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Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition)

Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition)

Titel: Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
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diese Frau eingeladen, mich zu begleiten. Die Einladung ist nicht verhandelbar. Du möchtest sicher versuchen, sie zu retten, und das ist sehr ehrenhaft von dir. Aber ich rate dir« – er fixierte den Mann mit hartem Blick –, »diesem Drang zu widerstehen. Sonst kostet es euch wahrscheinlich beide das Leben. Ich will hoffen, dass du mich da beim Wort nimmst, denn um einen solchen Einsatz sollte man nicht spielen.«
    Ein wissender, dankbarer Ausdruck trat auf die gespannten Züge des Retters. »Du hast nicht die Absicht, sie zu töten, denn sonst hättest du es schon getan. Und du scheinst mir kein Mann zu sein, der sich Frauen aufzwingt.« Er sah die Frau auf eine Art an, die eine so innige Vertrautheit verriet, wie der Räuber sie noch nie gesehen hatte. »Also schließen wir einen Tauschhandel«, fuhr der Mann fort. »Nimm mich an ihrer Stelle. Wozu du sie auch brauchen magst, lass mich dazu dienen.« Die Stimme des Retters klang ein wenig erstickt. »Ich werde dir nichts verweigern und keinen Widerstand leisten.«
    Der Mann ließ ergeben die Hände sinken und wartete.
    Der Räuber lockerte die Finger am Schwertgriff und staunte über die ruhige Vernunft des Mannes und das Opfer, zu dem er bereit war. Er würde sehr leicht zu manipulieren sein, da er die Frau offensichtlich liebte.
    Doch das konnte auch gefährlich werden. Da musste man seine Trümpfe genau richtig ausspielen.
    »Ein edelmütiges Ansinnen, das ich leider trotzdem ablehnen muss. Aber du hast mein Wort darauf, dass ich ihr nicht ans Leben will.« Er gab seinen Männern einen Wink, die daraufhin die Frau auf die Füße zerrten.
    »Tu das nicht«, erwiderte der Mann, und der Tonfall klang nun flehentlich und scharf zugleich.
    Jetzt wird es gefährlich. Wunderbar!
    »Vorsichtig, Mann.« Der Räuber trat einen Schritt vor.
    Der andere hob die Hände wieder an und wirbelte eines der Messer herum, so dass die Spitze nach hinten zeigte – der Griff eines erfahrenen Kämpfers. Vielleicht also doch mehr als Schnitzwerkzeuge .
    Dann griff der Mann an, und seine Messer zischten durch die Luft. Der Räuber warf sich nach links, rollte sich ab und konnte einen weiteren Angriff gerade noch mit dem Schwert parieren, ehe er wieder auf den Füßen stand. Seine Männer zogen die Frau, die sich heftig wehrte, ein Stück zurück.
    »Noch ist es nicht zu spät. Lass uns ziehen. Wenn ich dich töte, hast du gar keine Chance mehr, uns zu verfolgen – um Rache zu üben oder, besser noch, deine Liebste zu retten.« Er duckte sich, als wieder eine Klinge dicht vor seinem Gesicht durch die Luft fuhr.
    »Sie würde eher sterben, hier, auf der Stelle, als auch nur eine Wegstunde mit euch zu gehen!« Der Mann tänzelte von einem Fuß auf den anderen.
    Der Wegelagerer spürte die Wahrheit in diesen Worten. Aber er hatte keine Zeit für so etwas. Dringende Angelegenheiten erwarteten ihn. Diesem Ehemann oder Liebhaber musste man offenbar deutlicher vor Augen führen, welche Wahl er hatte. »Würde sie dann lieber zusehen, wie du stirbst, ehe sie uns auf unserem Weg begleitet?« Wie aufs Stichwort trat einer seiner Männer mit gespanntem Bogen vor und legte auf den Retter an.
    Der hielt inne, und die Messergriffe knirschten unter dem eisernen Druck seiner Hände. Seine Arme zitterten vor mühsamer Beherrschung, während er und die Frau, die sie sich vom Flussufer geholt hatten, einen langen Blick wechselten. Tränen liefen ihr übers Gesicht, stumme, ängstliche, würdevolle Tränen. Zur Antwort verzerrte sich das Gesicht ihres Liebsten zu einer starren Grimasse ungläubigen Entsetzens.
    »Ich werde dich finden«, flüsterte er. »Ich gebe dich niemals auf.«
    »So ist es gut. Sehr vernünftig«, bemerkte der Räuber. Er ließ den Mann von seinen Leuten fesseln. Dann musste der verhinderte Retter zusehen, wie sie die Frau unter nahe Bäume zerrten, auf einen Sattel hievten und mit ihr gen Osten davonritten.

5
    STILLE IM HELLIGTAL
    N ach drinnen!«, rief Hambley und wies auf die Hintertür zur Küche, nur zwanzig Fuß entfernt. »Ihr Übrigen bleibt zurück! Wir kümmern uns darum. Setzt euch zu Tisch oder geht nach Hause.« Niemand rührte sich. »Nun geht schon!« Die Versammlung löste sich langsam auf, Paare und Freunde redeten gedämpft miteinander.
    Tahn, Sutter und Braethen hoben Ogea hoch und trugen ihn in Hambleys Küche, vorbei an den Öfen und den Flur entlang in eines der Schlafzimmer. Vorsichtig legten sie ihn aufs Bett, und Hambley zog den Vorhang auf, um das

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