Das Gift der Drachen Drachen3
ich mich soeben gegen einen jahrhundertealten Glauben der Brut-Rishi aufgelehnt hatte, nämlich dass die Kwano-Schlangen geborene Dämonen wären … Einen Glauben, der vom Tempel ersonnen und gestützt wurde.
»Sie sind nicht tödlich, und es sind keine Dämonen«, keuchte ich. »In den Stallungen der Reittiere haben wir Kwano-Jungschlangen geköpft, ohne Schaden zu nehmen …«
»Erwachsene Kwano-Schlangen unterscheiden sich von Jungschlangen. Erwachsene Kwano haben Giftzähne.«
Ich raffte alle Überzeugungskraft zusammen, zu der ich fähig war, und zwang mich durch blanke Willenskraft, meine Sehkraft zu normalisieren und meine Stimme ruhig zu halten. »Der Biss der Kwano kann Übelkeit verursachen, das stimmt. Die Wunde kann sich entzünden und den Tod bringen, auch das ist richtig. Trotzdem sind die Schlangen selbst nicht giftig. Die Kwano sind einfache Schlangen, nicht mehr, und wenn wir sie nicht mit unseren Kokons zusammenbringen, werden in acht Wochen nur Maden aus diesen Kokons herauskommen.«
Ich sah, wie sie sich an unser letztes Gespräch erinnerte, in dem ich ihr meine Vergangenheit und das Geheimnis enthüllt hatte, wie man Drachenbullen in Gefangenschaft züchten konnte. Ich bemerkte, wie ihr ihre eigenen Zweifel einfielen, warum noch nie im Lauf der Jahrhunderte zufällig ein Bulle aus einem Kokon geschlüpft war; ich registrierte, wie sie sich an die tägliche Reinigung der Lagerhäuser von Schlangen erinnerte, was, sollten diese Schlangen tatsächlich für die Verwandlung der Drachen in den Kokons in Drachenbullen nötig sein, jede Möglichkeit einer solchen Metamorphose gründlich verhinderte.
Wie in der Nacht, als wir Xxamer Zu von Ghepp eroberten, zwang ich mich, abzuwarten, bis sie selbst über diese nächste Hürde sprang und mir Vertrauen schenkte.
»Also laden wir die Schlangen jetzt aus«, sagte Tansan schließlich. Die Narbe an ihrem Kinn schimmerte weiß wie Alabaster auf ihrer dunklen, fleckigen Haut. »Aber das schaffen wir ohne dich. Du musst dich behandeln lassen, Debu Via.«
Zum ersten Mal klang das Wort Debu nicht abfällig aus ihrem Mund.
Ich nahm nicht mit Malaban Bri und den Bayen Etaan und S’twe an ihrem Treffen mit Chinion teil, sondern schlief in dieser Nacht fest auf dem Hof des Arbiyesku, trunken von fermentierter Maska-Milch. Die süße, kleine Savga lag zusammengerollt neben mir. Mit zusammengepressten Lippen, die Schultern vor Sorge zusammengezogen, hatte Fwipi mein Ohr behandelt, bevor ich ohnmächtig geworden war. Es war klar, dass sie Angst vor den gewaltigen Veränderungen in ihrem Leben hatte.
Ich suchte Malaban Bri auch am nächsten Tag nicht auf, ebenso wenig am folgenden. Meine Reise nach Liru, der Besuch bei meiner Schwester, meine leidenschaftliche Intimität mit Jotan und mein verdammenswerter Giftkonsum ließen mich zögern, mich an Gesprächen über Rebellion zu beteiligen oder auch nur in die Nähe Malaban Bris und seiner Bayen-Vebündeten zu kommen. Stattdessen drängte es mich mit Macht, erneut Kontakt zu den Leibeigenen der Brutstätte Xxamer Zu und dem Land selbst zu bekommen. Ich hatte das Gefühl, den protzigen Reichtum Lirus von mir abwaschen zu müssen, wollte mich von dem entschlossenen Lebewohl meiner Schwester Waivia erholen. Ich wollte Einfachheit, harte Arbeit und Kameraderie. Ich wollte spüren, wie mir ehrlicher Schweiß über den Rücken lief.
Ich musste mir meine Schwächen austreiben.
Also gesellte ich mich zu einer Holzfällergruppe, die im Buschland im Süden der Brutstätte kampierte, wo die Steppe bewaldeten Hügeln wich, die wiederum nach einigen Meilen zu vom Dschungel überwucherten Bergen anstiegen. Wir brauchten das Holz der Bäume, um die Feuer im Kokon-Lagerhaus in Gang zu halten. Ich ging davon aus, dass ich bei der Beschaffung dieses Feuerholzes am dringendsten gebraucht wurde.
Nach lautstarkem Protest fügte sich Savga schließlich und blieb bei Fwipi und ihrem kleinen Bruder Agawan im Arbiyesku. Piah begleitete mich zu den Holzfällern, aber nach einigen Tagen Schufterei verkündete er, dass er nicht so gern so weit weg vom Myazedo - Hauptquartier wäre, den Botenstallungen und den aufregenden Informationen über die Aufstände in Lireh, die dort täglich eintrafen.
Dumpfes Krachen, wenn die Axt in einen Baum drang. Schweißnasse Muskeln, die den Stahl unter einem düsteren, bewölkten Himmel schwangen. Klirren von Ketten, wenn die gefällten Bäume an Brutdrachen befestigt wurden. Grunzen von Drachen und
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