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Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Titel: Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
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wurde. Wenn die Fern jemals in die Menschenwelt zurückkehren wollten, musste es jetzt geschehen, besonders für den Fall, dass Tahn am Fels der Erneuerung versagte. Denn wenn der Junge aus Helligtal scheiterte, würde nur noch das Verteidigungsbündnis der Völker zwischen den Landen südlich der Bahrenberge und der Stille stehen.
    Sie hatte vielleicht gerade die Fern in einen Krieg hineingezogen, um einen Mann und seine Familie zu retten. Aber ihr Volk konnte sich nicht länger abseits von den Belangen der Menschen halten oder seinen Auftrag, die Bundessprache zu bewahren, weiterhin allein erfüllen. Wenn die Stille kam, würde das Schweigen des Borns alle Völker der Ostlande in gleichem Maße erfassen. Und die Menschheit brauchte die Fern ganz gewiss.
    Es war an der Zeit, zu kämpfen oder zu sterben.
    Aber König Elan vertrat, was das betraf, eine eigene Meinung und würde höchst erzürnt sein.
    Mira plante schon, auch diesbezüglich Abhilfe zu schaffen.

22
    Garlens Erzählung
    H inter dem Fenster des Krankenzimmers der Erhabenen Heiler hatte sich die Dunkelheit herabgesenkt und wurde nur vom Lichtschein ferner Fenster der Häuser von Decalam durchbrochen. Braethen starrte hinaus. Auf ihm lastete neues Wissen. Die anderen waren zurückgekehrt, gegen die Kälte in dicke Umhänge und Mäntel mit hohen Kragen gehüllt. Vendanji und Grant sprachen an der Tür leise miteinander. Nur Mira war noch nicht wieder da.
    Braethens Gedärme verkrampften sich vor Unbehagen.
    Er hatte Stunden damit verbracht, alles zu lesen, was er über den Fels der Erneuerung hatte finden können. Er war ein Endpunkt jenseits des Ewigen Hains.
    Das meiste von dem, was er gefunden hatte, war in fremden Sprachen oder in Schriften abgefasst gewesen, die zu entziffern ihm schwerfiel, aber bei dem, was er daraus hatte entnehmen können, war es um Sühne gegangen.
    Und keine Geschichte über dieses Thema, die Braethen kannte, ging jemals gut aus.
    Der Sodale sah zu, wie seine jüngst befreiten Freunde abwechselnd zu einem im Krankenzimmer aufgestellten Becken hinüberliefen, um die Speisen, die sie gegessen hatten, wieder hervorzuwürgen. Ihre empfindlichen Mägen, die so lange ohne Nahrung hatten auskommen müssen, verkrafteten das Festmahl nicht. Sie hatten einfach zu viel gegessen, und das zu schnell. Als ihre Mägen wieder leer waren, lehnten sie sich an die Wand, um Atem zu schöpfen.
    »Bereit«, sagte Sutter und legte das Lederarmband mit der seltsamen Schlinge an, die um seinen Mittelfinger führte. »Auf zum Fels der Erneuerung.« Er hielt immer noch einen Brotkanten in der Hand, von dem er nun ein Stück abbiss.
    Tahn lächelte. »Fresssack.«
    Die Tür öffnete sich, und Mira trat ein. Sie unterhielt sich leise mit Vendanji und Grant, öffnete die Tür dann erneut, warf einen Blick auf den Gang hinaus und nickte Vendanji zu.
    »Kommt«, sagte Vendanji. »Es wird Zeit. Verhaltet euch leise. In den Sälen des Solath Mahnus tobt Streit über die Entscheidung der Regentin, ihr Recht wahrzunehmen, Tahn und Sutter zu befreien. Die Liga hat ihr Vorgehen infrage gestellt. Bald wird sie gezwungen sein, ihre Garde auf die Suche nach uns zu schicken, während der Rat in aller Form zusammentritt.«
    Grant lachte. »Widerspricht das nicht dem Zweck ihres herrscherlichen Rechts, eine Amnestie zu gewähren?«
    Vendanji nickte. »Und doch ist es wahr. So sind eben die Zeiten, in denen wir leben. Nach Tahn und Sutter sucht man schon jetzt. Wir sind sicherer, wenn wir ungehört und ungesehen aufbrechen. Schnell.«
    Mira führte sie den Gang entlang und durch ein Zwischengeschoss. Unterwegs wurde Braethen plötzlich und zum ersten Mal bewusst, dass er sich tatsächlich in den großen Sälen von Decalam befand. Wände aus prächtigem Marmor gingen in Decken über, in die kunstvolle Muster eingemeißelt waren. Der Boden glänzte im Licht hunderter Laternen. Hier und da waren auf weinroten, zu großen Quadraten zugeschnittenen Teppichen breite, niedrige Sessel im Kreis angeordnet. In der Mitte standen auf kleinen Tischen Flaschen mit Würzwein und Platten voll Brot, Honig und Butter.
    Sie stiegen eine Treppe hinab in einen weiteren Gang. Nischen links und rechts von ihnen enthielten Statuen, leere Rüstungen und dann und wann eine Tür in einen anderen Raum.
    Am Ende des Ganges führte eine weitere Wendeltreppe hinab. Mira ging immer noch voran, und nach kurzer Zeit erreichten sie eine Werkstatt. Lange Tische waren überhäuft mit Hämmern, Stahlringen,

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