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Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Titel: Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
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zugehört, wir Ihr mit dem Ta’Opin gesungen habt. Welch eine Ironie, dass es mein Dichter ist, der mir solche Dinge beschrieben und so dafür gesorgt hat, dass sie Spuren in meinem Gedächtnis hinterlassen! Dass der Junge seine Zunge nicht hüten kann, bestärkt mich in meinem Verdacht. Das wird mir helfen, den Preis zu erzielen, den ich will.«
    »Und der wäre, Wegelagerer?«, fragte Wendra. »Ich habe auch einen Dichter, und er hat den Mann beschrieben, der Ihr seid.« Sie musterte sein Gesicht. »Aufgeblasen und wertlos wie eine Vogelscheuche. Nur trockenes Heu, mit dem ein abgelegtes Hemd und eine Hose ausgestopft sind. Kein Preis lässt Euer Herz in Erregung geraten, das habe ich von Gynedo beim Glücksspiel auf Eurem Flussschiff gelernt. Es ist ein Wunder, dass Ihr Euch überhaupt noch um Eure eigene Sicherheit schert.«
    Da lächelte Jastail, indem er unheilverkündend die Lippen zu einer schrecklichen Grimasse verzog. »Oh, das tue ich.« Er kam um den Tisch herum und bückte sich, um Wendra ins Ohr zu flüstern: »Man gibt sich nicht allein mit Stilletreuen ab.«
    Wendra schien das Herz stehen zu bleiben. Sie wandte sich nicht überrascht um, worauf Jastail wohl gehofft hatte, aber die Erwähnung der Legionen aus dem Born ließ ihr einen Schauer über den Rücken laufen.
    »Sie halten sich im Allgemeinen nicht an die Spielregeln eines Geschäfts«, fuhr Jastail fort. »Ihr könnt Euch darüber auch freuen, Anais. Ich habe Männer herbestellt, die mich bei diesem Handel unterstützen sollen. Zu mehreren ist man sicherer, versteht Ihr? Und Euer Schoß und die Unschuld des Kindes sind denen aus dem Born einen hohen Preis wert. Eure kleinen Lieder und Eure Nähe zum Orden sind Schätze, für die ich den Großen Vätern danken würde, wenn ich gläubig wäre.«
    Wendra lächelte triumphierend. »Dann habe ich ein Geschenk für Euch. Eines, das Euch vielleicht dazu bringt, an die Gnade des Allwillens zu glauben.«
    »Gewiss doch«, spottete Jastail. »Vielleicht eines Eurer hübschen Lieder, durchsetzt mit Beleidigungen und Hass?«
    »Ganz und gar nicht.« Wendra griff in ihre Tasche und zog das Pergament hervor, das sie in Jastails Zimmer in Galadell gefunden hatte. Sie legte es behutsam neben ihren Teller. »Eine schöne Beilage zu diesem Mahl, Wegelagerer.« Dann wandte sie sich ihm zu und sah ihn finster an. »Es wird keine Hilfe kommen. Eure Männer werden keine Nachricht erhalten.«
    Jastail versetzte Wendra mit voller Wucht einen Schlag gegen die Schläfe, was sie zu Boden stürzen ließ. »Bei allen Toten, die ich je gesehen habe!«, schrie er. »Ich würde Euch ihnen gerne nachschicken!«
    Wendra leckte sich Blut von den Lippen und sagte höhnisch: »Und was ist mit unserem Preis, Wegelagerer?« Penit rannte um den Tisch herum, um sich neben sie zu knien. »Haben wir noch einen Wert, wenn mein Schoß kalt ist und der Junge in seiner Reinheit tot daliegt?« Sie spuckte das Blut aus. »Ich weiß nicht, welchen Nutzen wir für sie haben, Ihr Straßenköter, aber gepriesen sei der Allwille, der Euch erkennen lässt, wie es ist, von der Hand eines anderen beherrscht zu werden. Ich werde um grobe Hände auf Eurer gar so zarten Haut beten und darum, zu erfahren, welcher Preis sich für einen Wegelagerer ersteigern lässt, wenn die Stilletreuen Gefallen an Euch finden sollten.«
    Jastail wirbelte zu ihr herum und zeigte wild mit dem Finger auf sie. »Ihr seid kleinbauernschlau, Anais, und kleinbauerntöricht. Was hätten Stilletreue dabei zu gewinnen, einen Menschenhändler zu töten oder an die Kette zu legen? Sie würden dadurch nur einen stetigen Zustrom aus einer beständig sprudelnden Quelle abschneiden.«
    Wendra erwiderte seinen bösen Blick. »Und Ihr lasst Euch von Eurem eigenen Handel und Eurem Bedürfnis blenden, eine verhärtete Seele zu beleben.« Sie spuckte noch einmal aus und zielte diesmal auf Jastails Stiefel. »Die Bar’dyn haben mich aus meinem Zuhause verjagt, als ich eben erst ein Kind geboren hatte. Versteht Ihr? Sie sind nur meinetwegen gekommen. Sie werden keine Verbindung zu mir zurücklassen, nicht einmal den Händler, der mich zu ihnen gebracht hat.« Sie richtete sich auf ein Knie auf. »Eure Kaufmannstage sind vorüber, sofern Euch keine Drohung zu Gebote steht, die sie einschüchtern kann.« Sie hob den Pergamentfetzen auf. »Und den Vorteil habe ich Euch genommen. Wenn sie herkommen, wird es Euch nicht besser ergehen als dem Jungen und mir.« Sie lächelte, ohne sich darum zu

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