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Das Gewicht des Himmels

Das Gewicht des Himmels

Titel: Das Gewicht des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Guzeman
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ihnen nur noch eine glückliche Fügung dazu verhelfen, die Bilder als Erste zu finden.
    Just eine solche glückliche Fügung schien sich einige Stunden später am Horizont zu zeigen. Nachdem Stephen bereits stundenlang die anderen Testergebnisse geprüft und sich weitere ausführliche Notizen gemacht hatte, rief ihn der Techniker zu sich, um mit ihm das Ergebnis der Röntgenuntersuchung zu besprechen. »Ich glaube, das sollten Sie sich genauer ansehen.«
    Stephen betrachtete die Bilder auf dem Monitor. Sein Herz klopfte wie wild. »Das kann nicht stimmen.«
    »Es stimmt aber«, sagte der Mann.
    »Vielleicht war was auf der Linse.«
    »Bei beiden Seiten des Gemäldes? Wohl kaum. Wissen Sie, Sie sind gut in Ihrem Job. Ich bin gut in meinem Job. Ich sage Ihnen, es ist da.«
    »Machen Sie noch ein Bild mit einem höheren kV-Wert. Ich möchte diese beiden Bereiche deutlicher haben.« Stephen zeigte auf die linke und die rechte Seite des Bildschirms. »Und nehmen Sie eine kürzere Expositionszeit. Hier müssen wir tiefer reingehen, und auf der linken Seite brauchen wir mehr Details.«
    »Wir«, murmelte der Techniker leise.
    Finch hatte die Rolle des Torwächters für Bayber übernommen. Stephen war sich sicher, dass er unangemeldete Besuche bei seinem Schützling gar nicht schätzte; ein aus gezeichneter Grund dafür, ihn nicht zu informieren. Außer dem war es Donnerstagnachmittag, er hatte sich nicht angekündigt, und Mrs. Blankenship würde ihn vielleicht gar nicht erst vorlassen. Nach Baybers unerwarteter Einlieferung ins Krankenhaus an dem Morgen, nachdem er ihnen das Bild gezeigt hatte, war er von teuren Spezialisten allen möglichen Tests unterzogen worden; seit Cranston das große Geld witterte, waren Baybers finanzielle Nöte und seine fehlende Krankenversicherung kein Thema mehr. Als die Ärzte erklärten, Bayber könne seine Therapie auch zu Hause absolvieren, setzte Cranston alle Hebel in Bewegung und sorgte dafür, dass Bayber ein richtiges Krankenbett, einen Rollstuhl und eine eigene Krankenschwester bekam. Außerdem ließ er die zugige Wohnung von einem Trupp Arbeiter professionell dämmen. Von all diesen Maßnahmen fand Stephen nur die erste und die letzte tatsächlich sinnvoll, denn Bayber konnte noch immer nicht sprechen und schon gar nicht aus dem Bett aufstehen, und Mrs. Blankenship schien die Anwesenheit einer weiteren Frau ein Dorn im Auge zu sein.
    Sie drückte den Türöffner, ohne zu fragen, wer da sei, und machte nach dem ersten Klopfen die Wohnungstür auf.
    »Die beiden treiben mich noch zum Wahnsinn«, klagte sie und zeigte auf das Schlafzimmer. »Er guckt mich an, als könnte ich Gedanken lesen, und die da …« Sie biss sich auf die Lippe. »Die mag vielleicht Krankenschwester sein, aber das gibt ihr nicht das Recht, den Wäscheschrank neu zu sortieren.«
    »Das scheint mir auch ein bisschen anmaßend«, sagte Stephen.
    »Ja, das ist das richtige Wort«, seufzte Mrs. Blankenship, die es offensichtlich als Affront auffasste, dass ihre Wäsche verwaltung mangelhaft sein sollte. »Sie können reingehen. Er wird bestimmt froh sein, mal ein anderes Gesicht zu sehen als meins, aber unterhalten können sie sich weder mit ihm noch mit ihr.«
    Stephen nickte und ging den düsteren Flur hinunter, der zum Schlafzimmer führte. Wie konnte die Wohnung eines Malers bloß so dunkel sein? Die schweren Gardinen im Wohnzimmer waren noch immer geschlossen, und die meisten Lampen brannten nicht. Gut, Bayber malte hier natürlich nicht, aber wie orientierte sich der Mann bloß?
    Stephen wurde angenehm überrascht, als er das lichtdurchflutete Schlafzimmer betrat und vor lauter Sonne sogar blinzeln musste. Eins der großen Fenster war gekippt, und die Vorhänge im Zimmer waren alle zurückgezogen. In einer Ecke saß eine Frau auf einem Stuhl und las ein Klatschmagazin. Ihre Kleidung wies sie als Krankenschwes ter aus, aber das hatte Mrs. Blankenship ihm ja bereits verraten. Die Schwester hatte eine weinrote Strickjacke an, deren Muster anscheinend dazu diente, kleinere Unfälle der Patienten zu vertuschen: die ausgespuckten Reste halb verdauter Pillen, Sabberflecke von kirschfarbenem Sirup, Puddingkleckse. Dazu trug sie weiße Polyesterhosen und die klassischen weißen Schuhe. Die Haltung ihrer Finger suggerierte, dass sie sich schrecklich nach einer Zigarette sehnte.
    Bayber war jetzt noch blasser als im Krankenhaus und saß aufrecht im Bett, an einen Riesenstapel Kissen gelehnt. Er glich einem skelettartigen

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