Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte
scharfen Speeren und Lederrollen. An den Wänden hingen an Haken unvollendete Rüstungen, Sättel, Geschirre und Zaumzeug neben Lederstücken, die noch aushärten mussten. Rechts loderte eine Esse, unter der Wassertröge standen, um erhitztes Metall abzukühlen. Der ganze Raum roch stark nach Waffenöl und ungegerbtem Leder. Drückende, feuchte Hitze ließ die Luft stickig werden, die noch dazu nach arbeitenden Menschen stank.
Zu diesem Zeitpunkt war der Raum bis auf drei Männer leer. Einer hielt etwas in das sengende Feuer der Esse. Als Mira gerade Anstalten machte, zu einem breiten, offenen Durchgang gegenüber von ihnen zu gehen, steckte der Mann ein Stück rotglühendes Eisen ins Wasser, so dass eine Dampfwolke und ein lautes Zischen aus dem Trog aufstiegen.
Die anderen Männer schlugen auf doppelt zusammengefaltetes Leder und hämmerten in regelmäßigen Abständen Nieten hinein. Sie arbeiteten mit nacktem Oberkörper, und ihre dicken Bäuche glänzten unter den muskulösen Brustkörben und Schultern vor Schweiß. Jeder Schlag landete genau dort, wo sie ihn haben wollten.
Einer der Lederarbeiter sah auf, als sie zwei Tische von ihm entfernt vorüberkamen. Er hämmerte ohne Unterbrechung weiter und knurrte nur, als Vendanji ihm beiläufig zunickte.
Das gegenüberliegende Ende der Waffenschmiede war offen, um den Feuern Luft zuzuführen und den Männern Abkühlung zu verschaffen. Der Wind blies kräftig in starken Böen in die Schmiede hinein. Zehn Schritt von diesem offenen Hof entfernt blieb Mira abrupt stehen und zog ihre Schwerter mit einer unglaublich schnellen Doppelbewegung. Braethen hörte auch Grant seine Waffe ziehen. Binnen eines Augenblicks kamen vier Ligaten in Sicht und verstellten ihnen den Weg zum Stallhof.
»Seine Führerschaft hatte recht. Seht nur, was wir gefunden haben.« Einer der Ligaten lachte, und alle zogen ihre Schwerter.
»Wir haben keinen Streit mit Euch«, sagte Vendanji, »aber wir haben dringend etwas zu erledigen und werden uns nicht aufhalten lassen.«
» Werden uns nicht aufhalten lassen «, spottete der Ligat. »Dafür landest du im Loch, Sheson! Und wenn du die Hände hebst, um aus dem Willen zu schöpfen, wirst du zum Tode verurteilt! Verstehst du, welche Wahl dir bleibt?«
Mira sprang vorwärts. Ihre Klingen durchschnitten die Luft. Der Wind wirbelte Funken aus der Esse empor, die wie Glühwürmchen durch die Luft um sie herum sausten, als sie sich bewegte. Bevor der Ligat sich verteidigen konnte, lag eine ihrer Klingen schon an seinem Hals.
»Ich schneide dir die Kehle durch, wenn du noch eine Beleidigung aussprichst«, sagte Mira. An die übrigen Ligaten gewandt fuhr sie fort: »Wir gehen jetzt. Wenn ihr versucht, uns aufzuhalten, stirbt euer Freund.«
»Schnell«, rief Vendanji.
Braethen rannte mit den anderen auf den Stallhof, wo ihre Pferde bereitstanden.
Sie waren alle schon aufgesessen, als der Ligat beschloss herauszufinden, ob Mira die Drohung wahrmachen würde, und Alarm zu schlagen begann. Seine Rufe stiegen in die stille Nachtluft auf. Aus fernen Gassen tönten schnelle Schritte aus allen Richtungen zu ihnen herüber.
Braethen wartete darauf, dass die Fern den Mann töten würde, und der Magen drehte sich ihm bei dem Gedanken um. Stattdessen durchtrennte sie dem Ligaten an beiden Füßen die Sehnen oberhalb der Knöchel – er würde sie nicht verfolgen. Dann sprang sie auf ihr eigenes Pferd. Vendanji schnalzte zweimal mit der Zunge und spornte Suensin so an, im Galopp aufs Tor des Stallhofes zuzupreschen. Das Hufgetrappel toste wie Applaus über den steingepflasterten Hof.
Sie ritten schnell und ohne Pause, da das Kopfsteinpflaster zu glatt für eisenbeschlagene Hufe war, um anzuhalten. Eine Pferdelänge von dem verriegelten Tor entfernt streckte Vendanji die Handfläche aus und ließ die Türflügel auffliegen wie Stroh in einem Sommersturm. Sie strömten auf die Straße hinaus und wandten sich dann an der Außenmauer des Solath Mahnus entlang nach Süden. Warnrufe ertönten hinter ihnen, aber sie gingen bald in der Ferne und im Rauschen des Bluts in Braethens Ohren unter.
Nach einer scharfen Kurve endete die gepflasterte Straße und ging in nackten Erdboden über. Braethen seufzte vor Erleichterung darüber, dass die Hufe ihrer Pferde nun weniger Lärm machten.
Sie schossen unter dem Vollmond dahin, der ihren Weg beleuchtete. Um sie herum hatte die Stadt einzuschlafen begonnen: Hinter den Fenstern brannten weniger Lichter, und kaum ein Hund
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