Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte
Garantie dafür, dass König Elan, oder wer auch immer jetzt der rechtmäßige Nachfolger sein mag, sich sofort hierher begeben wird, um den Sitz der Fern einzunehmen. Und möge unsere Teilnahme ein Segen für das Große Mandat sein.«
Die Regentin starrte sie ungläubig an. Mira wusste, dass andere Völker und Königreiche schon vor langer Zeit aufgehört hatten, sich auf die Fern zu verlassen, und das in einem Ausmaß, dass die meisten gar nicht mehr annahmen, dass es ihr Volk überhaupt gab, wenn sie denn je daran geglaubt hatten.
»Und was verlangt Ihr im Gegenzug?«, fragte die Regentin.
Ohne Zögern antwortete Mira: »Die Freiheit des Ligaten, der bei unserem Disput heute zu Unrecht beschuldigt worden ist.«
Die Regentin setzte dazu an, den Kopf zu schütteln. »Nein, das würde meine Autorität untergraben …«
»Im Gegenteil. Eure diesbezügliche Entscheidung würde Eurem Volk zeigen, dass Ihr Euch nicht davor fürchtet, Beschlüsse zu fassen, die der Liga nicht genehm sind, und es hätte den zusätzlichen Vorteil, den Leuten deutlich zu machen, dass Ihr keine Angst davor habt, die Sheson auf der Straße ihre Pflicht tun zu lassen.« Dann wartete Mira, während die Regentin und ihr Berater nachdachten.
»Wie könnt Ihr garantieren, was der König der Fern tun wird?«
Mira nickte, um anzudeuten, dass die Frage berechtigt war. »Ihr werdet mir vertrauen müssen. Aber wenn Ihr jemanden braucht, der meine Ehrenhaftigkeit bezeugt, kann Vendanji sich gut genug dazu äußern.«
Die Regentin stand auf und ging um ihren langen Tisch herum, um sich vor Mira zu stellen. Sie starrte ihr erst in ein Auge, dann in das andere, und schien darauf zu warten, dass eine Frage in ihr Gestalt annehmen würde. »Warum?«, fragte sie. »Was bedeutet es Euch, ob er stirbt?«
Es war eine kalte Frage, wie Mira fand, aber nicht unerwartet von einer Frau, die Armeen in Kriege geschickt hatte, die viele Todesopfer gefordert hatten. Mira fragte sich, ob die Regentin die Frage auch dann gestellt hätte, wenn sie die Mutter und ihre Tochter in dem kleinen Raum unter den Sitzreihen hätte trauern sehen. »Früher oder später werdet Ihr entscheiden müssen, ob Decalam weiter in der wachsenden Unwissenheit versinken soll, die es letzten Endes versklaven wird, oder erkennen soll, dass ein Krieg nicht nur droht, sondern schon jetzt auf Euch zurückt. Ich habe nur kleine Spuren des Krieges gesehen, der bald über Euch hereinbrechen wird.« Miras scharfer Blick war unbarmherzig, und sie achtete darauf, der Regentin jedes der folgenden Worte deutlich zu machen: »Euer Großes Mandat wird ein glorreiches Scheitern in höchster Not sein, wenn die Fern sich nicht mit den Menschen verbünden, um die Stille ein für alle Mal zurückzuschlagen.«
»Aber was ist mit dem Ligaten?«, wiederholte die Regentin.
»Das ist ganz einfach«, sagte Mira in sanftem Ton. »Er ist unschuldig. Er ist Vater. Dieses Unrecht trifft nicht allein den Mann, den Ihr in Ketten gelegt habt.«
Die Regentin nickte verstehend. »Nun gut. Ich werde ihn freilassen, damit er zu seiner Familie zurückkehren kann. Aber ich werde von Euch verlangen, dass Ihr Euer Versprechen einlöst, Mira Fern.«
Als hätte sie es nicht gehört, drängte Mira: »Ich brauche mehr als nur Euer Wort, dass Ihr ihn freilassen werdet. Ihr müsst ihm und seiner Familie Wachen zuteilen, um sie zu beschützen. Wenn ihm irgendetwas Unnatürliches zustößt, werden die Schuldigen zur Verantwortung gezogen werden … von mir. Ich werde dafür sorgen, dass die Rechnung beglichen wird, und das wird bitter sein.«
»Ihr und der Sheson befleißigt Euch einer einzigartigen Form von Diplomatie.« Die Worte der Regentin entlockten Artixan ein leises Lachen. »Nun gut, der Ligat soll noch heute freigelassen werden und ein neues Leben erhalten, weit genug entfernt von hier, dass niemand ihn und seine Familie mit diesem unerhörten Vorfall in Verbindung bringen kann, so dass sie in Frieden leben können.«
Mira nickte. Warme Befriedigung durchströmte sie.
Sie fing einen Blick von Vendanji auf, der dreinschaute, als wollte er sagen, dass er sie noch nie so viel auf einmal hatte reden hören. Sie glaubte, Zustimmung und ein neues Maß an Respekt zu erkennen.
Jetzt musste sie nur noch König Elan überzeugen, zur Versammlung zu erscheinen. Dieses Zusammenströmen von Bannern und Kronen würde, wie sie spürte, das letzte sein, bevor der Gedanke an ein Großes Mandat verlorenging oder für immer abgeschafft
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