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Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Titel: Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
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Mira hoch. »Warum hast du dein Schwert zerbrochen? Das hat Zephoras Aufmerksamkeit erregt und mir Zeit verschafft … Wie hat er dich noch genannt? Eidbrecherin?«
    »Das ist jetzt nicht so wichtig«, sagte Mira und tauschte dann einen seltsamen Blick mit Vendanji.
    Es war offenbar doch wichtig, aber Tahn hatte nicht die Kraft, noch mehr Geheimnisse zu ergründen. Aber eine Frage hatte er noch: »Wie hast du ihn getötet?«
    Die Fern starrte ihn aus ihren leuchtenden grauen Augen an. »Das war ich nicht, Tahn. Als du dich abgewandt und in den Abgrund geschossen hast, hat sich alles um uns herum schnell verändert. Der Nebel hat vor Lichtbrechungen pulsiert, als würden Blitze eine Wolke durchzucken. An der Klippe hat jedes Pulsieren die Landschaft verändert, die Stellung der Felsen und Bäume. Die Luft selbst duftete im ersten Moment noch süß, im nächsten schon scharf und verbrannt. Die Geister stolzer Nebelbäume blitzten kurz an der Klippe auf, wie um uns zu zeigen, welche Gärten dort womöglich hätten wachsen können. Dann und wann dehnte sich die Klippe selbst aus, so dass Zephora und ich im dichten Wald standen. Im nächsten Augenblick hingen unsere Füße dann über dem Abgrund, und die Klippe war mehrere Schritte hinter uns, während der Nebel unsere Körper streichelte und in unserem Geist Möglichkeiten aufblitzen ließ.« Mira sah Richtung Tillinghast. »Und in anderen Augenblicken, Tahn, war Zephora gar nicht da. In wieder anderen lag er bereits tot im Lehm.« Sie hielt inne und richtete den Blick auf ihn. »Im Aufblitzen einiger Augenblicke … war auch ich nicht da. Und bisweilen … war ich mir bewusst, dass mein eigener lebloser Körper tief in den Boden eingesunken war.« Mira fuhr fort: »Du allein bist in deiner Haltung und Standhaftigkeit unverändert geblieben, Tahn – du hast in die Wolken gestarrt, als würdest du Wirklichkeiten betrachten, die ich nicht sehen konnte. Dann begann der Nebel um uns herum zu peitschen, und die Lichtschwankungen blendeten mich fast. Nebelschwaden begannen über den Rand der Klippe auszugreifen und stachen auf Zephora ein. Ich konnte gerade noch beiseitespringen, als der Zorn der Wolken einen dichten Nebelstreif ausspie und Zephora damit wild umschlang. Ich sah zu, wie der Nebel seinen Mantel und seine Haut durchdrang. Er strömte in seinen Mund und seine Nase hinein und wieder heraus, quoll ihm aus den Ohren und sickerte aus seinen Augen. Der Nebel schien ihm in jede Pore zu dringen und durchfloss ihn, als wäre er körperlos. Die Kreatur schrie, und ihr Geheul ließ den Stein um sie herum bersten und mein Fleisch schmerzen. Selbst in der Umklammerung des Tillinghast war Zephora noch bestrebt, seinen eigenen Schmerz auf andere zu übertragen, und seine Berührung zerrte an meiner Haut. Lichtblitze begannen ihm aus den Nägeln und Augen zu schießen, und bald leuchtete er so hell, dass ich ihn nicht länger ansehen konnte. Er loderte einen Moment lang im Zustand schierer Helligkeit. Dann verblasste das Licht schlagartig, und Zephora stürzte zu Boden. Die Nebel zogen sich zurück, aber du rührtest dich nicht. Als die Erde dann so sehr zu beben begann, dass ich schon daran dachte, dich von der Kante zurückzureißen … hörte es auf. Der Nebel wurde sofort still, der Wind war verschwunden, der Boden ruhig. Keine Blitze aus Licht oder Dunkelheit mehr, nur der sanfte Schein des Nebels. Und du bist zusammengebrochen. Ich konnte dich nicht wiederbeleben, und so bin ich losgegangen, um Vendanji zu holen.«
    »Was ist im Pass geschehen? Das Letzte, was ich gesehen habe, war eine große Explosion, die aus dem Berg hervorbrach. Sie hat mich zu Boden gestreckt.«
    Sutter mischte sich mit leuchtenden Augen ein, weil er eine Geschichte zu erzählen hatte: »Zephora hat die Hand in den Boden gerammt. Ein Kreis begann sich auszubreiten und der Erde die Farbe zu entziehen. Seine Augen wurden schwarz, und dann schleuderte uns eine große Explosion zurück. Es fühlte sich so an, wie ich mir den Born vorstelle. Ich spürte plötzlich, wie all meine Begierden mich verließen. Ich bemerkte zwar, wie ich von der Kraft der Explosion hochgerissen und durch die Luft gewirbelt wurde, und ich wusste, dass ich bald auf Stein treffen würde, aber in dem Moment war mir das gleichgültig.« Sutter schluckte schwer. »Es war wie damals, als Haley Reloita, Shileds Sohn, im Brunnen festsaß, bevor der Regen begann. Weißt du noch?«
    Tahn nickte. Niemand war in der Lage gewesen, Haley

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