je länger er sie ansah, desto mehr wollte er ihr helfen. Was eigentlich überhaupt nicht seine Art war. Er wandte den Blick ab und sah sich noch einmal in ihrem Atelier um. „Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, schicken Sie einige Ihrer besten Stücke an einen Händler, um zu sehen, ob sie Interesse wecken. Es hat wenig Sinn, fünf Jahre zu investieren, wenn das Ganze nichts wert ist.“
Noch lange nachdem Khalid gegangen war, blickte Ella starr hinaus in den Garten. Was er gesagt hatte, hatte so einfach geklungen. Was aber, wenn sie nun nichts verkaufte? Wenn ihre Entwürfe nur durchschnittlich und nichts Besonderes waren? Lieber würde sie noch einige Jahre mit der Hoffnung leben, als der brutalen Realität ins Gesicht zu sehen. Alia al Harum hatte sie immer bestärkt. Doch nun wurde sie plötzlich kritisiert. Wenn sie in der harten Geschäftswelt bestehen wollte, musste sie sich anpassen. Würde sie das schaffen?
Sie machte sich ans Aufräumen und widerstand der Versuchung, in den unteren Teil des Ofens zu sehen, wo die Schale vom Vortag ausglühte. Sie musste einfach gelingen. Vermutlich hatte Khalid al Harum recht. Es war reine Zeitverschwendung, Glaswaren herzustellen, die keiner kaufen wollte. Das Geld von Alexanders Versicherung würde nicht ewig reichen. Wenn sie von ihrem Einkommen als Glasbläserin nicht leben konnte, dann musste sie eben einen anderen Job finden. Doch sie wollte keinen anderen Job. Sie liebte es, mit Glas zu arbeiten.
Als das Atelier sauber war, setzte sie sich auf die Terrasse, wo die überhängenden Zweige eines Baumes angenehmen Schatten spendeten.
Nur wenn sie auszog, würde sie Khalid loswerden. Da sie Ersteres aber nicht wollte, würde sie ihn weiter ertragen müssen.
Er ähnelte seiner Großmutter überhaupt nicht. Im Gegenteil, er hatte etwas Beunruhigendes an sich. Sie hatte seine Anwesenheit sofort gespürt, als er an der Tür gestanden hatte, ihn jedoch so lange es ging ignoriert. Natürlich hatte er das Recht, sich auf seinem Anwesen frei zu bewegen. Seine Großmutter hatte ihre Besuche allerdings immer angekündigt. Er wirkte ungezähmt, vor Lebenskraft sprühend. Instinktiv hatte ihr Körper auf sein Erscheinen reagiert. Dabei wollte sie keine neue Beziehung eingehen. Das alles war sehr beängstigend. Außerdem lenkte er sie von ihrer Arbeit ab.
An diesem Abend ging sie nicht zum Strand. Sie hörte Musik und katalogisierte die Stücke, die für eine Ausstellung überhaupt infrage kamen. Von ihren ersten Vasen und Schalen hatte sie Fotos gemacht, von allen weiteren nicht mehr. Sie brauchte mehr Bilder. Alia al Harum hatte damals vorgeschlagen, die Aufnahmen in einem der Salons des großen Hauses zu machen. Der elegante Hintergrund würde dem Ausstellungskatalog das gewisse Etwas verleihen, hatte sie gemeint.
Du lieber Himmel, sollte sie nun Khalid al Harum um diesen Gefallen bitten? Sie konnte sich nur zu gut vorstellen, wie er reagieren würde. Allerdings blieb ihr nichts anderes übrig. Sie würde all ihren Mut zusammennehmen müssen.
Voller Ideen, wie sie die Exponate positionieren wollte, ging sie ins Bett. Sie war sich nur noch nicht sicher, ob sie Khalid wirklich bitten würde, in seinem Haus fotografieren zu dürfen.
Am nächsten Morgen bereute Ella es, auf ihren abendlichen Spaziergang verzichtet zu haben. Sie hatte unruhig geschlafen, sich hin- und hergeworfen und immer wieder überlegt, wie sie Khalid überzeugen sollte, sie zu unterstützen.
Nach einem eiligen Frühstück zog sie ein hübsches Kleid an und ging zum Haupthaus hinüber. Während sie durch den Garten ging, versuchte sie, ihre Nervosität abzulegen. Er konnte nicht mehr als Nein sagen. Dann würde sie die Aufnahmen einfach in dem kleinen Wohnzimmer des Gästehauses machen.
Auf ihr Klopfen hin öffnete Jalilah
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