Das Gift der Drachen Drachen3
Meine Stimme klang brüchig, und ich hasste mich selbst dafür. »Setz sie auf eine Escoa, und schaff sie in den Dschungel!«
»Du glaubst wirklich, die Shedwen-dar würde das zulassen?«
»Glaubst du denn, sie würde erlauben, dass du Waivia etwas antust?«, konterte ich und griff ihn an.
Von meinen wilden Schlägen wurde er mehrere Schritte weit zurückgetrieben, erholte sich dann jedoch und griff mich seinerseits an, machte eine Finte und schlug wieder zu. Er mochte zwar von der Folter, die er während seiner Einkerkerung hatte ertragen müssen, geschwächt sein, und der Verlust eines Auges minderte seine Sehkraft, gewiss, aber er war immer noch doppelt so groß und schwer wie ich, und seine Arme hatten eine viel größere Reichweite. Deshalb konnte er sich trotz meiner Kampferfahrung, die ich in den Stallungen des Drachenmeisters von Re gesammelt hatte, mit Leichtigkeit gegen mich behaupten.
Wir trennten uns erneut, beide schwer atmend. Meine Arme zitterten. Mein Schwert musste mindestens tausend Pfund wiegen.
»Ich will dich nicht töten, Zarq«, keuchte er. »Leg deine Waffe nieder.«
Ich war verzweifelt und fühlte mich in die Enge getrieben. Es musste doch einen Weg geben, Waivia und meine Brutstätte zu retten …
Da hörte ich sie.
Savga. Sie kreischte.
Ihr markerschütternder Schrei wurde von der Vision begleitet, wie Agawan von schwieligen Djimbi-Händen auf einen steinernen Altar gelegt und sein kleiner, pummeliger Körper wie eine Opfergabe brutal dort festgebunden wurde.
Ich keuchte, und mein Schwert glitt mir aus den Fingern. Vor Schwindel schlug ich die Hände an den Kopf. Drachenjünger Gen war im nächsten Moment neben mir.
»Ich hätte dich mit einem Schlag töten können«, knurrte er und stellte einen Fuß auf mein Schwert, während Savgas Schreie und Agawans Weinen durch meinen Kopf hallten.
»Was hast du?«, fragte er scharf.
Voller Panik sah ich ihn an, während mir vor Kälte eine Gänsehaut über den Leib lief. »Kannst du es nicht hören?«
Er öffnete den Mund und erstarrte. Er schnupperte heftig, sog mit weit geblähten Nasenflügeln die Luft ein. »Was ist das? Wo …? Ein Hauch von Anderweltlichem …«
Mir verschwamm alles vor Augen, Drachenjünger Gen verschwand aus meinem Blickfeld, und ich sah erneut Agawan, der auf dem steinernen Altar weinte. Diesmal sah ich auch Savga, die sich heftig wehrte und sich kreischend in Djimbi-Armen wand.
Meine Sehkraft klärte sich. Die Schreie verstummten abrupt. Ich blickte in die Ferne, zum Zentrum der Brutstätte, zu den beiden weißen und der goldenen Kuppel des Tempels.
»Jemand hat Savga und Agawan entführt!«, stieß ich heiser hervor. »Sie befinden sich im Tempel. Sie werden sie auf dem Altar opfern.«
Er runzelte die Stirn. »Was?«
Malaban tauchte neben mir auf, schob seinen Dolch in die Scheide und warf Gen einen fragenden Blick zu, den der ignorierte. Gen erstarrte erneut; dann begann sein hagerer Körper plötzlich zu zittern wie der eines Hundes, der gleich zur Jagd von der Leine gelassen wird. »Ja, da, ein Hauch von Anderweltlichem liegt in der Luft …«
Ich riss mich von ihm los und lief zur Leiter. »Wir müssen zum Tempel, sofort!«
»Warte!«, schrie Gen. Ich blieb stehen, einen Fuß auf der ersten Sprosse.
Er bückte sich und hob mein Schwert auf. »Du hast etwas vergessen. Du wirst es brauchen, wenn wir auf Kratts Soldaten treffen. Aber wenn du es noch einmal gegen mich erhebst, bringe ich dich um!«
Wir rannten über einen grasigen Pfad, der zum Zentrum von Brut Xxamer Zu führte. Überall brannten Gebäude, Menschen flüchteten, schleppten ihre Habe mit; eine Reihe Rishi schleuderte Eimer mit Staub und Wasser auf die Flammen. Balken ächzten und knackten, und Soldaten, unsere und die von Kratt, kämpften überall in kleinen Gruppen miteinander.
Zwei Soldaten traten hinter einer Ziegelhütte hervor. »Tempel!«, schrien sie.
»Nashe!«, brüllte Gen. Ich stimmte atemlos in seinen Schrei ein, als ich mein Schwert hob.
Ich parierte einen Schlag, stieß zu, wirbelte herum und fühlte Stahl meinen Schenkel ritzen, so weich und kühl wie ein Schatten. Mein Widersacher war ein Hüne und völlig außer sich. Bei jedem Hieb schrie er: »Tempel! Tempel!« Sein Schrei schwoll mit jedem Mal lauter an.
Ich wehrte einen Schlag ab, der mich in die Knie zwang. Der Soldat hob sein Schwert …
… und Malaban Bri trat unter seinem erhobenen Arm hindurch und rammte ihm den Dolch in die Brust, durch den Spalt
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