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Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Titel: Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
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war, kein Werkzeug der Verschwörung und des Todes.«
    Ein Raunen stieg auf wie ein sachter Wind. Der Liga-Rat öffnete den Mund, um den Vorschlag zurückzuweisen, aber ihm fehlten die Worte. Der Beschwerdeführer hatte seinem Gegner eine Falle gestellt, und er war hineingetappt. Mehrfach setzte er zum Sprechen an, was ihn wie eine Bachforelle aussehen ließ, die Wasser durch das Maul und an den Kiemen vorbei einsog. Am Ende gelang es ihm, etwas zu sagen: »Das ist eine Autorengeschichte, die Einbildung eines Kindes! Abgesehen davon ist mit dieser Süßigkeit alles möglich, wenn Sheson die Hand im Spiel haben.« Der Liga-Rat warf einen Blick zu Vendanji hinüber.
    Vendanji erhob sich zum ersten Mal und sah den Ligaten über die Freifläche hinweg an. Ein schreckliches Stirnrunzeln trat auf sein Gesicht. Wendra konnte sogar Artixan und der Regentin ihre aufrichtige Besorgnis ansehen. Ein drohendes Verhängnis schien in der Luft zu liegen.
    Die Kraft der Worte hallte im Stein selbst wider, obwohl sie leise gesprochen waren: »Ihr werdet diese Andeutung nicht wiederholen. Der Gerichtshof wird sie bei seiner Beratung nicht in Betracht ziehen. Und ich werde keine falschen Beschuldigungen gegen meinen Charakter dulden, ungeachtet Eurer Gesetze. Habe ich mich verständlich ausgedrückt?«
    Der Liga-Rat konnte nur nicken.
    »Esst das«, wiederholte der Beschwerdeführer.
    Der Rat nahm die Süßigkeit in die Hand und drehte sie in der Luft vor seinen Augen hin und her. »Das werde ich nicht tun«, beschloss er. »Das ist doch alles nur Spekulation! Ich denke, wir haben genug über diesen Einspruch gehört, um die Geschworenen eine Entscheidung darüber fällen zu lassen, ob er statthaft ist.«
    »Das nehme ich wieder an mich«, sagte der Beschwerdeführer und meinte den Leckerbissen. Nach kurzem Zögern gab der Mann ihn ihm zurück. Sofort wandte sich der Beschwerdeführer an die Regentin. »Euer Gesetz, wie viel Vertrauen setzt Ihr in Euren Liga-Rat? Würdet Ihr das Risiko eingehen, dieses Zuckerwerk zu verzehren und so zu beweisen, dass das Vertrauen des Gerichtshofs in diesen Mann gerechtfertigt ist?«
    Schweigen breitete sich im ganzen Saal aus.
    Die Regentin erwiderte den Blick des Beschwerdeführers mit königlicher Verachtung. »Wir sind hier fertig«, verkündete sie und pochte mit dem Stock auf den Boden. »Bringt Euer abschließendes Argument vor oder lasst die Angelegenheit ruhen.«
    Der Beschwerdeführer bedeutete dem Mädchen, zu Mira zurückzugehen, und sah dann erst die Regentin an und danach den Liga-Rat. In die geballte Stille hinein sagte er: »Ihr habt von der Verhaftung des Sheson Rolen profitiert. Die Meinung des Volkes hat sich infolge seines angeblichen Verbrechens und seiner Verurteilung zu Euren Gunsten gewandelt. Jemandem wie Euch bedeutet das Leben eines einzelnen Menschen weniger als die Anweisungen Eurer Anführer, und mithilfe all dieser Ablenkung habt Ihr dafür gesorgt, dass die Leute die Bedrohung aus dem Born vergessen haben, die auf uns zurast.«
    Der Liga-Rat knirschte angesichts der Rhetorik des Beschwerdeführers mit den Zähnen; sein Kiefer ließ Muskeln in der Nähe seiner Schläfen zucken. »Es gibt keine Bedrohung …«
    »Unterbrecht mich nicht.« Der Beschwerdeführer wandte sich wieder an den Rat. »Die Liga war besorgt, dass diese Familie den Sheson gewogen sein könnte, vielleicht, weil Ligaten wussten oder gehört hatten, dass Leia Zeit damit verbrachte, Rolen beim Brotverteilen zu helfen, vielleicht aus anderen Gründen. So ließ man sich einen Weg einfallen, die Treue dieser Familie auf die Probe zu stellen. Entweder das«, fuhr er fort, »oder die Familie dieses Mannes war ein Bauernopfer in einer größeren Intrige, bei der es darum ging, das Zivilisierungsgesetz zu stärken oder die Aufmerksamkeit des Volkes von den Gerüchten über Stilletreue im Land abzulenken. Und die Gründe dafür, dass die Liga es auf solch eine Ablenkung abgesehen hat, sollten uns allen Sorgen machen. Aber ich bin nicht hier, um Ränke ans Tageslicht zu bringen. Ich bin hier, weil jetzt zwei weitere Menschen von dieser schamlosen Hinterlist betroffen sind, zwei Jungen, die einen Mann befreit haben, der das Verbrechen nicht begangen hat, das ihm beinahe zum Verhängnis geworden wäre. Sie müssen freigelassen werden. Sie haben vielleicht die Ausführung der Befehle unserer Regentin gestört, aber indem sie das getan haben, haben sie dem höheren Gesetz der Charta gehorcht, und deshalb müssen sie

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