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Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Titel: Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
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Augenblick verdunkelte sich die Welt, und das verzerrte Gesicht blieb einen Hauch fahler in die Nebel eingeprägt zurück.
    Eine schreckliche Gewissheit bemächtigte sich Tahns und sorgte dafür, dass das Gesicht noch einen Hauch heller wurde. Es wurde vor der krassen Schwärze des Abgrunds immer weißer, und Gelächter begann durch Tahns Kopf zu dröhnen, tiefe, volltönende Vibrationen, als würde das Land entzweigerissen und der Himmel einstürzen.
    Tahn fiel auf die Knie und hielt sich weiter die Ohren zu. Er schüttelte den Kopf. Dann wurde das Gesicht ein letztes Mal heller, während Nebelschwaden seine Züge umpeitschten. Erbärmlichkeit prägte sich den Umrissen seines Kiefers und den bösartigen Augen auf. Mit einem heiseren Flüstern sprach es erneut: Es ist nichts als deine Entscheidung, du leere Hülle. Sie wird auch deine Vergangenheit verdammen und dir die Zukunft verschließen. Und alles wird ewige Nacht werden, genau wie es auf jeder Welt ohne Ausnahme geschehen ist. Das ist dein angestammtes Recht, Quilleszent. Das ist dein Tillinghast.
    Ohrenbetäubendes Gelächter brach um Tahn herum los. Er stürzte vornüber auf den harten Stein des Felsens und versuchte, es auszublenden. Nebel züngelten und strichen über sein Gesicht wie Erde, die durch einen Riss in einem Sarg rieselte.
    Schwer atmend und schweißüberströmt setzte sich Tahn im Bett auf. Einen Moment lang wusste er nicht, wo er war. Er sah sich hektisch um. Mira wachte über ihn.
    Sie sagte nichts, trat aber an sein Bett und ergriff seine Hand. Auf diese Berührung hatte er gehofft, seit er der Fern begegnet war. Aber heute Nacht reichte sie kaum aus, die Angst zu verdrängen, die sich in seinem Herzen ausbreitete.
    Die Welt jenseits des Fensters war noch dunkel, aber es würde nicht lange so bleiben. Langsam legte er sich wieder hin und wandte den Kopf nach Osten, während Mira noch immer seine Hand hielt. Es gelang ihm, sich einen Sonnenaufgang über dem Dach von Balatins Viehstall auszumalen, bevor auch dieses Bild nicht mehr wichtig genug war, um vor seinem inneren Auge Bestand zu haben. Er konzentrierte sich auf seine Atmung und konnte den Rhythmus bald genug beherrschen, um sein Herz zu beruhigen und die wache Welt wieder zu verlassen, wenn auch nur für kurze Zeit.

26
    Abschiede
    M ira kniete am Grab ihrer Schwester in der Halle des Abschieds. Hier erstrahlte der glänzende Schiefer düster im Licht großer Kohlebecken, die Namen und Daten beleuchteten, die tief in den Stein eingemeißelt waren.
    Es schmerzte sie, Lebewohl zu sagen.
    Abschied von einer Fern zu nehmen sollte nichts Trauriges sein. Ihr Übergang ins Jenseits wurde von einem Bund gewährleistet, der so alt wie die Welt selbst war, und Lyra hatte ein freudvolles Leben geführt und so gut und wohlüberlegt regiert, dass sie sich außergewöhnlichen Respekt erworben hatte.
    Aber sie hatte keinen Erben geboren.
    Die Fern waren alle Hüter der Sprache des Bundes, aber nur wenigen Abstammungslinien war die Gabe jener Sprache verliehen, und die wurde benötigt, um ihren Auftrag zu erfüllen, denn sonst …
    Da Miras Schwester in die Erde zurückgekehrt war, stand ihre Linie am Ende, und der Zeitraum, in dem eine Fern Kinder bekommen konnte, war naturgemäß kurz.
    Das war aber nicht der Grund für Miras Kummer. Sie nahm es ihrer Schwester nicht übel, ihr diese Verantwortung auferlegt zu haben. Es war kein Gesetz, dass sie den Platz ihrer Schwester einnehmen musste. Aber wenn sie ehrlich war, wurde es durchaus zu Recht von ihr erwartet. Mehr noch, es würde sich vielleicht als unbedingt notwendig erweisen. Die Familie durfte nicht aussterben; nur wenige Fern verfügten über die besondere Fähigkeit, die Bundessprache nicht nur zu schützen, sondern auch zu verstehen .
    Das war die Angst, die sie in ihrem Herzen trug.
    Und zum ersten Mal, seit sie zurückdenken konnte, hatte diese Angst sie von einer Nachtwache weggerufen – gerade eben erst, als sie über Tahn gewacht hatte. Er würde in Naltus, und noch dazu auf dem Anwesen des Königs, sicher sein, aber sonst neigte sie nicht zu einem solchen Verhalten.
    Sie hatte diesen Augenblick zum Nachdenken und zum Beten gebraucht. Der Weg, der vor ihr lag, erschien ihr so ungewiss.
    Doch es bestand noch eine andere Notwendigkeit in der Menschenwelt, eine, der sie sich zusammen mit dem Sheson schon seit Monaten widmete. Dem Melura aus Helligtal zu begegnen war eine angenehme Überraschung gewesen. Er war mutig, wenn auch aus

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