Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gift der Drachen Drachen3

Das Gift der Drachen Drachen3

Titel: Das Gift der Drachen Drachen3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
Vom Netzwerk:
verschwende keinen weiteren Heller in diesen Sündenpfuhlen, die sich hier Tavernen schimpfen. Zwei Tage habe ich schon vergeudet: Dafür werde ich entschädigt, verstanden?«
    Die angeborene Wildheit des Drachenmeisters verlieh seinem Verhalten echte Überzeugungskraft. Ich musste mich zusammenreißen, um ihn nicht anzustarren.
    Der Mann ließ sich wieder auf seinen Schreibtischstuhl sinken und winkte mit seiner fleischigen Hand in meine Richtung. »Hol den Bettler rein.«
    Der Drachenmeister drehte sich um und sah mich an. »Nun geh schon!«
    Mit finsterer Miene wuchtete ich die Tür auf. Ich starrte auf den Lumpenhaufen neben der Tür, weil ich nicht wusste, wie ich ihn ansprechen sollte. Als würde er meinen Blick spüren, sah der Bettler langsam hoch. Seine Nase hatte eine Krankheit vollkommen zerfressen; entzündete, gelbliche Haut und zwei klaffende Löcher waren alles, was davon geblieben war.
    »Es wird drinnen nach dir verlangt«, sagte ich schwach. Mit einer gewissen morbiden Faszination sah ich zu, wie sich der Bettler aufrichtete – er reichte mir bis zu den Oberschenkeln – und mittels Holzpaddeln in seinen Händen auf mich zurollte. Ich trat schnell aus dem Weg; meine Escoa schnaubte und beäugte mit geneigtem Kopf das seltsame Ding, das sich da unter ihrer Nase bewegte.
    »Mach die Tür ganz auf, heho!«, knurrte der Bettler mich an. Ich stemmte sie mit der Schulter auf, und er rollte hinein.
    Ich hörte die herrische, missmutige Stimme des Drachenmeisters und die Stimme des Mannes hinter dem Schreibtisch, leise und müde. Und einen eifrigen Ruf des Bettlers.
    Momente später kam er wieder heraus und nahm Kurs auf die Stadt. Eifrig rudernd, setzte er die Paddel ein, und die Rollen seines Brettes klapperten über die kleinen Ritzen zwischen den Steinen des Kais.
    »Vergiss nicht zu sagen, dass die Escoa von Zarq geliefert wurde!«, schrie ich ihm nach. »Von Zarq, hast du gehört?« Der Drachenmeister und ich warteten, gingen mit der Escoa abwechselnd im Nieselregen vor dem Kontor hin und her oder suchten in seinem Inneren Schutz. Die ganze Zeit ritt ich auf den Wellenkämmen des Staunens, wenn ich diese fremdartige Umgebung betrachtete, und stürzte in die tiefen Täler der Furcht, unsere Mission könnte erfolglos sein und Malaban Bri würde nicht kommen. Oder wenn er doch käme, dass er uns im besten Fall wegschicken oder im schlimmsten Fall in Begleitung von Tempelsoldaten hier auftauchen würde.
    Als die Dämmerung anbrach, stiegen zwei junge Männer die Treppe vom Obergeschoss des Kontors herunter. Der eine hatte dunkelbraune Haut wie ein wilder Eber, der andere die Farbe von gebackenem Kuchen. Sie gingen zu einem der sechseckigen Fächer, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Ich stand in einer Ecke des Kontors in einer Pfütze von Regenwasser. Ich fragte mich, wie viele Abkömmlinge und Immigranten von der Archipelinsel Lud y Auk wohl in Lireh lebten. Sehr viele, wie es schien.
    Als die jungen Männer die Tür hinter sich zugeschoben hatten, warf mir der Mann hinter dem Schreibtisch einen boshaften Blick zu, entzündete wortlos eine qualmende Laterne und widmete sich dann weiter den Unterlagen auf seinem Schreibtisch. Ab und zu hielt er inne und riss ein Stück Fleisch von dem gekochten Renimgar ab.
    Mein Magen knurrte heftig. Ich ging nach draußen und leistete lieber dem Drachenmeister und unserer Escoa Gesellschaft.
    Als das Zwielicht heraufzog, waren die Hafenarbeiter allmählich von den Piers verschwunden. Matrosen und Huren schlenderten oder taumelten durch die Dämmerung. Straßenjungen rannten umher, manchmal allein, manchmal in Paaren, und suchten die Piers nach heruntergefallenen Früchten ab. Im Vergleich zu der hektischen Betriebsamkeit des Tages wirkten die verlassenen Piers unheimlich, als hätte das dunkle Wasser, das rhythmisch gegen die in den Hafengrund gerammten, muschelverkrusteten Duckdalben schlug, alles Leben verzehrt, um sein eigenes zu erhalten. Die Silhouetten der Schiffe, die neben den Piers ankerten, wirkten wie gewaltige Kadaver, ihre Masten, die Takelung, die eingerollten Segel wie große Rippen und Finger. Hinter der Bucht sah man den Ozean. Er war eine gekräuselte, rastlose schwarze Fläche, die sich in die Ferne erstreckte und mit dem zwielichtigen Himmel verschmolz.
    Mich fröstelte. Malaban Bri kam nicht.
    Was jetzt? Ich hatte versagt, und zwar auf ganzer Linie versagt. Vielleicht konnten wir versuchen, Malaban Bris Anwesen zu finden, ihn zu einer

Weitere Kostenlose Bücher