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Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Titel: Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
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tätschelte seine Tunika, in die er die Halskette geschoben hatte, die er von Zephoras Leichnam genommen hatte.

34
    Abkehr von der Stille
    D ie Sterne standen noch am Himmel, als Tahn sich regte und erwachte. Sanfter Tau überzog sein Gesicht mit Frische, und er nahm sich die Zeit, sie einen Moment lang zu genießen. Um ihn herum erhoben sich die gewaltigen Umrisse umgestürzter Bäume. Tahn schlug seine Decke zurück und schlich sich an seinen Gefährten vorbei zum Ende eines nahen Nebelbaums. Dort bediente er sich der schlangengleichen Wurzeln, um auf den Baumstamm zu klettern, auf dem er stehen blieb, um den Blick über die Welt ringsum schweifen zu lassen. In dem breiten Tal wurde er so zum höchsten Punkt und trauerte stumm um den Wald, der nun den Boden bedeckte. Als er aufschaute, funkelte der Himmel von Sternen, die je gesehen zu haben Tahn sich nicht erinnern konnte. Einen Moment lang fühlte er sich, als würde er zwischen Erde und Himmel stehen, zwischen der Kraft des Mutterbodens und der Hoffnung auf das Unerreichbare.
    Und dort malte er sich die Ankunft der Sonne aus, eine langsame, schöne Morgendämmerung, die den Himmel in hundert Blautöne hüllte.
    Er schloss die Augen und atmete tief und gezielt ein und aus, gestattete es keinem anderen Gedanken, ihm in den Kopf zu dringen, und erlangte so kurz einen Teil des Friedens zurück, den das Ritual ihn vor langer Zeit hatte empfinden lassen.
    »Es liegt eine gewisse Erhabenheit darin, nicht wahr?«
    Tahn riss die Augen auf. Als er herumwirbelte, sah er den Sheson ein paar Schritte hinter sich stehen und ihn beobachten.
    »Worin?«, fragte Tahn, von der Einmischung aus dem Takt gebracht.
    »Im Anbrechen eines neuen Tages, dem Erwachen der Welt aus ihrem Schlaf.«
    Tahn wandte sich wieder der Aussicht auf das Tal zu. »Ein schwacher Trost, ja.«
    »Und warum schwach?«, fragte Vendanji in ruhigem, fast väterlichem Ton.
    Tahn nahm sich einen Moment Zeit, die Verwüstung ringsum in Augenschein zu nehmen, und sagte dann: »Die Morgensonne hat mich einst freudig erregt – ihr Anblick auf dem ordentlich bestellten Feld eines Bauern, die Art, wie sie dunstig durchs Laubwerk drang oder in Mustern auf dem reifüberzogenen Boden tanzte. Mir gefiel der Gedanke, dass die Dinge wieder sichtbar wurden, dass das Licht die Verheißung eines Wiedersehens mit Freunden und gemeinsamer Mahlzeiten enthielt … und die, dass die eigenen Träume im Licht eines neuen Tages Gestalt annehmen könnten.« Er zögerte und kam sich plötzlich undankbar vor. »Aber der Bund, den wir mit der Sonne eingehen, ist nicht so, wie ich ihn mir einst vorgestellt habe … Ich warte immer noch auf ihre Rückkehr an den Himmel, aber mittlerweile geht es mir nur noch um Wärme und darum, meine Füße sicher aufsetzen zu können.«
    »Und warum nennst du das schwach?«, beharrte Vendanji.
    Tahn stieß einen tiefen Atemzug aus und sah zu, wie er in der belebenden Luft Wölkchen bildete. »Es gibt Tage, an denen mir die Wärme meiner Decke reicht, Tage, an denen ich mich vor dem Weg fürchte, den die Sonne für uns bescheint.« Er drehte sich um und sah den Sheson an. »Ich weiß nicht, warum es mir wichtig ist, die Geburt jedes Tages mitzuerleben. Es kommt mir nicht so vor, als ob wir in einer behüteten Welt leben.«
    Vendanji schien über die Dinge nachzusinnen, die Tahn gesagt hatte. Er betrachtete ihn lange, ohne sich zu rühren. Am Ende erklärte er mit fester, aber leiser Stimme: »Der Rat der Schöpfung soll ein Ende genommen haben, als die Ersten ihr Wirken für die Menschen aufgaben, weil sie dachten, dass dieses Wirken vergebens sei. Nachdem Quietus eingesperrt worden war, wurde das Land in die Obhut derer gegeben, die es haben wollten; unser Leben gehört uns selbst. Aber das Werk des Kreateurs hat dieses Hüteramt schon befleckt und uns geplagt, seit es Aufzeichnungen gibt. In allen vergangenen Zeitaltern haben wir Krieg gegeneinander und gegen die Stille geführt, und so fragst du dich vielleicht, ob wir noch einen Tag verdient haben, ob die Stille, die unsere Welt auslöschen will, nicht unvermeidlich ist.«
    Tahn nickte. »Und was für einen Unterschied kann schon der Bogen eines einfachen Jägers aus Helligtal machen, wenn man ihn zu den Völkern, den Armeen, hinzurechnet, die gegen die Dunkelheit zu Felde ziehen, die aus dem Born über uns herfällt?«
    Tahn sah etwas in Vendanjis Augen: Wissen, vielleicht Trost. Aber der Sheson verlieh keinem von beiden Ausdruck. »Du bist mehr

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