Das Gift der Drachen Drachen3
die Befehlshaber unserer Speerschleudern. Winden ächzten. Unsere Infanterie drängte voller Kampfeslust vor zu dem niedrigen, grasigen Hügel, auf dessen Kamm Kratts Infanterie bald auftauchen würde.
»Wenn Savga etwas zustößt …«, stieß ich heiser hervor. Aber niemand konnte mich hören.
In der Luft vor uns wimmelte es jetzt von grünen und rostroten Schuppen, von ausgebreiteten Drachenschwingen, die wie altes Kupfer schimmerten, während sich die Formation feindlicher Kampfdrachen immer näher heranwälzte.
Weitere acht Schwadrone Drachenflieger erhoben sich von Xxamer Zu und flogen dem Feind entgegen. Wir hatten knapp fünfhundert Drachen in den Kampf geschickt, fast unsere gesamten Drachenkämpfer.
»Sie haben keine Brandsätze dabei«, erklärte Malaban Bri grimmig. »Der Feind ist schon zu nah.«
Das wütende Trompeten der Krampfdrachen drang bis zu uns, dünn und hoch.
»Spannen!«, schrien die Befehlshaber der Armbrustschützen, und die tiefen, lauten Schreie wurden durch die Reihen der Männer weitergegeben.
Die gegnerische Streitmacht am Himmel war so nah, dass ich jetzt schon einige Reiter ausmachen konnte, die geduckt auf ihren Drachen lagen. Ich erkannte die feindlichen Banner an Hälsen und Bäuchen. Sie zeigten das grün-violette Emblem des Ranon ki Cinai, einen sich aufbäumenden Drachenbullen, der einen schwarzen Vogel auf einer ausgestreckten Klaue aufgespießt hatte.
Die erste, bereits dezimierte feindliche Schwadron befreite sich aus dem Luftkampf und flog auf uns zu. Schnell kam sie näher, immer näher …
»Los!«, brüllten die Befehlshaber, und eine Flut von Speeren und Pfeilen zischte heulend auf die feindlichen Drachen zu.
»Wo bleibt sie?«, brüllte Drachenjünger Gen und schlug sich an den Kopf.
Der Speer-und Pfeilhagel traf etliche Ziele. Feindliche Drachen stürzten mit zerfetzten Schwingenmembranen auf die Erde. Mir krampfte sich der Magen zusammen, und ich zuckte bei jedem Drachenschrei zusammen, der mir sagte, dass ein Geschoss sein Ziel getroffen hatte. So viel Tod, so viel Lärm!
Einige feindliche Drachen wichen unseren Speerschleudern und Armbrustschützen aus, flogen in einem großen Bogen am nordöstlichen Rand unserer Brutstätte entlang nach Süden.
»Sie werden sich hinter uns neu formieren!«, schrie ich. »Sie werden sich der Imperialen Armee anschließen, sobald sie uns erreicht hat!«
»Nein, die nicht«, knurrte Malaban Bri. »Aber vielleicht andere.«
Unsere beiden letzten Schwadrone starteten und verwickelten den nach Süden fliegenden Feind in einen Luftkampf.
»Einlegen! Spannen! Los!«
Noch mehr feindliche Drachen flogen einen Bogen um unsere Brutstätte, folgten dem östlichen Rand von Xxamer Zu nach Süden. Dann kamen mehr und noch mehr.
»Einlegen! Spannen! Los!«
Ich konnte kaum atmen.
»Sie muss sich zeigen, Blut-Blut! Die Prophezeiung sagt es!«, brüllte Drachenjünger Gen. Er verdrehte sein verbliebenes Auge und schäumte, während er sich das Haar raufte.
Ich drehte mich zu Malaban um. »Binde mich los!« Ich zitterte am ganzen Körper.
Malaban riss seinen Blick von der Schlacht los und sah mich an.
»Ich habe dir das Geheimnis der Drachen gebracht«, erklärte ich heiser. »Ich habe deine Schwester gerettet. Binde mich los!«
Der Himmel über Xxamer Zu war jetzt bedeckt von Drachen mit dem Banner des Tempels; und mit einem Donnern, als würde die Erde selbst beben, strömte Kratts beeindruckende Infanterie plötzlich über den grasigen Hügel nicht weit von uns und griff an.
»Binde mich los!«, schrie ich, als sich unsere Infanterie auf Kratts Soldaten stürzte. Die Männer brüllten, als hätten sie den Verstand verloren.
Unsere Schützen veränderten den Winkel der Speerschleudern; Winden wurden knarrend gedreht, Bolzen sausten durch die Luft und regneten auf den heranstürmenden Feind herunter. Männer schrien, als sie fielen, aber das Meer aus Feinden wogte immer noch auf uns zu.
Malaban zog seinen Dolch und durchtrennte das Lederband um meine Handgelenke. »Chinion, wir sollten hier verschwinden!«
Drachen stürzten sich auf uns. Armbrustschützen feuerten vom Boden aus auf sie, löschten einzelne Exemplare und ihre Reiter aus. Tiere kreischten, als sie getroffen herabstürzten und Soldaten unter sich zermalmten. Die Bänder fielen von meinen Handgelenken ab.
Der Schatten eines Drachen flog unmittelbar über uns hinweg.
»Runter!«, kreischte ich, während ich die Arme über meinen Kopf schlug und mich fallen
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